>>Eli<<
Es war ein spezieller Tag - also wenigstens für mich - und Mutter Natur zeigte sich von ihrer besten Seite, denn als ich aufwachte, da schien die Sonne bereits. Die Temperaturen waren angenehm mild. Ein goldener Oktobertag begrüßte New York. Hoffentlich blieb es auch so, denn es war der perfekte Tag für einen Besuch im Zoo.
Zu meiner großen Überraschung wachte ich früher auf als gewöhnlich, aber die Nacht war sowieso ruhelos gewesen. Sogar im Schlaf hatte ich an das anstehende Date gedacht und sogar davon geträumt. In meinem Traum hatte Rasmus meine Hand genommen, als wir vor dem Pinguin Gehege standen. Langsam hatte er mich an sich gezogen bis wir uns genau gegenüber standen. Brust an Brust! Sein Gesicht war näher gekommen, aber gerade als er mich küssen wollte war ich aufgewacht. Typisch! Immer dann wenn es interessant wurde. Ich glaubte nicht, dass dies an diesem Tag passieren würde. Gab es da nicht so eine Regel über das Küssen beim ersten Date? Von Dating-Regeln hatte ich nicht wirklich viel Ahnung, denn die paar Dates, die ich bisher gehabt hatte, waren nicht so besonders gewesen. Aber würde ich mich zurückziehen, wenn Rasmus versuchen würde mich zu küssen? Er hatte wirklich einen sinnlichen Mund, also konnte ich schlecht das scheue Reh spielen. Es wäre außerdem eine Verschwendung und es war auch schon eine Weile her, dass ich jemanden geküsst hatte. Etwas sagte mir, dass Rasmus ein guter Küsser war. Der Gedanke daran, wie er mich küsste bis mir schwindelig wurde und ich meinen eigenen Namen nicht mehr wusste, war wirklich verlockend.
Meine Kuss-Erfahrungen waren leider nicht die besten. Den ersten richtigen Kuss hatte ich mit vierzehn bekommen. Wir waren in Italien gewesen, um einige Familienmitglieder zu besuchen. Dad hatte uns die ersten beiden Wochen begleitet, aber dann wurde er geschäftlich gebraucht und so flog er zurück nach New York. Bryce, Nolan und ich blieben mit unseren Großeltern und zwei Bodyguards zurück. Cristina, die Schwester unserer Großmutter Moncia, lebte mit ihrer Familie in Siracusa auf Sizilien, nicht weit vom Strand entfernt. Wir verbrachten viel Zeit am Wasser. Und saugten die Sonne auf wie ein Schwamm. Und wir hatten einige Kinder aus der Nachbarschaft kennengelernt - unter anderem auch Filippo. Er war zwei Jahre älter als ich gewesen und wirklich süß. Einen Tag vor unserer Abreise zurück in die Staaten hatten wir uns heimlich am Strand getroffen. Wir saßen im warmen Sand und versprachen uns, in Kontakt zu bleiben, wie alle Kids in diesem Alter. Ich hatte ihm nicht erzählt, dass mein Vater ein wahrer Kontrollfreak war und es nicht schätzte, wenn ich unsere Adresse weitergab, also nahm ich nur das Stück Papier, dass er mir gab. Plötzlich hatte er sich vorgebeugt, mir eine lose Strähne meines Haars hinters Ohr gestrichen und seine Lippen sanft auf meine gedrückt. Es hatte sich wirklich schön angefühlt, aber als seine Zunge zwischen meine Lippen glitt und meinen Mund erkundete, da war es mehr wie der Schleudergang einer Waschmaschine. Wild und feucht. Nicht die Art von erstem Kuss, die ich mir erträumt hatte.
Die Jungs, die nach Filippo kamen, waren nur minimal besser. Ich hatte das Gefühl, dass Küssen für sie nur ein Mittel zum Zweck war. Es musste da draußen doch irgendwo einen Mann geben, der Küssen mochte. Die Intimität eines Kusses konnte so viel mehr sein. Ein Kuss ließ dich viel mehr fühlen als purer Sex. Du kannst alle deine Liebe und Leidenschaft, die du für den anderen empfindest, in den Kuss hineinlegen. Ihn sich geliebt und begehrt fühlen lassen. Es ist nicht nur umschmeicheln und spielen von zwei Zungen, sondern auch sanftes und liebevolles Nibbeln und Saugen. Verdammt, ich verlor mich selbst in der Vorstellung davon, wie es sein könnte, obwohl ich es leider nie so erlebt hatte. Aber eines Tages wollte ich genau so geküsst werden. Das verdiente ich einfach!
Laney und ich hatten drei Stunden damit verbracht zu diskutieren, was ich für mein Date anziehen solle. Es sollte etwas bequemes sein, da ich es ja tagsüber schon tragen musste. Ich hatte so viele Kleidungsstücke anprobiert und nichts hatte uns wirklich beide überzeugt. Viele meiner Klamotten waren von namhaften Designern, aber da Rasmus kein Kind reicher Eltern oder gar ein selfmade Millionär war, wollte ich nicht wie eine Schaufensterpuppe aussehen. Er sollte nicht den Eindruck gewinnen, dass ich mich selbst durch teure Kleidung, Accessoires oder haufenweise Geld definierte. Das interessierte mich nicht und war mir auch nicht wichtig. Ich konnte nichts dafür, dass ich in dieser Welt aufgewachsen war, aber ich hatte mir auch oft vorgestellt, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn mein Vater einen ganz normalen Job mit einem geringerem Verdienst, wie zum Beispiel ein Lehrer, Bäcker, Elektriker oder Buchhalter, gehabt hätte. Wir wären nicht auf eine Privatschule gegangen und vielleicht wäre es auch schwierig geworden überhaupt die Universität zu besuchen, denn das konnten sich viele Familien einfach nicht leisten, aber das bedeutete ja nicht zwangsläufig, dass wir deswegen unglücklich gewesen wären. Alle Menschen, die sagten, dass sie tonnenweise Geld haben und glücklich sind, lügen. Geld macht dich nur für einen gewissen Zeitraum glücklich, ansonsten bereitet es meistens nur Probleme. Du hast haufenweise Freunde, die sich in deinem Licht sonnen. Sie bleiben nur so lange an deiner Seite, wie du sie an deinem Reichtum teilhaben lässt, in dem du ihnen immer mal wieder etwas schenkst. Wenn du sie eines Tages aber wirklich mal brauchst, dann haben sie keine Zeit oder interessieren sich nicht für deine Probleme und Sorgen.
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Kiss of Darkness
Storie d'amoreEli ist die Tochter eines reichen mächtigen Geschäftsmannes, der niemals ein NEIN als Antwort akzeptiert. Er kontrolliert wen immer er will, auch seine Kinder. Dies ist ein Grund, warum sie so schüchtern und zurückhaltend ist. Ein weiterer Grund ist...