Der Pfad des Pilgers

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"Was hat er gefunden?" erkundigte sich Marlena bei Svenaja. Die andere Drachenreiterin hockte neben Atalet und beide fixierten einen Punkt an der Felswand. Auch Marlena ging nun in die Hocke und suchte die Wand nach etwas auffälligem ab.
Sie musste nicht lange suchen. Irgendjemand hatte fein säuberlich Runen- Zeichen der Zwerge in den Fels gemeißelt. Unter dem Schriftzug war ein Schlitz im Fels der eindeutig künstlich geschaffen worden war und über den Schriftzeichen zeigte sich ein vergleichbarer Schlitz der jedoch weniger bereit war als der untere.
"Ich dachte ich hätte meine Ausbildung die Runenschrift gelernt." murmelte Marlena nachdenklich als sie den Schriftzug betrachtete. Sie konnte weder die einzelnen Buchstaben deuten noch den Satz entschlüsseln der dort geschrieben stand.
Atalet lachte leise.
"Grämt euch nicht Drachenreiterin. Es ist nicht überraschend, dass ihr diese Schriftzeichen nicht versteht. Es ist ein sehr veralteter Dialekt des geschriebenen Wortes der Knurlan. Ihr müsst wissen, dass wir Zwerge nicht immer alle die gleichen Schriftzeichen verwendet haben. Bevor wir unter der Herrschaft unseres ersten Königs Korgan geeinigt wurden hatte jeder Clan seine eigenen Schriftzeichen. Ich kann das zu übersetzen denn es ist das geschriebene Wort der Dû gimst Quan. Wir Kleriker sind sehr traditionsbewusst und schließlich sind wir auch die Hüter der Geschichte unseres Volkes. Manche unserer heiligen Texte sind im Orginal noch in dieser altertümlichen Sprache abgefasst worden. Um sie studieren zu können muss jeder junge Priester diese besondere Sprache lernen. Dieser Schriftzug ist eine Botschaft des Pilgers selbst."
"Beeindruckend." flüsterte Svenaja fast andächtig. "Wie alt dieser Schriftzug sein muss."
"Hier seht ihr ein Beispiel warum der Stein das edelste und heiligste aller Materialien ist." sagte Atalet mit tiefer Überzeugung in der Stimme. "Wo sonst hätte uns der Pilger eine Nachricht hinterlassen können die ohne Magie die Zeiten überdauert? Papier wäre längst zu Staub zerfallen! Nicht aber der heilige Felsen der Berge! Seine ewige Macht trotz allen Einflüssen er bildet die Grundfesten der Welt und ist beständig wo Wasser, Sand und Fleisch wanken."
Marlena musste sich auf die Zunge beißen um den Zwerg nicht zu unterbrechen. Sicherlich war die Beständigkeit von Steinen beeindruckend und Atalet hatte Recht, wenn er sagte man das nur in diesem Material eine Nachricht die Zeit überdauern konnte aber der war doch wohl in diesem Moment was die Nachricht besagte nicht die sie überliefert worden war.
Alonvy hatte wohl die Gedanken ihrer Reiterin verfolgt und stieß ein etwas ungeduldiges Knurren aus. Dabei kratzte sie mit ihren Klauen über den Höhlenboden.
Atalet unterbrach seine Ausführungen und blickte Marlena fragend an.
- "Sag dem Zwerg einfach dass er zum Punkt kommen soll." - feixte Alonvy. - "Auf ein Wortgefecht unter Zweibeinern mag er sicher noch Einlass glaube nicht dass er mit mir diskutieren will." -
Marlena kämpfte mühsam einen Lachanfall nieder und sagte dann: "Entschuldige bitte Atalet aber Alonvy möchte erfahren, was denn dort nun geschrieben steht. Große Kälte führt bei Drachen dazu, dass sie etwas ungeduldig werden."
Atalet brummte etwas unwirsch schien aber nicht wirklich beleidigt zu sein.
"Nun, eure Drachendame hat ja im Grunde recht. Ich finde es einfach als sehr aufregend eine unserer heiligen Schriften hier zum Leben erwachen zu sehen. Aber ihr habt recht edle Alonvy. Es ist wichtiger, dass wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren."
Alonvy schnaubte befriedigt als sich der Priester der Zwerge dir den Schriftzeichen widmete. Mit dem Finger fuhr er die Runen nach und übersetzte still Buchstabe für Buchstabe. Beunruhigt stellte Marlena fest, dass sich der Blick des Zwerges zu verfinsterten schien.
"Barzûl!" knurrte der Knurlan nach einigen Augenblicken. "Wie auch immer dieser Pilger war, der könnte sich ruhig etwas verständlicher ausdrücken. "
"Was meint ihr?" erkundigte sich Svenaja.
"Was da steht bringt uns im Grunde keinen Schritt weiter. Dort steht: Willkommen ihr, die ihr den Pfad des Pilgers erkannt habt. Bleibt auf dem gewählten Weg und den Frieden den ihr sucht werdet ihr am Ende eurer Reise finden."
Atalet stieß noch einige erlesene Flüche aus, die Marlena von einem Priester eigentlich nicht erwartet hätte.
"Ist ja alles schön und gut." polterte der Zwerge nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte. "Aber wie hilft uns das! Wir wollen ja dem Pfad des Pilgers weiter folgen aber die Informationen auf der Karte sind erschöpft und hier geht es ja wohl offensichtlich nicht weiter!"
"Da wäre ich nicht so sicher." sagte Marlena halblaut. Sie hatte mehr zu sich selbst gesprochen als ihren Reisebegleitern. Etwas an dem Satz, den Atalet übersetzt hatte, brachte eine Seite in ihrem innern zum klingen. Sie konnte selbst noch nicht genau sagen was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Sorgsam ging sie den Satz noch einmal Wort für Wort durch.
"Ist das nicht eine etwas seltsame Ausdrucksweise?" erkundigte sich plötzlich Svenaja während Marlena noch überlegte. Sie hatte das Gefühl dass die Antwort direkt vor ihrer Nase war allerdings herumtanzte wie ein Schmetterling im Flug und beschlossen hatte sich einfach nicht fassen zu lassen.
"Was meint ihr junge Reiterin?" erkundigte sich Atalet bei Svenaja als Marlena still blieb.
"Na ja," murmelte Kyras Reiterin. "Ich meine diese Formulierung, "die ihr den Pfad des Pilgers erkannt habt." Wäre etwas wie, "ihr ihr den Pfad des Pilgers gefolgt sei" nicht eine gebräuchlichere Formulierung?"
"Das ist es!"
So plötzlich und heftig reagierte Marlena einemmal, dass Svenaja und Atalet überrascht zusammenzucken.
Marlena fiel auf, dass sie ihre Reisgefährten erschreckt hatte und entschuldigte sich:
"Verzeiht wenn ich euch erschreckt habe aber deine Anmerkung Svenaja hat mir glaube ich offenbart was wir vor uns haben."
Unter den fragenden Blicken ihrer Gefährten zog Marlena Klimpertod hervor und führte die Klinge vorsichtig in den schmaleren Schlitz ein der über den Schriftzug erkennbar war. Das Schwert kam auf seiner flachen Seite zum liegen und schnitt deshalb nicht in dem Fels. Klinge aus Kristall passte perfekt in die Öffnung im Stein und selbst die Parierstange schmiegte sich so nahtlos an den Felsen, als wäre die Öffnung nicht mehr und nicht weniger als die Scheide der magische Waffe.
Marlena war zufrieden und blickte Svenaja an. Diese Begriffe offensichtlich was von ihr verlangt wurde und zog Neagling hervor. Kurz Strich sich über den gelben Diamanten im Knauf des Schwertes.
"Enthält immer noch genug Kraft um einen der ältesten Bäume Du Weldenvardens mitsamt dem Wurzeln aus dem Erdreich zu reißen." erklärte sie und begann dann damit die goldene Klinge in den unteren Schlitz zu schieben.
Wie schon zuvor Klimpertod passte die Waffe perfekt in die Öffnung. Als die Klinge ganz im Felsen verschwunden war und nur noch der Griff aus der Wand hervorragte erfüllte plötzlich ein leiser singende Ton die Luft. Es war als hätte jemand mit dem Finger gegen ein fein gearbeitetes Glas gestoßen. Vorsichtig berührt Marlena den Knauf von Klimpertod und stellte fest das ist in der Tat die Waffe war, die von unerklärlichen Kräften in Schwingung versetzt worden war. Unterdessen begann der gelbe Diamant in Neaglings Griff damit auszuleuchten. Pulsierenden wie ein Herzschlag war er ein gelbgoldenes Licht in die Höhle.
Plötzlich und ohne, dass Marlena das Schwert angestoßen hätte begann Klimpertod sich zu bewegen. Die Waffe Angelas begann durch den Felsen zu schneiden als wäre es dünnes Papier. Mit einer Geschwindigkeit, die in Anbetracht des massiven Gesteins fast aberwitzig wirkte glitt Klimpertod voran und schon nach wenigen Sekunden erreichte das Schwert wieder seinen Ausgangspunkt. Die Waffe hatte eine deutliche Spur im Gestein hinterlassen und eine owale Form in die Höhlenwand geschnitten. Noch einmal glühte der gelbe Diamant besonders hell auf und wie auf einen und gesagt Zauber hin zerfiel das herausgeschnittene Stück Stein zu Staub. So fein waren die Überreste des Felsens, dass ein Atemzug genügte um eine unerfreuliche Menge davon in die Lunge zu bekommen. Dies mussten fast alle Mitglieder der Reisegruppe hustend erkennen.
Marlena und ihre Begleiter traten einige Schritte vom Felsen zurück um wieder frei atmen zu können und die junge Halbling rieb sich die Augen, denn auch ihr scharfer Blick wurde durch die feinen Überreste des Gesteins in Mitleidenschaft gezogen.
Nach einigen Sekunden jedoch waren Lungen und Augen vom Staub befreit und die Mitglieder der Reisegruppe erkannten, dass vor ihnen nun die Öffnung eines Tunnels lag.

Eragon Buch 7 - Im Wandel der ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt