11. Just take a deep breath.

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Ich versteckte mich immer noch in der Schule und führte eine Diskussion mit mir selbst. Ein Teil von mir sagte, dass ich einfach hier drin bleiben sollte und die Pause abwarten sollte, ein anderer Teil von mir sagte jedoch, dass ich zu Liam gehen sollte und mit ihm reden sollte. Die Diskussion dauerte aber nicht all zu lange, da ich irgendwie einsah, dass es besser war, wenn ich mit ihm reden würde, schließlich könnte ich ihm nicht ewig aus dem Weg gehen, zumindest nicht wenn ich mal wieder auf eine Party gehen wollte. Was zum Teufel redete ich denn da, ich ging nicht mal gerne auf Partys. Auf jeden Fall gewann der Teil, der sagte ich sollte mit ihm reden, natürlich der Teil von mir, der nicht der hellste war.

Auf dem Weg zu der Gruppe in der er stand malte ich mir aus, was ich sagen würde, natürlich würde ich das sovieso nicht sagen, jedoch beruhigte es mich ein wenig.
Dustin bemerkte mich als erstes. "Hey Jess!", rief er sofort als er mich sah und natürlich sahen alle anderen zu mir. Wow, und ich wollte eigentlich keine Aufmerksamkeit erregen. "Hey.", sagte ich ein wenig peinlich berührt, dann spuckte ich einfach aus was ich wollte.
"Liam, kann ich vielleicht kurz mit dir reden?", ich hörte deutlich wie ein paar Jungs etwas zueinander murmelten oder auch leise lachten. Liam sah mich ein wenig verwirrt an, willigte dann jedoch ein.
"Lass und hinter die Schule gehen.", sagte er dann und wir entfernten uns langsam von der Gruppe, die uns dämliche Sachen hinterher riefen, wie z.B. "Seit nicht zu laut" oder "Passt auf dass euch Amanda nicht sieht". Idioten.
Nach ca. zwei Minuten waren wir auch schon hinter dem Schulgebäude angekommen.
"Also, was wolltest du mit mir bereden?", fragte er und lehnte sich lässig gegen die Mauer.
"Ist das dein ernst?"
Er sah mich nur fragend an, deshalb redete ich weiter.
"Über die Party natürlich. Über Amanda.", sagte ich und starrte auf den Boden. Ich wollte wirklich nicht darüber reden.
"Ach, darüber." das war alles was er sagte. Keine Erklärung, oder irgendetwas.
"Genau.", sagte ich nach ein paar Sekunden Stille, die mich verrückt machte, "Also?"
"Ich weiß nicht was ich sagen soll.", gestand er.
"Ist Amanda sauer? Seit ihr noch zusammen?", ich weiß, dass ich den zweiten Teil vielleicht nicht so schnell fragen hätte sollen, aber ich wollte es umbedingt wissen.
"Sie war sauer, anfangs. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung."
"Okay.", ich atmete tief ein, "was bedeutet das für uns?"
Er sah mich an, sah mir tief in die Augen. "Ich weiß wieder nicht was ich sagen soll Jess. Also ich meine verstehe mich nicht falsch, ich mag dich wirklich und das sage ich nicht einfach so leicht vor mich hin. Ich habe noch nie für jemanden so schnell gefühlt wie für dich."
"Wo liegt dann das Problem?", fragte ich leise.
"Das Problem ist Amanda. Ich kenne sie schon ewig, unsere Eltern sind beste Freunde und waren überglücklich, als wir zueinander gefunden haben. Ich kann sie nicht so einfach verlassen."
Ich war sprachlos. Er hatte gerade nicht ernsthaft seine Eltern mit ins Spiel gebracht, vorallem mit diesem Grund.
"Aber du sagtest, dass du mich magst.", sagte ich nur.
"Und das tue ich auch!", er kam zu mir und stand nun genau vor mir, "Ich mag dich wirklich, wie schon gesagt, mehr als jeden anderen, aber ich kann einfach nicht. Wir können nicht zusammen sein. Bitte lass mich einfach in Ruhe, so wäe es am besten."
Nach diesem Satz drehte er sich um und ging.

Nachdem Liam gegangen war und mich einfach so alleine gelassen hatte, lehnte ich mich gegen die Wand und ließ mich langsam aber sicher auf den Boden hinunter fallen. Mein Gesicht legte ich in meine Hände und so saß ich dann erst mal für eine Weile. Mir war sicher, dass der Unterricht schon lange wieder angefangen hatte, aber dass interessierte mich recht wenig. Zuerst einmal musste ich verarbeiten, was Liam alles zu mir gesagt hat. Wir werden niemals zusammen sein. Niemals. Und in diesem Moment bemerkte ich, dass ich mich möglicherweise in ihn verliebt hatte. Und das nach ungefähr einer Woche. Wie ist so etwas möglich?

Ich hörte einer Art Klopfen, schreckte hoch und sah Collin. Er hatte mir seiner Faust an das Gebäude geklopft, als wäre es eine Tür.

"Hey, ich will dich ja echt nicht stören, in deinem Ich-zerschmilze-in-selbstmitleid-Trip, aber der Unterricht hat schon seit 10 Minuten wieder angefangen. Und soweit ich mich an meine Schulzeit erinnern kann, werden die Lehrer böse, wenn man nicht mit einem triftigen Grund kommt, wenn man zu spät ist."

Ich sah ihn nur ungläubig an. Was macht er hier?

"Was machst du hier?", sprach ich dann meinen Gedanken auch schon aus.

"Ich bin mit allen anderen hier her gekommen."

"Musst du nicht Arbeiten oder auf die Uni gehen oder wenigstens irgenetwas produktives machen?"

"Nö." er kam näher und setzte sich neben mich, in die gleiche Stellung.

"Und was willst du hier?"

"Das habe ich dir doch schon beantwortet, ich..", doch ich unterbrach ihn.

"Nein, was willst du hier, damit meine ich hier hier bei mir."

"Ich habe dich mit Liam hier hinter gehen sehen. Er ist wieder heraus gekommen, du jedoch nicht, deshalb wollte ich sehen, ob er dich vielleicht hier hinten gekillt hat oder ähnliches.", ein leichtes lächeln huschte über sein Gesicht. Mir war jedoch nicht zum lachen zu mute.

"Was ist denn passiert?", fragte er und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an. Warum mussten diese Jungs alle so tolle Augen haben?

"Nichts was dich angeht."

"Ach komm schon Jessica. Reden hilft doch immer, hab ich gehört."

"Ich möchte aber nicht mit dir darüber reden."

"Na gut.", er stützte sich mit den Händen am Boden ab und stand auf.

"Okay gut, warte.", sagte ich dann noch schnell, "Ich weiß nur nicht was ich dir erzähen soll."

"Okay, dann lass mich dir zuerst etwas erzählen okay?", er setzte sich wieder neben mich. Ich nickte und somit fing er an.

"Ich kann sie nicht ausstehen.", nachdem er sah, dass ich ihn fragend ansah, redete er weiter, "Ich meine Amanda. Ich mag sie nicht, also wirklich überhaupt nicht. Liam und sie spielen auf "Glückliches Pärchen", doch in wirklichkeit raubt sie ihm alles. Er ist nicht glücklich, dass kann ich sehen. Früher, gab es unsere Nächte, wo nur wir Jungs los gezogen sind. Das wurde gestrichen, sie möchte das nicht. Er würde es niemals zugeben, aber er ist wirklich nicht glücklich und das bringt mich um. Ich weiß, dass ich nicht gerade wie jemand rüber komme, dem irgendetwas interessiert, doch Liam ist mein bester Freund, schon immer und ich will nicht mit ansehen müssen, wie sie ihm sein Lachen klaut." Er hatte so schnell geredet, da er es wahrscheinlich hinter sich bringen wollte. Ich dachte er war fertig, doch da holte er tief Luft und redete weiter. Ich wusste gar nicht, dass er so viel reden konnte.

"Aber er war mit dir glücklich. Jeden Tag, wenn er dich sah war er wie verwandelt."

"Ich kann aber nichts an seiner Freundin ändern. Er hat mir gesagt, dass wir zwei niemals zusammen kommen werden, wegen Amanda."

"Das bekommen wir schon hin.", er stand wieder auf und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und er zog mich auf die Beine. "Ich überlege mir etwas.", sagte er noch, bevor er ging.

Collin war wie verwandelt. Ich hatte ihn kennengelernt, als dieses arrogantes Arschloch und jetzt? Jetzt ist er sogar...liebenswürdig.


Three sided love. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt