Kapitel 1

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Da waren Stimmen.
Laute.
Ich spürte Unbehagen.
Ein Gespräch.
Das alles in weiter Ferne.
Andere.
Sie waren neben mir, standen um mich herum, dann doch wieder in der unendlich scheinenden weiten Ferne.
Ich verstand nichts davon.
Versuchte es.
Es half nichts.

Nun wieder Stille.
Breit.
Lang.
Unendlich.
Angenehm.
Dann wieder Unbehagen.
Da erneut kam jemand, ich wusste nicht wer, erkannte es nur an der leichten Vibration des Bodens.

Mit aller Kraft versuchte ich mich auf zu setzen, in seine, oder auch ihre Richtung. Doch vergeblich.
Es war schmerzhaft.
Alles schmerzte, mein ganzer Körper.
Nun verstand ich Bruchstücke, kleine nur, einzelne. Es waren zwei, die sich unterhielten.

,,Wird... gesund.. ?"
Zwischendurch rauschte es, ich nahm an, dass er oder sie mehr sagte, das dies was ich verstand nur ein Bruchstück des gesamten Gesprächs war. Da war mehr. Ganz sicher.
Den Satz des Gegenübers verstand ich nun komplett, ich war ziemlich sicher, dass das Gegenüber eine sie war. ,,Ja. Ganz sicher. Aber lass ihr die Zeit, die sie braucht." Einen Moment dämmerte ich weg, wachte aber gleich daraut wieder auf. Jemand rief. Einen Namen. Wer war das. Ich knurrte ein wenig.

,,Feyre."

Da. Wieder dieser Name. Doch was bedeutete er? Wem gehörte er?

,,Feyre."

Fast unbewusst, reagierte ich, versuchte erneut aufzustehen und diesmal gelang es.

,,Feyre."

Da, der Name, ausgesprochen von einer der beiden Wölfinnen vor mir.

,,Feyre. Wach auf."

Wieder und wieder wurde der Name gerufen. Blieb eine Frage offen, wem gehörte er?

,,Feyre!"

Mit einem Ruck war ich aufgestanden, hatte die Augen aufgeschlagen und fixierte mit den Krallen die Person vor mir. Ich befand mich in einer großen geräumigen Höhle. In den Wänden waren.. kleine Einkerbungen.. Dort befanden sich.. Ich grübelte, suchte nach dem Wort. Kräuter! Kräuter, das befand sich dort. Als die Wölfin gegenüber erneut diesen Namen aussprach, fauchte ich unwillkürlich genervt und sprang einen Schritt auf sie zu. Mit ausgefahrenen Krallen. Mein Körper schien gute Reflexe zu haben, ich war scheinbar gelenkig, spürte die Energie die in meinen Adern pulsierte. Es war ein Reflex gewesen, nur ein Reflex, ich betonte es nochmal in Gedanken, besonders als ich den jetzt ängstlichen Blick der Wölfin sah.

Unwillkürlich war sie einen Schritt zurück getreten. Als ich sie ein wenig anlächelte, lächelte sie zurück, aber jedoch sehr vorsichtig. Warum hatte sie nur solche Angst vor mir?? ,,Hey, alles gut." Ich konnte ihr ansehen, dass sie meinen Worten nicht glaubte, sagte aber trotzdem nichts. Obwohl es mich seltsam bedrückte, blieb ich bei meiner Entscheidung. Es war schließlich die ihrige wem sie vertraute und wem nicht. Im Versuch höflich zu wirken, lächelte ich sie abermals an. ,,Ähm. Hallo." Das fande ich, ein ganz guter Anfang. Vielleicht wusste sie ja, wer diese Feyre war. ,,Du hast doch vorhin oft diesen Namen gesagt, Feyre, wer ist das, bist das du?" Irgendwie kam mir dieser Name bekannt vor, irgendwoher kannte ich ihn. Ich wusste nicht, woher genau, doch ohne Zweifel, es war ganz sicher so.

Kurz grübelte ich, nach einer weiteren Frage, grübelte und sog erschreckt die Luft aus und ein. Wer war ich? Leider wusste ich es nicht mehr. Mein Name. Mein Name. Irgendwo musste er sich doch befinden. Ich durchstöberte fieberhaft mein Gedächtnis, doch da war nichts. Gar nichts. Keine Erinnerungen. Nur Leere. Nur mein Kopf tat weh.

Ich war stehen geblieben, während des Nachdenkens vermutlich, doch dann sah ich wie der Schwanz der Wölfin aufgeregt am Boden peitschte. Sie hatte den Bau verlassen und eine große flache Wiese betreten, auf der ebenfalls mehrere Höhlen standen. Etwas abseits davon floss ein Fluss. ,,Kommst du jetzt?" Auffordernd sah sie mich an. Viele verschiedene Wölfe liefen um uns herum, ich sah große, mittlere, sogar kleine Jungen, die sich übermütig balgten. Nun wagte ich es auch meine Frage zu wiederholen. ,,Wer ist Feyre?"

,,Ich fasse es nicht, Feyre, das bist du!" Einen Moment lang war ich kurz erschrocken, doch dann stellte ich es fest. Der Name passte und war zudem auch noch sehr schön. Feyre. Im Geist sprach ich die verschiedenen Laute aus. Feyre. Feyyyre. Feyre. Die braune Wölfin vor mir hielt immer noch meinem Blick stand.
Traurig blickte sie mich an, in ihren Augen spiegelten sich scheinbar Erinnerungen. Erinnerungen die sie mit Feyre, nein mit mir, rasch korrigierte ich mich, erlebt hatte. Das war Vergangenheit und nicht mehr da. Ich hatte Mitleid mit ihr, das war dann sicher ein schlimmes Gefühl.  Doch irgendwie fühlte ich mich sonst monoton. Ich verspürte auch kein Unbehagen über die Situation, da war, außer Mitleid, da war... Nichts.

,,Wer bist du?" Wieder fragte ich etwas, wieder antwortete sie nichts. ,,Wer bist du?" Erneut wiederholte ich meine Frage. Nachdem sie kurz zögerte, lächelte die Wölfin versonnen. ,,Man könnte so sagen... Wir hatten immer..." Erneut zögerte sie.

,,Was?" fragte ich. ,,Was hatten wir denn.."
,,Wir hatten immer viel Spaß zusammen."
Ihre Worte lösten ein seltsames Unbehagen in mir aus, ein Gefühl, ich wusste aber nicht was. War es Freude? Glück? Sehnsucht? Und eben aus diesem Gefühl heraus, beschloss ihr zu glauben. ,,Aber wer bist du denn nun?" Es war kein besonders kluger Schachzug von mir, denn ihr buschiger brauner Pelz stellte sich auf als sie frustriert rief: ,,Lunar, nochmal, ich war deine beste Freundin! Mein Name ist Swea! Was haben wir nicht alles zusammen gemacht! Kannst du dich wirklich an nichts davon erinnern?" Beim letzten Satz flehte sie fast, ihre braunen Augen trafen bittend auf meine. Mein Schweigen schien sie als Antwort zu werten, denn sie rannte leichtfüßig und frustriert davon, während ich alleine zurück blieb. Lange blickte ich Swea nach, beobachtete so lange, bis sie schließlich in der Ferne des Lagers verschwand.
                  
                                  *
,,Feyre?"

Hinter mir tauchte eine andere Wölfin auf. Bevor ich mich umdrehte erkannte ich es schon. Sie war deutlich älter und größer als Swea. Sie hatte einen dünnen hellbraunen Pelz und an ihrem Bauch war das Fell weiß. ,,Und bist du wieder gesund?" Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht, doch auch sie hielt einen Schritt Abstand. Warum denn nur? Wieder gesund. Prüfend dachte ich nach und ließ ihre Worte Revue passieren. Wieder gesund.. Nachdenklich blickte ich sie an, das könnte der Grund sein. Vielleicht hatte ich einen Unfall.. Vielleicht war das der Grund, warum ich mich an nichts erinnern konnte. Fest entschlossen trat ich noch einen Schritt auf sie zu. Diese Wölfin war vielleicht die einzige, die mir Antworten geben konnte, auf alle Fragen, die ich hatte. Doch.. vielleicht.. Swea auch. Schuldbewusst dachte ich an die hübsche Wölfin, die ich irgendwie vergrault hatte. Und nun hatte ich die Chance auf Antworten und wollte sie gut nutzen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2020 ⏰

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