Eine Liebe so stark, zwischen Mutter und Sohn, nichts könnte sie zerstören

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Leise rieselte der Schnee auf die Dächer des Dorfes. Alles war still und komplett in weiß gehüllt. Das einzige, was Geräusche machte war das ruhige Schlummern eines siebenjährigen Junges. Seine rot gelockten Haare fielen in sein Gesicht und kitzelten leicht seine Nasenspitze. Nach einigen
Momenten kam seine warmherzige Mutter ins Zimmer und weckte ihn sanf auf. "Jamil, wach auf. Es hat draußen geschneit", ihre Hand streichelte seinen Kopf und langsam machte er seine verträumten Augen auf. Er lächelte breit, voller Vorfreude hinauszugehen und mit anderen
Kindern seines Alters zu spielen.

Als er dann endlich angezogen war, rannte er freudig heraus und stolperte dabei einige Male, da der
Gehweg gefroren war. Dann sah er sie. Die Nachbarskinder, wie sie zusammen einen Schneeman
bauten und im kalten Schnee herumtollten. Jamils Augen öffneten sich gewaltig und wenn man genau hinsah, konnte man eine Art Leuchten in ihnen erkennen. Mit diesen hoffnungsvollen Augen machte er sich auf den restlichen Weg.

"Ein Monster!?" Eines der Kinder schrie und zeigte mit ihrem blanken Finger auf Jamil, der durch die Lautstärke des Mädchens zusammengezuckt war. "Das ist doch kein Monster", einer der Jungen, der sich gerade noch im Schnee gewälzt hatte, blickte mit starrem Blick zu Jamil, "Das ist
nur Pinocchio." Sein Ton war aggressiv und gleichzeitig eingebildet.

Alle Kinder fingen an zu Lachen, außer Jamil, denn er war der, der ausgelacht wurde. Aus Scham
verdeckte der Junge sein Gesicht. Einerseits damit man seine Markel nicht sehen konnte und
andererseits damit die Kinder seine Tränen nicht bemerkten.

Aufgelöst sprintete der Kleine nach Hause. Dort rammte er erstmal so doll er konnte die Haustür zu und schluchzte verletzt vor sich hin. Natürlich bekam dies seine Mutter mit, die voller Sorge ihren verheulten Sohn in den Arm nahm. "Was ist denn los?"

Jamil erzählte alles, von den Beleidigungen bis zu dem Gelächter. "Wieso hassen die mich so? Was habe ich denen getan?", seine rötlichen Augen sahen seine Mutter an, die aber auch keinen Rat wusste. Beschämt fasste der Junge an seine Nase. "Deswegen, oder?"

"Nur weil deine Nase größer als bei anderen ist, heißt das nicht, dass..", die Mutter wurde von
Jamil unterbrochen, der es nicht mehr hören konnte, dass die Kinder ihn nicht wegen seinem
Aussehen hassten, denn dies stimmte nicht und sowohl Jamil als auch seine Mutter wussten das.
Allgemein alle im Dorf warfen ihm angewiderte Blicke hinterher, da sein Gesicht deformiert und
seine Nase zu groß war.

"Weißt du, wir gehen jetzt in die Stadt und du darfst dir etwas aussuchen", probierte sie ihren Sohn aufzumuntern, was erstaunlicherweise funktionierte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu einigen Geschäften. Dabei kamen sie an einem Tierladen vorbei, der im Schaufenster niedliche Welpen
hatte. "Mama guck Mal, wie süß!", Jamil stand mit beiden Händen an der Scheibe und bestaunte die
Tierchen. "Können wir einen haben?"

"Jamil, du weißt doch, dass ich gegen Tierhaare allergisch bin."

"Ja, aber vielleicht..."

"Es gibt kein 'vielleicht'", ohne es zu wollen, wurde sie aggressiv, dabei hatte ihr Sohn schon so
einen harten Tag hinter sich, "Wir finden sicherlich etwas anderes, was dir gefällt."

Tage vergingen und sie musste mit ansehen, wie Jamil traurig aus dem Fenster starrte und den
Kinder beim Spielen zusah, statt selbst mit ihnen zu spielen. Da kam der Frau die Idee, einen Brief an den Weihnachtsmann mit ihrem Sohn zu schreiben. Eventuell würde das seine Stimmung heben.

"Hier, hab den Brief zu Ende geschrieben" Jamil reichte seiner Mutter einen kleinen Umschlag, auf dem der Adressat und der Ort, zu dem der Brief geliefert werden sollte, stand. Sebst wenn der Brief
Jamil helfen sollte, sie bemerkte, dass er geweint hatte. Dementsprechend war es wohl keine so gute Idee gewesen.
Nachdem der Junge wieder in seinem Zimmer war, machte seine Mutter heimlich den Brief auf und
laß ihn.

Lieber Weihnachtsmann,

Ich bin mir zwar sicher, dass du dem Brief nicht bekommen wirst, aber meine Mutter hat mich gezwungen, deshalb schreibe ich ihn trotzdem. Eigentlich gibt es nur einen Wunsch, den ich schon sehr lange habe.
Bitte, wenn es dich wirklich gibt, schenke mir zu Weihnachten einen guten Freund. Einen, mit dem ich im Schnee spielen kann und der mich nicht auslacht. Außerdem sollte er mich so mögen, wie ich bin, ohne auf das Äußere zu achten. Mehr möchte ich gar nicht.

Dein Jamil

Tränen flossen ihre Wangen runter. Sie hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem. Auch wenn sie wusste, dass sich Jamil einen Freund wünschte, dass er es so sehnsüchtig tat, ahnte sie nicht.

Nachdem sie einige Momente innegehalten hatte, machte sie sich auf den Weg zu Jamils Zimmer und klopfte an seiner Tür. Dieser bat seine Mutter herein und zusammen setzten sie sich auf eine Fensterbank.

Die Mutter streichelte seinen Kopf, so wie sie es immer tat, um ihn zu beruhigen. "Weißt du, wieso
dein Name Jamil ist?" Der Junge schüttelte seinen Kopf und probierte ein 'Nein' rauszubringen, was er jedoch nicht schaffte. Mit einem Lächeln fuhr sie fort, "Dein Name bedeutet der Schöne. Ich habe ihn damals ausgesucht, weil ich schon immer wusste, dass du schön sein wirst."

Die Hand des Jungen fasste wieder einmal an sein Gesicht. Das Gesicht, was demoliert und
verunstaltet war. Das Gesicht eines Monsters, jedenfalls dachte so Jamil.

"Schönheit bedeutet nicht nur das Äußere. Jamil, deine Schönheit ist viel bedeutsamer. Sie liegt in
deinem Charakter, deinem Inneren." Beide nahmen sich fest in den Arm und verweilten so wenige Minuten. Eine Liebe so stark, zwischen Mutter und Sohn, nichts könnte sie zerstören.

Ein paar Tage vergingen und Weihnachten war gekommen. Selbst wenn die Laune von Jamil besser geworden war, sein Wunsch, einen Freund zu haben, wurde größer. Auch wenn ihm bewusst war, dass der Weihnachtsmann niemals seinen Wunsch erfüllen könnte.

"Bist du nicht neugierig, was er dir gebracht hat?" Die Mutter nahm Jamil an die Hand und führte ihn zu einem wunderschön geschmückten Tannenbaum, unter dem ein Geschenk lag. Nur aus
irgendeinem Grund bewegte sich das Päckchen und es kamen leise Laute aus ihm. Jamil runzelte seine Stirn und machte vorsichtige Schritte dorthin. Er atmete einmal tief durch und öffnete dann das Geschenk. Auf einmal kam ein kleiner Welpe in seinen Am gesprungen und schleckte sein
Gesicht ab. Der Junge lachte und strahlte wie schon lange nicht mehr.

"Aber ich dachte, du bist allergisch gegen Hunde", Jamil sah zu seiner Mutter, die es sich in einem
Sessel gemütlich gemacht hatte. "Aber das ist ein mexikanischer Nackthund, sie hat kein Feld.
Deshalb bin ich nicht gegen sie allergisch."

Die Augen des Jungen strahlten voller Freude als er den Hund in seinen Armen hielt und betrachtete. "Sie braucht einen Namen", der Junge überlegte und sah sich im Raum um, als ihm
plötzlich eine Idee kam. "Du heißt ab sofort Kalila, das bedeutet Freundin."

Zusammen spielten Kalila und Jamil den restlichen Abend, doch etwas stimmte nicht mit der Mutter. Sie war ganz blass und konnte nur schwer atmen. Ebenfalls hatte sie keine Kraft mehr, um aufzustehen.

Deshalb schloss sie ihre Augen und schlief ein.

Als Jamil seine schlafende Mutter bemerkte ging er zu ihr. "Danke für das Geschenk, Mama", er
gab ihr einen Kuss auf die Stirn und dann füllte sich sein glücklicher Gesichtsausdruck mit Furcht.

„Mama, wieso atmest du nicht?!"

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