Kapitel acht | Er kann mich zerquetschen

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Es war Freitag. Die warme Spätsommer-Sonne schien auf mein Gesicht als ich aus der Schule trat. Ich schloss kurz meine Augen. Es war als würde ich mich bereit machen, für das, was gleich passieren würde. Mein Herz schlug fiel zu schnell und ich hasste dieses Gefühl, Wyatt Badgley so sehr verfallen zu sein ohne ihn wirklich zu kennen. Ich hasste es wirklich.

Denn dann hatte ich das Gefühl zu brodeln wie das kochende Wasser in einem Topf. Alles in mir kochte – alle Gefühle, alle Emotionen – und wenn ich nicht aufpasste würde ich überkochen und über den Rand des Topfes fließen. Ich würde Sachen tun, die ich nicht durfte. Und dieses Gefühl war Scheiße. Denn es gab mir wiederum das Gefühl, dass Wyatt alles, mein ganzes Leben, in seiner Hand hatte und es innerhalb von Sekunden zerquetschen konnte. Kaputt machen konnte. Und das obwohl, ich nichts über ihn wusste. Ohne, dass ich wirklich mit ihm geredet hatte.

Und zugegeben, das alles klang total kitschig und viel zu poetisch, aber es war die verdammt Wahrheit. Und diese machte mir Angst. Große Angst sogar.

Ich hatte keine Ahnung, was heute passieren würde. Aber ich wusste, was nicht passieren würde. Ich und Wyatt würden zu tausend Prozent keine Freunde werden.

Wir würden uns nicht nochmal verabreden. Nicht wieder miteinander abhängen und auch wenn ich es nicht wollte, tat der Gedanke weh.

Wie gesagt, Wyatt hatte mich irgendwie in der Hand. Und das wusste er nicht mal.

Wann war er von meinem geheimen, harmlosen Crush zu so etwas geworden? Seit wann war ich so verdammt verknallt in ihn, dass es fast schon wehtat? Ich wusste es nicht. Es war so als hätte ich an diesem Abend, an dem ich ihn nach Hause gebracht hatte die Kontrolle verloren. Oder es war schon immer so gewesen und weil ich nie mit ihm geredet hatte war es mir nicht aufgefallen.

Das alles verwirrte mich.

Mein Herz war ein naives Miststück.

Als ich auf dem Parkplatz ankam standen noch weniger Autos da als am Montag. Ich hatte nicht die Intention gehabt zu spät zu kommen, doch war es. Zehn Minuten mindestens.

Mein Blick schweifte über den Parkplatz der Schule, doch ich sah ihn nicht. Kurz hatte ich den komischen Gedanken, dass es gut war, wenn er schon gegangen wäre. Vielleicht würde dann alles wieder so werden wie woher. Er ignorierte mich und ich beobachtete ihn vom weiten. Ohne zu wissen, wie beschissen verknallt ich tatsächlich war. Wie dumm ich wahrscheinlich war.

„Kommst du immer zu spät?" Er war hinter mir.

Kurz schloss ich meine Augen und meine Hände verkrampften sich um die Träger meines Rucksacks. Ich war nicht darauf vorbereitet. Ich wollte einfach irgendwie mein Superheldencape anziehen und unsichtbar sein. Und mich ärgerte es, weil ich dieses Gefühl seit langem nicht mehr gehabt hatte. Dieses Gefühl einfach verschwinden zu wollen.

Ich setzte ein Grinsen auf, weil ich nicht weglaufen konnte und drehte mich um. „Jo", sagte ich, „ist sowas wie mein Markenzeichen."

Wyatt lachte leise. „Verstehe."

Die Situation war irgendwie awkward. Doch trotzdem schaffte ich es den Gedanken zu verdrängen einfach wegzulaufen. Ich war verdammt nochmal nicht mehr sieben Jahre alt und ich würde über Wyatt hinwegkommen. Ganz einfach. Er war nämlich scheiße. Scheiße.

Ich hob die Augenbrauen. „Geh'n wir oder hast du's dir anders überlegt?"

Wyatt seufzte. Ich wusste nicht warum er das tat und ich konnte nicht anders als darüber nachzudenken. Es verwirrte mich. Er verwirrte mich.

„Klar, gehen wir." Seine Stimme war voller Enthusiasmus. Nicht.

Er drehte sich um lief auf ein Monstrum von Auto zu. Scheiße, ich hätte fast vergessen, dass er reich war. Verdammt reich.

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