Kapitel 8

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Jane wachte mit einem schmerzenden Rücken auf und brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, wo sie sich befand. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und sie konnte Poster von den Red Sox an den Wänden erkennen. Sie scannte weiter den Raum und entdeckte Frost auf seinem Bett, schnarchend. Jane streckte sich, um ihre steifen Knochen ein wenig zu entspannen und fischte kurze Zeit später ihr Handy unter ihrem Rücken hervor. Keine Nachricht von Tommy oder Frankie, Jane seufzte glücklich auf. Heute musste einer dieser Tage sein, an denen ihr Vater nichts trank, auch das kam vor. Sie scrollte durch ihre Nachrichten, zwei von Grant und eine von Chloe. Von keinem der beiden wollte sie eine Nachricht bekommen, geschweige denn, lesen. Grant laberte seinen üblichen Müll, hin- und hergerissen zwischen flirten und beschimpfen. Chloe dagegen, zeigte deutlich ihr Interesse an Jane, sie wollte sich tatsächlich mit ihr treffen, so wie von Frost angekündigt. Ohne zu antworten, steckte sie ihr Handy weg und legte sich ein Kissen unter den Kopf. Sie zog die Decke hoch bis zu ihrem Kinn und versuchte wieder einzuschlafen. Ihr Wochenende hatte sie sich anders vorgestellt. Bevor Maura ihr freigegeben hatte, sah ihre Planung komplett anders aus. Scarlett wollte undbedingt mit Jane schwimmen gehen, woraufhin Mattheo freudestrahlend seine Badehose hervorgeholt hat und deutlich machte, dass er auch mit ins Schwimmbad wollte. Maura kriegte sich vor Lachen gar nicht mehr ein als sie Mattheo in Badehose und Schwimmflügeln in seinem Zimmer entdeckte. Janes Lächeln wurde bei diesen Gedanken immer breiter, sie verbrachte gerne ihre Zeit bei Dr. Isles Familie. Die Erlebnisse in Mauras Heim hielten Jane noch einige Zeit wach, doch irgendwann schlossen sich doch ihre Augen und sie verfiel in einen tiefen Schlaf.

Der Geruch von frischen Kaffee und Orangesaft weckte Jane. Sie öffnete ihre Augen nur minimal und entdeckte Frost mit einem Frühstückstablett, auf dem auch eine Rose lag. Innerlich stöhnte Jane auf, doch für einige Zeit mimte sie noch die unwissende Schlafende. Frost wurde immer lauter und irgendwann konnte sie ihre Fassade nicht mehr aufrecht erhalten, also gähnte sie laut und setzte sich auf. Frosts weicher Blick lag auf ihrem Gesicht, grinsend griff sie nach dem Kaffee: „Was für ein Service Frost. Kriegt das jede Frau die bei dir aufwacht?" Sein Gesicht verdunkelte sich für eine Sekunde, doch dann setzte er ein breites Grinsen auf und entblößte seine weißen Zähne. „Natürlich", Mehr sagte er nicht, doch Jane erahnte was hinter seinem Wort lag. Er schaltete seinen Fernseher ein und schaute die Nachrichten, während Jane ihr Frühstück aß. Immer wieder schaute er Jane von der Seite an, was ihr selbst irgendwann zu viel wurde. Er studierte ihre Mimik, Gestik, einfach alles. Jane fühlte sich zu beobachtet. Langsam stand sie auf, suchte ihre Sachen zusammen und schnallte sich ihren Rucksack auf den Rücken. „Musst du schon los?", fragte er. Jane runzelte die Stirn, fuhr sich mit der Hand über den Nacken und nickte: „Ja, ich habe Tommy versprochen ein paar Bälle mit ihm zu werfen." „Und was ist mir Chloe?", Frost fragte das aus reiner Neugier. „Ich habe ihr noch nicht geantwortet. Keine Ahnung. Ist heute nicht die Party bei Willson?", wich sie aus. „Stimmt. Sehen wir uns dort? Sag doch einfach Chloe sie soll dorthin kommen, dann bist du nicht mit ihr alleine", Frost atmete stark ein uns aus, sie würde nicht den Abend mit Jane alleine verbringen. Chloe müsste mit einer Party vorlieb nehmen und mit Frosts Anwesenheit. Jane bemerkte nicht wie Frost grübelte und nichts von ihrer Antwort mitbekam.
Zwanzig Minuten später öffnete sie die Haustür, lauschte und hörte nichts. Beunruhigt ging sie in die Küche, niemand war da, im Wohnzimmer war auch niemand. Als sie sich der Terrasse näherte, hörte sie ihren kleinen Bruder jauchzen, Frankie lachte hysterisch. Jane lugte um die Ecke und entdeckte ihren Vater mit ihren Brüdern im Garten. Frank warf seinem jüngsten Sohn Bälle zu, der sie immer wieder verfehlte. Frankie schien das sehr zu amüsieren, doch spielte selbst nicht mit. Jane sah ihm an, dass er Schmerzen hatte. Sie beobachtete wie er immer wieder an seinen Ellbogen griff, meistens dann wenn Tommy zum Schlag ausholte. Jane wusste von seiner Verletzung, sie wusste aber auch, dass er seinen Vater nicht enttäuschen wollte. Ob Tommy deswegen mit seinem Vater Bälle schlug? Eigentlich spielte Tommy nie Baseball, achselzuckend ging Jane zurück in die Küche, um sich einen weiteren Kaffee zu machen. In der Küche traf sie auf ihre Mutter, die heute wesentlich entspannter wirkte als die ganze letzte Woche: „Janie! Da bist du ja! Wo warst du? Bei Barold?" „Lass Frost bloß nicht hören, dass du ihn bei seinen richtigen Namen nennst", lachte Jane. Angela kniff ihrer Tochter in die Seite und wühlte im Kühlschrank. „Hast du Lust mir bei den Gnocchi zu helfen?", Angela hoffte ein paar unbefangene Stunden mit ihrer Familie verbringen zu können, allein um die Ereignisse der letzten Woche zu vergessen. Frank hatte einen seiner klaren Tage, dafür war Angela unheimlich dankbar. Sie wollte es so lange genießen, wie sie nur konnte. Außerdem freute sie sich Zeit mit Jane zu verbringen, die es sehr mitnahm, was zu Hause passierte, auch wenn sie es nie aussprach. Angela würde am liebsten alles aus den Köpfen ihrer Kinder löschen, doch leider konnte sie das nicht. Sie wusste, dass Jane immer für ihre Brüder da war. Jane mimte immer die Starke, typisch ihre Tochter. Jane holte die Kartoffeln aus der Vorratskammer und begann sie zu pellen, Angela nahm das als ein „Ja" auf. Schweigend begannen sie zu kochen, eigentlich ging es immer laut und turbulent im Rizzoli-Haushalt zu, doch die Stimmung der letzten Woche, verdunkelte die lebensfrohe Art der Familie sehr. Jane ertrug die Stille nach einer Weile nicht mehr und schaltete das Radio ein, Angela kommentierte es nicht sondern summte zum Klang des Liedes mit. Eine Stunde später kamen Frank und die Jungs wieder nach drinnen, Frank konnte seinen beiden Frauen nicht in die Augen schauen. Zu sehr schmerzte ihn die Erinnerung an die Tage zuvor, seinen Ausbruch gegenüber seine Frau und Tochter. Tommy plapperte munter vor sich hin, so wie er es immer tat, als würde er die Anspannung im Raum nicht bemerken. Frankie blickte immer wieder zwischen seinem Vater und seiner Mutter hin und her, er spürte, dass etwas vorgefallen sein musste. Doch nach einer Weile lockerte sich die Stimmung, genügend, um Scherze zu machen, Spiele zu spielen. Gegen 20 Uhr machte Jane sich fertig für die Party, Chloe würde auch kommen, Jane hatte es nicht übers Herz gebracht sie einfach zu ignorieren. Über den ganzen Tag schrieb sie ihr mehr als 10 Nachrichten, weswegen Jane ihr irgendwann einfach eine Adresse und Uhrzeit schickte, jedoch erwähnte sie nicht, dass auch viele Andere dort sein würden.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt