Kapitel 157 - Ordensschwestern

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Marlena saß etwas abseits von deren Reisegefährten und blickte nachdenklich auf die schillernde Klinge von Klimpertod. Ihre Eltern hatten ihr die seltene Waffe aus der Ostmark geschickt. Über den Spiegel hatten sie ihrer Tochter mitgeteilt was Angela ihnen enthüllt hatte und dies hatte nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die junge Halbling sich besser fühlte.
Es war eine unbehagliche Vorstellung, dass in der bevorstehenden Schlachten viel von ihr abhängen würde. Marlena musste innerlich bitter auslachen als sie ihren eigenen Gedanken lauschte. Schlacht! Wer hatte etwas von einer Schlacht gesagt? Wie kam sie überhaupt darauf, dass ihr ein großer Kampf bevorstand?
"- Vielleicht weil dir diese merkwürdige Kräuterhexe Klimpertod geschickt hat." - mutmaßte Alonvy. Die Weise Drachendame beobachtete ihrer Reiterin von der Klippe aus an deren Fuß die Reisegruppe lagerte. Die Felsen enthielten an dieser Stelle sehr viel Blei und so verbrauchten die Schutzwälle, wie die Drachenreiter und ihre Begleiter vor der unsichtbaren Kraft bewahrten, nur wenig Energie. Inzwischen war Marlena auch wieder in der Lage selbst diese Schutzwälle aufrechtzuerhalten. Sie hatte sich weit gehend von der Kraftanstrengung erholt wie nötig gewesen war um sich und ihre Freunde vor Gintars Angriff zu retten.
- "Da könntest du Recht haben." - murmelte die junge Halbling. "- Aber gegen wen ziehen wir denn in die Schlacht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese dunklen Anhänger von Marantera so viele Mitglieder haben, dass sie eine Armee aufstellen können. Zumindest keine mit der sie hoffen können eine Schlacht zu gewinnen. Außerdem braucht jede Armee auch Waffen. Schwerter, Äxte und Blüten fallen nicht einfach vom Himmel."
- "Das kann ich mir auch nicht erklären." - musste Alonvy einräumen. - "Du kannst ja mal deine Cousine Ismira Fragen. Vielleicht kann sie sich einen Reim auf all das machen." -
- "Ich weiß nicht, ich will Mieri eigentlich nicht damit belästigen." -
Zu ihrer Überraschung hörte Marlena die Alonvy leise lachte.
- "Sie wirklich aber belästigen und zwar jetzt gleich." -
Mit diesen rätselhaften Worten zog sich die weiße Drachendame von ihrer Reiterin zurück und überließ diese ihrer Verwirrung.
Dieser Zustand hielt allerdings nicht lange an. Denn Marlena spürte plötzlich die sich sanft eine Hand auf ihre Schulter legte.
Ismira setzte sich ohne um Erlaubnis zu fragen neben ihrer Cousine in den Sand und lächelte jüngere Drachenreiterin an.
"Weist du wie ich dich gefunden habe Lenchen?"
"Ich dachte du wolltest mich mindestens eine Woche mich so nennen weil ich euch vor Gintar gerettet habe." stellte die junge Halbling mit gespielter Verärgerung fest.
Ismira legte ein Gesicht auf als ob sie scharf nachdenken würde.
"Ich kann mich gerade nicht erinnern."
Ismiras schelmischer Blick traf auf den vorwurfsvollen von Marlena und gleichzeitig brachen die beiden Cousinen in Gelächter aus.
"Also bin hast du mich gefunden Mieri?" gluckste die Jüngere der beiden schließlich.
"Ganz einfach! Ich bin der schwarzen Wolke gefolgt." Ismira beugte sich zu Marlena hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: "Du grübelst. Ist alles etwas viel für dich oder?"
Etwas hilflos die Marlena Klimpertod hoch.
"Ich weiß einfach nicht er sich von alldem halten soll. Ich dachte es ging mir nur darum alte Schriften von einer Hand voll von Fanatikern zurückzuerobern. Wieso sollte ich da dieses Schwert brauchen."
Ismira vollführte eine stumme Geste und bedeutete Marlena damit dass sie sich Klimpertod gerne etwas näher ansehen würde. Ohne Bedenken überreichte die junge Halbling ihrer Cousinedebatte und beobachtete wie diese sie hin und her drehte und im Sonnenlicht funkeln ließ.
"Ich frage mich da dieses Schwert geschaffen hat." murmelte Ismira etwas geistesabwesend, wandte sich dann aber wieder ihrer Cousine zu. "Ich kann verstehen dass sich das Ganze beunruhigt. Es gibt viele unbekannte Faktoren in dem was in naher Zukunft über uns hereinbrechen wird. Aber versuch es doch mal so zu sehen Lenchen: Wir wissen jetzt ein paar Dinge die wir vorher nicht gewusst haben. Offenbar ist die Bedrohung der wir uns stellen müssen größer als wir es erwartet haben. Sonst hätte Angela uns nicht dieses Schwert geschickt."
"Und das soll etwas Gutes sein?" fragte Marlena unsicher.
"In gewisser Weise schon." beharrte Ismira. "Wir wissen zwar nicht genau was auf uns zukommen wird aber unsere Sinne sind geschärft. Wir sind nun auf jeden Fall vorsichtiger und wir haben einige Hinweise welche Faktoren entscheidend sein werden. Einmal dieses Schwert und....."
"Ich." vollendete Marlena düster. "Manchmal wünsche ich mir, der Menoabaum hätte mir nicht diese Gabe verliehen. Wie soll die denn bitte eine Schlacht entscheiden."
"Wir wissen doch noch gar nicht ob es zu einer Schlacht kommt. Vielleicht hilft deine Fähigkeit und die Situation zu verstehen und das ganze ohne Gewalt beizulegen."
"Und wozu hat mir Angela dann das hier geschickt?" unkte Marlena als Ismira Klimpertod wieder an sie zurückgab.
"Ich weiß es nicht." sagte Ismira ernst und fing den Blick ihrer Cousine ein. "Zwei Dinge weiß ich aber. Du wirst die Antwort auf all diese Fragen nicht finden in dem du alleine hier am Meer sitzt und aufs Wasser starrst. Davon bekommst du nur Kopfschmerzen. Außerdem solltest du eine Sache wirklich nicht vergessen: Du bist mit der Situation nicht allein. Ich bin da, Alonvy, Anarie, und Kyra, Hidalgo wird uns auch weiterhin helfen genauso wie Svenaja und unsere beiden elfischen Begleiter. Wir haben nicht vor alle Verantwortung auf deine Schultern abzuwälzen. Und sobald er bei den Zwergen eintreffen werden Burod, Beoram und auch Togra und Aragna uns unterstützen. Deine Eltern haben sie doch ins Beorgebirge beordert oder?"
Marlena nickte nur.
"Siehst du?! Du bist also nicht allein. Außerdem hat Angela auch niemals gesagt, dass du die Krise ganz allein bewältigen musst. Sie hat nur gesagt dass deine Gabe ein entscheidender Faktor sein könnte. Vielleicht erschließt sich für uns dadurch ein Blickwinkel den wir sonst außer acht gelassen hätten. Du siehst also wir erwarten nicht von dir dass du für alle Probleme einfach so eine Lösung präsentierst. Wir hoffen nur dass du uns nicht im Stich lässt. Und ich glaube das wirst Du nicht oder Ordensschwester Marlena?"
"Ganz sicher nicht Ordensschwester Ismira." versprach die junge Halbling.
"Na siehst Du. Ist doch alles in Ordnung." lachte Ismira und legte den rechten Arm um den Hals ihrer Cousine während sie mit der linken Hand durch Marlenas Haarschopf wuschelte. "Dann hier jetzt auf zu grübeln und stärkt dich bei unserem Abendessen. Ich habe zwar noch nie Schneckenfleisch probiert aber wenn man Anarie glauben darf ist es eine Delikatesse."
Immer noch lachend ließ sich Marlena von ihrer Cousine auf die Beine ziehen und gemeinsam machten sich die beiden jungen Frauen auf in Richtung Lagerfeuer.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt