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„Natalie?" Die Stimme erkannte ich gleich.

„Ähm, ähm, jetzt nicht. Ich, ... ich muss noch ganz fix was fertig machen. Ich komm nach dem Mittagessen in dein Büro, ok?", sagte ich, ohne ihn anzusehen.

„Ok." Er klang sichtlich enttäuscht. „Dann bis nachher."

„Bis dann." Im selben Augenblick versteckte ich mich in meinem Büro. Hier würde ich auch über die Mittagspause bleiben. Das war sicherer für mich. Auf das Geläster meiner neuen Kollegen hatte ich so gar keine Lust. Im Moment würde ich das einfach nicht ertragen. Es war schlimm genug, Nicolas als Chef zu haben.

Vielleicht sollte ich Lucie anrufen und sie um Rat fragen? Naja, was sollte sie mir sagen? Zudem war es unglaublich peinlich. Weißt du, der Typ, den ich gestern geküsst habe, der ist übrigens mein Vorgesetzter. Zumindest habe ich jetzt seine Kontaktdaten. Unmöglich mich so zu blamieren. Selbst vor meiner besten Freundin nicht.

So, noch einmal scharf nachdenken. Im Grunde genommen gab es zwei Möglichkeiten.

Entweder, ich versuchte Nicolas zu verklickern, dass das gestern ein Ausrutscher war und dass wir maximal Freunde sein könnten, wenn überhaupt. Was zur Folge hätte, dass er mich für sein Leben lang hassen würde. Immerhin wollte er ständig mit mir sprechen und es war ihm offensichtlich auch nicht unangenehm zuzugeben, dass wir uns bekannt waren.

Möglichkeit Nummer zwei wäre, dass ich einfach kündigen würde und Nicolas auf ein zweites Date zu mir einladen würde. Die Frage, die sich daraufhin stellte, war allerdings, wie ich dann meine Miete und überhaupt meinen Lebensunterhalt bezahlen sollte, so ganz ohne festes Einkommen. Das hier war ein kleines Dorf und ich war schon beim größten Unternehmen der Region angestellt. Die einzige Option wäre, erneut umzuziehen und woanders mein Glück zu versuchen. Weit weg von Lucie, höchstwahrscheinlich irgendwo, wo ich niemanden kannte. Wie sollte ich das nur Lucie beibringen? Ich wollte auch gar nicht wegziehen. Mir gefiel es hier gut. Nochmal den ganzen Stress des letzten Monats? Nein danke! Außerdem war es ganz und gar nicht sicher, ob das zwischen Nicolas und mir etwas werden würde. Wenn ja, waren die Chancen immer noch sehr hoch, dass es bald wieder auseinander gehen würde. Nein, ich würde nichts mehr für einen Typen aufgeben. Den Fehler hatte ich schon einmal gemacht. Nie wieder!


Froher Neuanfang!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt