Unruhig gehe ich die Zelle ab. Sehe mir alles genau an. Streiche mit meiner Hand die Wände entlang und teste alles, was vielleicht gehen könnte. Klopfe selbst gegen die Steine um zu sehen, ob es einen Hohlraum dahinter geben könnte! Doch nichts. Nur auf der einen Seite sind die Gitterstäbe. Ansonsten ist alles mit dicken und dunkelgrauen Steinen verbaut. Sie sind unter mir. Neben mir. Hinter mir. Über mir. Und vor mir diese vermaledeiten Gitterstäbe. Ich setze mich gegen die Wand gegenüber der Dinger und starre wütend und innerlich fluchend darauf. Es gibt nichts. Ich kenne hier nichts. Weder Umgebung, noch die Wesen, die hier existieren.
Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf und ich blinzele ein paar Mal. Einfach nur mich selbst fragend, wie idiotisch ich bitte sein kann. Sofort mache ich die Jackentaschen auf und greife nach meinem Handy und der Waffe! Doch... Stirnrunzelnd und weiterhin tastend stelle ich fest, dass mir alles fehlt. Egal wie tief ich in den beiden Taschen grabe, weder Meine Schlüssel, noch mein Handy, mein Geldbeutel, meine Kopfhörer oder die Waffe sind da. Nichts. Leer. "Suchst du das hier, Menschlein?", ertönt die dunkle und überlagerte Stimme und ich sehe ruckartig auf. Bewege mich nicht mehr.
Zalgo ist vor den Gitterstäben aufgetaucht und zeigt mir höhnisch grinsend meine Sachen. Genau die Dinge, die in meinen Jackentaschen waren. "Du glaubst doch nicht wirklich...", seine Gesichtszüge gehen nach unten und er sieht mich an, als sei ich dumm. "Dass ich dir das hier überlassen würde." Während ich mir innerlich recht gebe mit dem Versuch und das es ja hätte klappen können, bin ich äußerlich ziemlich still. "Hast du mich für bescheuert gehalten?", fragt er und bevor ich über meine Worte nachdenken kann, werden sie schon ausgesprochen. "Kommt drauf an. Darf ich die Wahrheit sagen, ohne getötet oder verletzt zu werden?"
Stumm gebe ich meinem Hirn einen fetten Bitch-Slap. So stark es geht. Doch was gesagt ist, ist gesagt. Doch anstatt ausfallend zu reagieren, zucken nur seine roten Mundwinkel. "Da lodert ja doch ein kleines Flämmchen. Bin gespannt, wie groß es wird." Und mit diesen Worten verschwindet er urplötzlich. Als wäre er nie dagewesen. Und hinterlässt mich mit mehr Fragen die er neu aufgeworfen hat, als dass er auch nur annähernd beantwortet hat. Zumindest weiß ich jetzt, dass meine Sachen bei ihm sind. Und dass er mich für amüsant hält. Und, dass er mich auf jeden Fall noch am Leben lässt.
Oder interpretiere ich zu viel in seine Worte hinein? 'Bin gespannt, wie groß es wird.'? Ich fürchte, dass noch etwas großes auf mich zukommen wird. Und zwar etwas, dass mir nicht gefallen wird. Dass mich in Panik verfallen lässt. Angst. Unsicherheit. Also eigentlich hat er mir doch mehr gesagt, als ich eigentlich gedacht hätte, wenn ich so darüber nachdenke. Auf meiner Unterlippe herumkauend, wackle ich mit meinen Füßen und spiele mit meinen Fingern. Jetzt zeigt sich meine Nervosität und die Unsicherheit auch nach außen hin. Scheiße. Was mache ich jetzt? Ausbruch? Wie und wohin? Das sind die größten Fragen.
Mein Adrenalinspiegel sinkt. Und somit auch meine Augenlider. Ich bin müde. Trotz der ungewohnten Situation, der Umgebung und der immer über mir drohenden Gefahr Zalgos, wird die Müdigkeit unerträglich. Langsam rutsche ich in eine Ecke und lege mich auf die kalten Steine. Benutze die Jacke von Tim als Decke. Denn hier ist es überraschend kalt. Nicht wirklich war. Meine Arme halten als Kissen her. Automatisch suche ich nach Tim! Doch er ist nicht da. Nicht einmal in der Nähe. Es ist beschissen. Erst habe ich mich daran gewöhnt, bei ihm zu schlafen und jetzt vermisse ich seine Nähe mehr als sonst etwas.
Der Schlaf ist unruhig. Immer wieder wache ich auf. Mein Gestell tut mir weh. Ich kann mich nur unter Schmerzen strecken, weil mir meine Gelenke weh tun. Mir ist schlecht. Ich habe Kopfschmerzen. Mir ist im Moment alles egal. Nachdem ich wieder aufgewacht bin, setze ich mich auf. Mir ist kotzübel. Ich muss aufs Klo. Ich habe Hunger. Durst. Ich will hier weg. So fühlt es sich also an, wenn man als Gefangener irgendwo ist. Man hat keine glorreichen Ideen, wie man hier abhauen könnte. Man kann nicht urplötzlich Schlösser knacken. Ich bin eben nicht wie die Charaktere in meinen Geschichten.
Mit dieser hoffnungslosen Feststellung sehe ich einfach nur auf die Gitterstäbe. Ich komme hier nicht raus. Auf einmal muss ich an die fünf Phasen der Akzeptanz denken. Habe ich alle durch? Ich glaube nicht. Habe ich diese Situation akzeptiert? Nicht wirklich. Was war die erste Phase... Mit einem abwesenden Blick lehne ich mich gegen die kalte Wand und ziehe die Jacke wieder an. Erste Phase... Man will es nicht wahr haben. Nehme ich es wahr? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Zweite Phase. Zorn oder Ärger. Dritte Phase. Verhandeln. Vierte Phase. Depression und Trauer. Und die letzte Phase. Phase fünf. Die Akzeptanz.
Ich sehe vor mir auf den Boden. Zwischen meine Beine, die ich zu einem Schneidersitz geändert habe. Das Licht der Fackel wird für einen Moment unruhig und ich sehe auf. Ein schwarzes... Ding steht vor den Gitterstäben. Hat etwas auf einer Art Tablett und schiebt es unter der Tür hindurch, bei der die Stäbe nicht im Boden versenkt sind. Schnell ist es wieder verschwunden und meine Augen werden schmal. Ich runzle die Stirn und warte einen Moment, ehe ich langsam aufstehe und mich ein paar Schritte nach vorn wage. Perplex blinzelnd starre ich das Tablett an. Frühstück. Es gibt Frühstück.
Mir werden zwei Mahlzeiten pro Tag gebracht. Es ist nicht lecker. Um ehrlich zu sein, ist es schlimmer als mein selbst gekochtes. Aber es ist etwas zu essen. Das muss reichen. Alle, ich denke zumindest einmal, 12 Stunden bekomme ich etwas zu essen. Und zu trinken, dass dann wiederum so lange halten muss. Etwas nachgeschenkt bekomme ich nicht. Es ist immer etwas kaltes. Breiartiges. Ich will nicht wissen, was das wirklich ist. Denn Haferschleim ist es nicht. Den esse ich ja gern selbst. Es ist schleimig. Hat Stückchen darin, die ich nicht identifizieren kann. Und nicht will. Das und Wasser. Das ist meine Ernährung.
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The lost friend 2
FanfictionAlex hat in viel zu kurzer Zeit viel zu viel erlebt. Sie wurde wegen dem Verschwinden Brians um Hilfe gebeten. Sie hat Tim an ihre Seite bekommen. Ein Bechal hat sie fast getötet und ihr Auto mit seinen wunderschönen Krallen zerkratzt. Tim ist mehr...