Kapitel 17

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• ruby's pov •

Der Weg war lang und dauerte lange. Jack wurde immer schwächer und wenn wir ihn nicht gestützt hätten, wäre er schon zweimal zusammengebrochen.
Es tat mir in Herzen weh, ihn so schwach und verletztlich zu sehen. Ich sah und spürte seine Schmerzen und wie er dagegen ankämpfte. Die silbernen Adern hatten nun schon seinen Hals erreicht und es ging hier um vielleicht fünf Minuten, die er noch zu leben hatte.

Auch mich verließen die Kräfte und ich wollte garnicht erst wissen, wie es dem Aclatis ging. Jack war nicht gerade leicht.

Plötzlich fing mein Mate an zu husten, beugte den Kopf nach unten und spuckte rotes Blut vor sich auf den Boden. Mit aufgerissenen Augen klopfte ich ihm heftig auf den Rücken, um das Dauerhusten zu unterbrechen. Doch Jack hustet weiter und es bildete sich ein kleine Blutlache unter ihm. Seine Beine gaben nach und bevor Aclatis oder ich reagieren konnte kniete er hustend und keuchend auf dem Boden.

Ich setzte mich neben ihn und streichelte ihm beruhigend über den Rücken, in der Hoffnung er würde sich bald beruhigen. Wähernd ich das tat, spürte ich wie jegliche Körperwärme ihn verließ und er immer kälter wurde. Die Blutlache wurde mit jedem Tropfen Blut größer. ,Nein!', schrie Lupa entsetzt in meinem Kopf auf. ,Nein!'
Wir beide wussten, dass dies sein Ende war.

Unerträgliche Schmerzen durchzuckten mich und ich unterdrückte einen Schrei. ,,Ru...Ruby!" Jack drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung und mir wurde schlecht bei seinem Anblick. Blut tropfte aus seinem linken Mundwinkel, seine Augen waren rot und hatten ihren Glanz verloren. Sein Kinn war nicht mehr blass, es war blutrot. Hustend setzte er weiter an zum Reden.

,,I..Ich...li..liebe...dich...Ru...Ruby." Bei diesen wurde mir ganz warm ums Herz und ich war kurz glücklich, bis mir bewusst wurde, dass dies seine letzten Worte waren. Er wollte weiterreden, doch seinem Mund entwich ein Husten. Zaghaft legte ich meinen Zeigefinger auf seine blutigen Lippen und hauchte: ,,Ich liebe dich auch, Jack." Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er sah mich verliebt an.

Mein Blick huschte von seinen hasselnussbraunen Augen zu seinen samtigen Lippen. Ich lehnte mich ein Stück vor und unsere Gesichter kamen sich immer näher. Jack beugte sich etwas umständlich nach vorne und schloß die letzten Millimeter zwischen uns. Als wir uns küssten, durchströmten mich Glpcksgefühle und mein Herz raste so schnell, dass ich dachte, es würde jede Sekunde herausspringen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Salsa und schlugen Saltos.

Doch so schön der Moment auch war, er verging viel zu schnell. Doch nicht, weil die Luft zu knapp wurde, nein. Jacks Körper unter mir erschlaffte, wurde kalt und sank zu Boden in die Blutpfütze. Ich riss meine Augen auf und starrte seinen leblosen Körper an. Die Silberadern hatten nun sein Herz erreicht.
,,NEIN!", schrie ich voller Schmerz, Wut und Trauer auf. ,,Nein!" Diesmal leiser, verletzter, einsamer. Jack war weg. Tot. Für immer. Nichts und niemand konnte ihn mehr zurückholen. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wollte nicht, dass Jack tot war. Er durfte nicht.

Er ist wegen mir tot. Wäre ich nicht weggelaufen, wäre er mir nie gefolgte, hätte mich nie gerettet und wäre jetzt nicht tot.

Heiße, salzige Tränen bahnten sich einen Weg über meine rosaroten Wangen. Einige landeten auf seinem blutgetränkten Körper. Er war nach hinten gefallen, sodass seine ausdruckslosen Augen gen Himmel starrten. Wie, als suche er schon nach einem freien Platz dort oben.

Mit seinem letzten Herzschlag breitete sich gähnende, unendlich schwarze Leere aus. ,Ruby. Weine nicht. Ich mache eine große Ausnahme für dich, meine Erbin.'
Die Stimme der Mondgöttin hallte klar und deutlich durch meinen Kopf. Was meinte sie bloß damit?

Ich verdrängte diese Frage in mein Unterbewusstsein und schloß behutsam Jacks Augen. Jack. Mein Mate. Tot. Tot. Tot. Tot. Der Tod.

Dieses schreckliche Wort, dass ein ganzes Leben in einem einzigen Wimpernschlag beenden konnte, wiederholte ich immer und immer wieder. Das Wort war stumpf, ohne jegliche Gefühle, ohne auch nur einen Hauch von Mitleid. Nichts.

Ich merkte nicht, wie eine letzte Träne auf seine immer kälter werdende Brust tropfte. Dort, wo Jacks Herz sich befand.

Die Träne war nicht durchsichtig und brannte nicht wie Alkohol auf einer offenen Wunde. Nein.

Sie war silbern.

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Hi. Bitte bringt mich jetzt nicht um, denn sonst erfahrt ihr nicht, wie es weitergeht...😂

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