Kapitel 18

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ruby's pov


Und plötzlich empfing mich eine unendliche Schwärze. Ich fiel in das stockdustere Loch und verlor jeglichen Orientierungssinn. Ich versuchte, nach Hilfe zu rufen und zappelte wild mit Armen und Beinen in der Luft rum. Aber ich spürte nichts. Ich konnte nichts sagen. Es war alles totenstill um mich herum.

Und dann war da auf einmal ein grellweißer Blitz, der die Dunkelheit für eine Millisekunde erhellte und schließlich alles weiß wurde, bis ich mich wieder auf der Lichtung befand, auf der ich zum ersten Mal auf die Mondgöttin getroffen war.

,,Schön, dass du da bist, Ruby", begrüßte sie mich mit ihrer engelsgleichen Stimme. Luna ließ much erst garnicht zu Wort kommen. ,,Ich habe nicht viel Zeit. Wir haben nicht viel Zeit. Dinge werden sich ändern und Menschen auch, aber das Leben geht weiter, verstehst du? Du muss weiterleben. Für dein Rudel. Für deine Familie. Für deine Freunde. Für Jack. Mach sie stolz. Kämpfe."

Traurig sah ich zu Boden. ,,Jack ist tot", teilte ich ihr die herzzerreißende Nachricht mit. ,,Wir werden sehen  . . .  Nun musst du zeigen, wer du bist und alles was dir lieb und wichtig ist, beschützen musst. Vertrau mir, alles wird gut."

Ich konnte ihren Worten keinen Glauben schenken und dies schien sie auch zu bemerken, denn während ihre Stimme immer leiser wurde und sich entfernte, wiederholte sie wie ein Mantra die Worte Kämpfe und Alles wird gut.

Wie gerne würde ich ihr doch glauben. Aber ich spüre keinen Glauben, keine Hoffnung. Ich spüre nichts. Es fühlt sich komusch an, aber da ist einfach nichts, was bei mir Emotionen auslösen könnte. Es gibt keinen Grund mehr auf dieser Welt zu verweilen. Deshalb stecke ich nun in dieser unendllichen Weiße. Alles weiß. Alles.
Weiß steht für Frieden.
Ich empfinde keine Frieden.

Mit einem mal wurde alles wieder dunkel. Schwarz. Und ich wurde wieder in die Tiefe gezogen. Vielleicht ist das ja jetzt endlich mein Ende  . . .

***

Die Schwärze wollte nicht enden und ich akzeptierte, dass dies nun der Tod ist. Einfach schwarz. Ohne Raum und Zeit. So ruhig.

Mein Herz schlug immer langsamer, mein Atem ging flacher und meine Werwolfkräfte verließen mich. Die Verbindung zu Lupa und Luna brach ab. Jetzt fühlte ich mich nur noch wie eine leere Hülle.
  Das schwarze Nichts verschluckte mich, wie ein Halsbonbon.

Meine Arme und Beine waren nach oben - oder war es unten? - gerichtet und bewegten sich wie in Zeitlupe einige Millimeter.
  Mein Rücken formte einen Bogen und meine brauen Haare bildeten einen Kranz um mein bleiches Gesicht. Meine meerblauen Augen waren wie in Trance weit aufgerissen und starrte nach oben  . . .  oder unten. Ich konnte mich nicht bewegen.

Dann kamen mir wieder die Worte der Mondgöttin in Sinn.

Kämpfe.

Das hatte sie gesagt. Ich sollte kämpfen. Ich gehorchte ihrem Befehl und sträubte mich mit aller Kraft hartnäckig gegen den Fall. Doch was sollte ich tun?
  Dann spürte ich, wie wieder Leben in meinen Körper kam. Verzweifelt strauchelte ich mit den Armen rum und zappelte wild mit den Beinen.

Ich sah etwas hell aufblitzen. Ein Licht. Vielleicht ein Ausweg?

Es kostete mich alle Energie, zu dem kleinen Punkt zu ,,schwimmen". Meine Schwimmbewegungen waren abgehackt und kraftlos, aber ich versuchte es weiter.
  Mit jeder Bewegung kam ich dem Fleck näher und näher.

Nach einer halben Ewigkeit und nur nich einem letzten Fünkchen Kraft, erreichte ich das Licht endlich. Es war gleißend hell und umschloss mich wie ein weißer Plastikhandschuh.

Ich hatte ein Déjà-vu, als um mich herum wieder alles weiß war. Schon erwartet ich, dass ich wieder auf meine Meisterin treffen würde, doch da war nichts und niemand. Ich war schon wieder alleine.

Gerade, als ich die Hoffnung auf einen Weg zurück aufgegeben hatte, durchfuhr mich ein heftiger Ruck und plötzlich wurde wieder alles schwarz.

Im Ernst jetzt? Warum immer zwischen schwarz und weiß wechseln? Das ergibt doch garkeinen Sinn!
  Ich verfluchte mein Unterbewusstsein für dieses verwirrende, zweitönige Farbenspiel.

Doch diesmal fiel ich in kein Loch. Ich stand und rührte mich nicht. Wartete. Auf was? Keine Ahnung.
  Und dann war da wieder dieser Ruck. Verärgert schloss ich die Augen und wartete wieder.

***

Ich schnappte nach Luft und öffnete meine Augen. Zu helles Sonnenlicht strahlte mir in die Augen und ich kniff sie fest zusammen.

Wo bin ich?

Ich bermerkte etwas weiches unter mir, also lag ich wohl auf einer Matratze in einem Bett.
  Ein leichter Druck auf meiner linken  Hand machte sich bemerkbar und ich drehte meinen Kopf in die Richtung und betrachtete die Person.

Sie kam mir sehr vertraut vor.
   Dann fiel mir plötzlich wieder ein, wer es war  . . .

Alpha TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt