Ein neues Ziel

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Schweigen breitete sich zunächst unter den Drachenreitern aus. Jeder aus Marlenas Reisegruppe musste auf seine Weise damit fertig werden, dass der Orden zum ersten Mal seit seiner Neugründung Verluste erlitten hatte. Wieder einmal war es Ismiras unerschöpfliche Energie die die Unterhaltung wieder aufleben ließ.
"Es ist schrecklich wegen Togra und Aragna aber wir dürfen uns jetzt nicht in Trauer verlieren." legte Anaries Reiterin tapfer fest. "Wir sehen uns einer neuen, erheblichen Bedrohung gegenüber. Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen. Burod, hat es diesbezüglich bereits Beschlüsse gegeben?"
"Oeí, das hat es in der Tat." bestätigte der Zwerg und klopfte seine ausgerauchte Pfeife aus. "Wir haben natürlich umgehend Grimstnzborith Orik unterrichtet. Der König hat umgehend den Notstand ausgerufen und verfügt, dass sich unser Volk nach Tronjheim zurückziehen soll. Wir evakuieren die Städte und sammeln unsere Kräfte. Ich befürworte diese Entscheidung. Gerade weil wir nicht genau wissen womit wir es zu tun haben ist es wichtig, dass der König jetzt die Kontrolle behält."
"Wieso sollte jemand eurem König infrage stellen Herr Zwerg?" erkundigte sich Svenaja.
"Ach Kindchen! Das Problem ist, dass die Anhänger von Marantera die sich noch in den Reihen unseres Volkes verstecken überall verkünden, dass die dunkle Göttin auferstanden sei und damit begonnen hätte die Welt zu reinigen und nach ihrem Ebenbild neu zu formen."
"So etwas hatte ich befürchtet." murmelte Aylon und sagte dann lauter. "Ich will eurem Glauben selbstverständlich nicht beleidigen Drachenreiter Burod aber im Augenblick stellt er ein Problem dar."
"Ihr sind wesentlich höflicher als eure Schwester Herr Elf! Man merkt das wie ein Diplomat seit der seine Kunst auch in Friedenszeiten beherrscht."
Burod konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken obwohl das Lächeln seine Augen nicht recht erreichen wollte..
"Außerdem hat dir völlig recht. Es ist schon schwer genug das Volk aufzufordern gegen etwas in den Kampf zu ziehen was scheinbar ein Gott ist aber nun rächt sich, dass man Informationen über Marantera so lange geheim gehalten hat. Die meisten Zwerge des einfachen Volkes wissen nicht mal etwas über diese Göttin. Sie wissen nur dass es lange Zeit verpönt war ihren Namen auszusprechen."
"Was den Anhängern der dunklen Sekte natürlich zugute kommt." brummte Altovan verstehend. "Sie müssen diese Lücken nicht einmal mit tatsächlichem Wissen füllen. Sie können jedes Ereignis und jeder Nachricht von neuen Entwicklungen so uminterpretieren dass es ihren Bedürfnissen gerecht wird."
Altovan schüttelte bedauernd den Kopf und entfernte sich einige Schritte von Aylon. Aryas Bruder sah seinem alten Freund sorgenvoll hinterher. Der andere Elfenmagier schien den Blick seines alten Kameraden zu spüren und wandte sich mit einem traurigen Lächeln wieder den Mitgliedern seiner Reisegruppe zu.
"Es ist meine Schuld." sagte er schließlich. "Wenn ich diesem Zwerg auf Vroengard nicht verraten hätte er die Schriften findet wäre das alles nicht passiert. Ich hätte stärker sein müssen. Ich wusste doch nicht, dass dieses Material wirklich so gefährlich ist. Ich glaube nicht, dass sich bei dem, was uns der ehrenwerte Sculblaka Beoram uns gezeigt hat, wirklich um eine Gottheit Handelt. Für alles was wir beobachtet haben gibt es nach den Gesetzen des Lebens und der Magie Erklärungen. Trotzdem ist es unbestreitbarer das durch meine Schwäche dieses Übel wiederbelebt werden konnte."
"Du gehst zu hart mit dir ins Gericht alter Freund." widersprach Aylon.
"Mein Onkel hat recht." bestätigte Marlena. "Ich habe mit ihm zusammen eure Verletzungen versorgt Altovan-Elda. Von Schwäche kann überhaupt keine Rede sein. Ihr habt länger durchgehalten als manch anderer in eurer Situation."
Die junge Halbling überlegte einen Moment, dann kam ihr eine Idee.
"Meister Burod, was ist eigentlich aus den Schriften geworden von Vroengard gestohlen wurden? Das wichtigste scheint mir zu sein, dass wir unseren Feind verstehen lernen. Das ist immer der erste Schritt zum Sieg. Mein Vater konnte Galbatorix schließlich besiegen weil er begriffen hatte er seine außergewöhnliche Stärke kommt und eine Schwäche in seinem Charakter entdeckt hatte. Nämlich dass der dunkle König sich von all dem Leid, dass seine Herrschaft auslöste, einfach versteckt hat. Es mag sein, dass ein Teil dieser Schriften aus ausschüttenden Legenden besteht aber offensichtlich enthält das Werk doch so konkrete Informationen, dass dieser Zwerg Borien wusste wo das Objekt, dass wir in Beoram Erinnerung gesehen haben, zu finden war und wie er ihm Leben eintauchen konnte! Vielleicht....."
"Vielleicht enthält das Buch auch Hinweise die uns helfen können die gegenwärtige Krise zu meistern. Darauf willst Du doch hinaus oder Marlena?" erkundigte sich Ismira und die Hoffnung und Energie die in ihrer Stimme mitschwang wirkte belebend auf die ganze Gruppe.
"Was das betrifft gibt es sogar gute Nachrichten." hob Burod an und auch seine Stimme klang wieder etwas lebendiger." Das Buch konnten wir bei unserer Flucht vor diesen Kreaturen an uns bringen. Borien hatte es am Eingang des Tempels platziert und einer der Krieger meines Onkels Dunkward war geistesgegenwärtig genug es bei unseren Rückzug mitzunehmen. Wir haben es mit Magie nach Tronjheim geschickt. Die Priester der Dûr gimst Quan sind bereits an der Arbeit. Das Buch wird von Zwergen geschützt, die einen Treueschwur in der alten Sprache geleistet haben und auch die Kleriker die das Werk unter suchen sind über jeden Zweifel erhaben. Wir hoffen dasselbe wie du Marlena. Dass sich zwischen den Zeilen Informationen verstecken die uns helfen können."
Diese Nachricht weckte auch in Marlena neue Lebensgeister. Nun war die Richtung klar in die sie sich aufmachen mussten. Eine mahnende Stimme mit der jungen Halbling sich nicht zu große Hoffnungen zu machen. Bisher war nicht erwiesen, dass sich in den Schriften etwas befand, was die Reiter zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
Es war Alonvy, die diese Gedanken ihrer Reiterin verscheuchte als wären es lästige Fliegen.
-"Es ist gut die Dinge realistisch zu betrachten."- erklärte die weiße Drachendame ihrer Seelenschwester dieses Verhalten. "- Aber Hoffnung ist nichts schlechtes und wir alle brauchen Hoffnung." -
Marlena schickte ihrer Drachendame ein liebevolles danke und ergriff dann das Wort:
"Dann ist also Tronjheim unser Ziel."
"Oeí!" bestätigte Burod. "Vorher haben wir allerdings noch eine andere Aufgabe zu erfüllen. Wie ich bereits erwähnt habe ist im Moment unser gesamtes Volk auf dem Marsch. Alles sammelt sich in Tronjheim. In den großen Städten sind Garnisonen stationiert, die die Marschkolonnen der Flüchtlinge schützen. Problematischer ist es für die Zwerge, die in kleineren Dörfern über das ganze Gebirge verteilt leben. Um zu helfen habe ich angeboten, dass die Drachenreiter den Schutz dieser Flüchtlinge übernehmen. Zurzeit sammeln sich Zwerge und unsere Verbündeten von den Bergnomaden beim Handelsaußenposten. Ich habe auch mit Arget Un Eragon gesprochen und er ist auch dafür, dass wir den Marsch dieser Flüchtlinge sichern."
"Wir werden dich natürlich unterstützen Burod." versicherte Ismira und auch Marlena nickte. Svenaja und Kyra schlossen sich wortlos ihrer Lehrerin an und auch Aylon und Altovan bekräftigten, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würden um den Marsch der Zwerge zu unterstützen.
"Gut!" sagte Burod mit neuer Entschlossenheit. "Dann sollten wir uns jetzt zum Außenposten begeben. Dort werde ich euch über alles weitere informieren."

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt