Die Schlacht am Kanal Teil 3

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Seite an Seite drang Burod mit seinem Onkel auf die Anhänger Maranteras ein. Aus den Augenwinkeln erkannte er, das Togra sich entschieden hatte die Nachhut der Zwergen Krieger zu unterstützen.
Einst musste der Drachenreiter den Mitgliedern des dunklen Kultes lassen: Sie waren offenbar so fanatisch in ihrem Glauben, dass sie sich durch die Niederlage die Beoram und Aragna ihnen zugefügt hatten nicht einschüchtern ließen. Die entfesselte Wut der beiden Drachen hatte die Bogenschützen am gegenüberliegenden Ufer des Kanals eliminiert. Nun waren die beiden mächtigen Wesen im Rücken der Formation der Angreifer gelandet und drangen auf sie ein. Diese verteidigten sich mit langen Lanzen jedoch tapfer gegen die anstürmenden Drachen und versuchten immer wieder in die Flanken der mächtigen Wesen zu gelangen. Geschickt nutzten die beiden Sculblaka jedoch ihre Pranken und Flügel um eben das zu verhindern.
Burod war schon fast ein halbes Jahrhundert mit seinem Seelenbruder Beoram verbunden und trotzdem konnte er kaum begreifen wie der Anblick der sich ihm jetzt bot die angreifenden Zwerge nicht in Panik versetzen konnte. Trotz der zurückliegenden gemeinsamen Jahre stellte der Reiter der Zwerge fest, dass sich ein Schauer über seinen Rücken schlich als er die gefletschten Zähne seines Seelenbruders sah. Wie vielschichtig war doch das Wesen eines Drachen. Beoram war geduldig wie Fels selbst, hatte einen Verstand, und er gründlich wie der Ozean und angefüllt mit reichhaltiger Weisheit und gerade im Umgang mit den Jungen die er mit der schwarzen Aragna gezeugt hatte ein Muster an Feinfühligkeit und Sanftheit. Wer jemals Dracheneltern im Spiel mit ihren Küken beobachtet hatte, konnte nicht anders als berührt davon zu sein wie behutsam so gewaltig gewesen zu sein vermochten. Wo war dieser Sanftmut und die tiefe Weisheit seines Seelenbruders jetzt. Vor ihm erhob sich eine gewaltige fauchende Bestie, die in ihrer Kraft und tödlichkeit einer abgehenden Lawine gleichkam.
Burod berief sich zur Ordnung und konzentrierte sich lieber auf den Kampf. So wertvoll Beoram im Kampf auch war, einen Nachteil brachte die Position die der braune Drache eingenommen hatte mit sich. Er konnte eine seiner mächtigsten Waffen, sein Feuer, nicht einsetzen. Die Linien der Feinde waren zu dünn. Der Flammenstoß wäre über die Feinde hinweggebrandet und hätte auch Dunkward und seine Jäger erfasst. Sicher, Burod hatte die Krieger seines Onkels mit Schutzwellen vor Drachenfeuer bewahren können aber der Kampf von Beoram und Aragna am anderen Ufer des Kanals hatte bereits gezeigt, dass auch die anstürmenden Anhänger Marantera entsprechende Schutzzauber gewirkt hatten. Diese waren von der feurigen Wut der beiden Sculblaka innerhalb von Sekunden aufgezehrt worden. Anders würde es auch hier nicht sein. Sicherlich waren Togra und Burod stärker als die Magier der Knurlan, selbst an ihrem schwächsten Tag aber sie durften nicht vergessen, dass sich möglicherweise noch andere Krieger des dunklen Kultes versteckt hielten und nur darauf hoffen, dass sich die Angreifer völlig verausgabten. Ein Risiko dass der Drachenreiter nicht eingehen wollte.
"Konzentrieren wir uns auf das Zentrum ihrer Linien Onkel!" rief der daher Dunkward zu. "Wenn wir ihre Linien spalten können wird zumindest die Hälfte von ihnen ohne Führung sein."
"Wir haben meinen Neffen, den Drachenreiter gehört!" kommandierte der alte Jäger. "Brecht durch ihr Zentrum!"
Wie um seine Worte zu bekräftigen sprang Dunkward vor und ließ seine eisernen Fäuste auf einen der dunkel gekleideten Zwerge nieder sausen. Es gab ein Geräusch als ob ein übereifer Kürbisdes platzten würde und der Anhänger Marantera sank tot zu Boden. Das Gesicht des unglücklichen war ein Zeugnis dafür, was die mit Stahlstiften verstärkten Fäuste eines Knurlan anzurichten vermochten.
Angespornt durch den Mut seines Onkels stürmte auch Burod vor und ließ sein Doppelklingenschwert einen tödlichen Blutzoll fordern. Fast sah es so aus als würde es den Jägern gelingen durch Information der Feinde zu brechen als plötzlich neben Burod ein jüngerer Jäger tot zusammensackte. Der Drachenreiter stutzte. Kein Gegner hatte sich in der Nähe dieses Zwergs befunden und er zeigte keine äußeren Verletzungen.
"Magier!"
Dunkward donnernde Stimme bestätigte was Burod bereits vermutete. Er richtete seinen Blick in die Richtung, die sein Onkel ihn wies. 10 Gestalten, die Kapuzen ihrer dunklen Gewänder tief ins Gesicht gezogen, standen dort in einer Reihe und machten scheinbar keine Anstalten in das Kampfgeschehen einzugreifen.
Wie falsch dieser Eindruck war belegte ein erstickten Schrei und ein weiterer Jäger der tot zusammensackte.
Burod Begriff was vor sich ging. Diese Zwerge waren Magier und unterstützen ihre Krieger nicht mit Fäusten oder Waffen sondern mit der ihnen innewohnenden magischen Kraft. Dabei gingen sie offenbar anders vor als die Magier des Imperiums während des großen Krieges. Diese hatten versucht mit ihren mentalen Angriffen den Zauberer zu finden der eine gewisse Anzahl an Truppen schützte und ihr möglichstes getan diese Männer des Schutzes zu berauben. Anschließend hatten sie ganze Bataillone vernichten können.
Diese Magier wählten eine andere Strategie die bei kleineren Truppenverbänden durchaus Sinn ergab. Sie vereinten ihre geistige Angriffskraft und richteten sie konzentriert auf jeweils einen Krieger. Einem so konzentrierten geistigen Überfall standzuhalten war selbst für Wesen die darin geübt waren ihren Verstand zu schützen schwer abzuwehren. Besonders wenn man sich zeitgleich auch noch gegen anstürmenden Krieger verteidigen musste. In so einem Fall brauchten die angreifenden Magier der nicht die Schutzwälle zu umgehen die die Feinde ihrer eigenen Truppen umgaben. Mit vereinten Kraft war die Kontrolle, welche sie erlangten so groß, dass sie dem Herz oder den Lungen des betreffenden Knurlan einfach den Befehl gaben ihre Funktion einzustellen. Daher offenbarten die Opfer auch keine sichtbaren Verletzungen.
"Überlast sie mir!"rief der Drachenreiter seinem Onkel zu und gab Beoram ein vereinbartes Zeichen. Sie waren so lange Drache und Reiter, dass der braune Sculblaka Begriff was seinem Seelenbruder von ihm erwartete.
Inzwischen man die Krieger des dunklen Kultes so dicht zusammengedrängt worden, dass Beoram seinen langen Hals über die rein hinwegschnellen lassen konnte. Dies tat er nun mit der Geschwindigkeit einer zustoßenden Schlange. Die Geschwindigkeit mit der seinen Kopf vorschnellte verhinderte jeden Versuch der feindlichen Zwerge einen Vorteil aus seiner Situation zu ziehen. Burod indessen war auf dieses Manöver vorbereitet gewesen, sprangen vorwärts und landete auf dem gewaltigen Kopf seines Drachen. Er hielt sich an einem der goldenen Hörner fest um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und spürte, dass Beoram schon dabei war seinen Kopf wieder zurückzuziehen. Der braune Drache schleuderte seinen Reiter wie die Kugel eines Katapults über seinen Rücken hinweg und auf die Reihe der angreifenden Magier zu. Burod zog seine kurzen Beine an den Körper vollführte einen Salto im Flug und ließ dann genau im richtigen Moment seine tödliche Klinge durch die Luft sausen. Mit der Wirkung konnte er nur zufrieden sein. Seinem Seelenbruder hatte ihn mitten ins Zentrum der Reihe feindlicher Magier geschleudert und der schnell geführte Schwertstreich hatte drei der feindlichen Hexer das Leben gekostet. Mit dumpfem Poltern fielen ihrer abgetrennten Köpfe zu Boden.
Die verbliebenen sieben Magier stolperten rückwärts überwanden aber zu Burods Ärger beeindruckend schnell ihre Überraschung. Mit ihrer vereinten geistigen Kraft gingen sie zum Angriff über. Allein Burods Ausbildung durch Eragon Schattentöter verhinderte, dass seine geistigen Schilde unter dem Ansturm zusammenbrachen. Nun jedoch befand sich der Drachenreiter in einer gefährlichen Situation. Er sah sich den Angriffen von sieben feindlichen Geistern ausgesetzt. Zwar konnte er ihn zunächst standhalten und verhindern, dass die Magier weitere Opfer unter den Jägern seines Onkels forderten aber das war auch schon alles. An einen eigenen Angriff war nicht zu denken. Alle sieben gleichzeitig würde er geistig nicht überwältigen können und es war ihm unmöglich sich auf einen einzelnen zu konzentrieren. Die anderen sechs hätten diese Schwäche gnadenlos ausgenutzt.
Ein jäher Geistesblitz offenbarte Burod eine Möglichkeit. Er dachte an eine Unterrichtsstunde zurück an der Eragon ihn in der Kunst unterwiesen hatte seinen Verstand zu verteidigen.
"Es ist wichtig niemals die Grundlagen zu vergessen Burod." waren die Worte des Schattentöters gewesen. "Konzentrierte dich beispielsweise auf das Bild einer Mauer so wird auch ein Angreifer nur diese Mauer sehen. Wähle also vorsichtig was du als deinen Schutzschild eingesetzt. Du möchtest doch nicht, dass dein Feind etwas erfährt was zu persönlich ist."
..... Persönlich...... genau dieses Wort von Eragon löste eine weitere Erinnerung bei Burod aus. Der Anführer der Reiter hatte seinem Schüler einmal von seinem Vater Brom erzählt. Er hatte einen Rat an dem Zwerg weitergegeben, den der Gründer der Varden seinem Sohn aus dem Grab heraus gegeben hatte. In einer Erinnerung, die er in den verstand von Saphira Schimmerschuppe hinterlassen hatte sprach der ehemalige Reiter davon, dass die beste Möglichkeit die geistigen Verteidigung eines Gegners zu überwinden darin bestand nicht mit roher Kraft auf die geistigen Schilde einzuhämmern sondern die Schwächen des Gegners zu finden und diese geschickt zu nutzen.
Burod hatte eine Idee wie ihm dieser Rat in dieser Situation nutzen konnte. Er wechselte das Bild, welches bisher seinen geistigen Verteidigung gewesen war. Nun schlug in dem Knurlan der Künstler durch, der den Orden der Reiter um bedeutende Monumente bereichert hatte. Schon immer hatte Burod viel Fantasie besessen und beeindruckende Bilder vor seinem geistigen Auge entstehen lassen. Seine Fähigkeiten als Steinmetz hatten ihm die Möglichkeit gegeben diese Bilder in Realität umzusetzen. Jetzt stellte sich der Drachenreiter ein Abbild Urûrs vor. Der mächtige Gott des Himmels und der Luft galt als Schutzpatron aller Magier der Knurlan. Magische Fähigkeiten wurden stets als eine Gabe Urûrs angesehen und in seinen Klöstern bildete man, meist von Kindesbeinen an, im Gebrauch ihrer Fähigkeiten aus. Burod gab dem Abbild des Gottes einen Gesichtsausdruck der tiefe Enttäuschung und Trauer offenbarte. Die Wirkung, die dieses Bild auf die angreifenden Magier hatte war genau was Beorams Reiter sich erhofft hatte. Ihren Schutzpatron enttäuscht und traurig zu sehen erschreckte die feindlichen Magier der Knurlan. Sie mochten zum Glaube an Marantera gewechselt sein aber unter all den Lehren des dunklen Kultes waren die Dingen nur begraben, die sie einst über den gütigen Urûr gelernt hatten. Ihr Zögern war nur ein Wimpernschlag, doch es war alles was Burod benötigte. Er durchstieß ihre geschwächten geistigen Schilde, umging ihre Verteidigung und brachte eins der Todesworte gegen sie zum Einsatz.
Die erschaffen Körper, die zu Boden sanken besiegelten nicht nur den Sieg von Beorams Reiter. Ohne die Magier die sie aufrecht erhielten verloren die angreifenden Anhänger Marantera jeden magischen Schutz. Die Kutten gewendet die sie trugen mochten Ausdruck ihres Glaubens sein aber sie waren den Rüstungen der angreifenden Jäger klar unterlegen. Eingekeilt zwischen Drachen und besser ausgerüsteten Kriegern war ihr Schicksal besiegelt. Diese Erleichterung ergriff Burod. Sie würden diese Schlacht gewinnen.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt