Der tote Hund und das Auto

737 48 4
                                    


Sicht Elli:

Es war merkwürdig ihn dabei zu beobachten, wie er mit militärischer Genauigkeit seine Umgebung beobachtete und sich versuchte einzuprägen. Immer wieder konnte ich bei einer schnellen Bewegung oder wenn die Lautstärke um uns herum wieder anstieg erkennen, wie seine Hand reflexartig zuckte, um nach etwas zu greifen oder seine Finger merkwürdige Symbole/Zeichen formten.

Als einige Zeit verging und er immer noch nicht von sich selbst aus ein Gespräch anfing, versuchte ich ihn ein wenig abzulenken, in dem ich ihn etwas mit meinen Worten necke.

„Muss sich da jemand erst wieder an den Großstadtlärm gewöhnen?" Kam es halb lachend von mir und es schien eine gewisse Wirkung auf ihn zu haben. Doch leider drifteten meine Gedanken zu dem ruhigen Klima und das stetige, rhythmische Piepen der Geräte zurück.

„Anderseits ist es im Krankenhaus tatsächlich so still, dass man glatt das Gefühl haben könnte in einer anderen Welt zu sein." Und als hätten meine Worte mehr Gewicht für ihn als für mich, schien er selbst in Gedanken völlig abwesend zu sein, sodass er meine Rufe, als er auf die Straße trat, nicht mitbekam.

Augenblicklich war das Hupen eines Autos zu hören und so stark ich konnte, riss ich den groß gewachsen Mann an seiner Schulter zurück, während der Fahrer uns entgegen fluchte und dann gemächlich vorbei fuhr.

Mein viel zu schnell schlagendes Herz beruhigend, in dem ich meine Hand auf die Brust legte und tief einatmete, konnte ich nicht anders als den Herrn den ich aus Protest liebevollerweise Tamaki wie meinen verstorbenen Hund genannt hatte, anzustarren. Darüber nachdenkend, dass mein Hund auch nie hören konnte und leider von einem Auto überfahren wurde, schien der Name mir nicht mehr ganz so passend, nach dem Geschehen so eben.

Nicht nur das der kalte Schweiß nun auch noch meine Kleidung tränkte, schien die Sache noch komplizierter zu werden als gedacht.

Innerlich gingen derweil alle bis auf Faulpelz-Elli auf die Barrikaden und streikten, bevor natürlich Wutausbruch-Elli das Kommando übernahm und ich den immer noch sehr verwirrten Idioten an schrie.

„Du verfluchter Hinterwäldler, man sieht vorher nach ob da ein Wagen oder so kommt, wenn man die verdammte Straße überquert. Wo bitte hast du gelebt, dass dir deine verfluchten Eltern so etwas als Kind nicht beigebracht haben." Doch im nächsten Moment bereute ich meine Worte auch schon, als ich diesen kalten Ausdruck erneut in seinen Augen sah. Ich war eindeutig zu weit gegangen.

Ich hatte eine unausgesprochene Grenze überschritten und ich befürchtete schon, es wäre alles aus, doch er sah kalt an mir vorbei und fragte mit so viel Emotion, wie ein Holzscheit aufbringen konnte, nach der vorherigen Situation.

„Was war das?"

Nur ein Einfaches „Was war das?", mehr nicht. Und wie bereits meine Mutter versuchte ich nach jedem unbedachten Wort so zu tun, als wäre nichts gewesen. Also sah ich ihn dessen-Name-nicht-bekannt-war kurz an und meinte gekonnt lässig:

„Was meinst du, ich hab dir gerade doch nur das Leben gerettet. Und jetzt gib dem Tantchen dein Händchen und wir gehen gemeinsam über die Straße."

Kakashi's Sicht:

Wie konnte eine so kleine Person nur so nervtötend sein und was sollte das heißen SIE hatte MIR das Leben gerettet? Wenn ich gewollt hätte, würde dieses Ding jetzt auf dem Altmetall Schrott liegen.

Doch ich musste mich beherrschen, ich brauchte diese Frau noch, ob ich wollte oder nicht und die Tendenz zu NICHT war momentan sehr hoch.

Also rieb ich mir ungläubig einmal über die Augen, bevor ich einen erneuten Versuch startete, nach dem ich ihre da gebotene Hand sanft weg schlug, auch wenn alles in mir kochte.

„Ich meinte dieses Ding aus Metall." Zumindest sah es wie bemaltes Metall aus.

„Du meinst das Auto?" Fragte sie stirnrunzelnd und sah mich zugleich schief von der Seite her an. Was zum Geier ist außerdem ein Auto? Doch statt meinen Fragen freien Lauf zulassen, nickte ich nur kurz mit zusammengebissenen Zähnen zur Bestätigung.

„Du weißt nicht, was ein Auto ist?" Kam es ungläubig von ihr und wieder bestätigte ich nur mit einem Nicken.

„Ist das auch so eine Folge deiner Amnesie?" Doch sobald sie die Worte bereits ausgesprochen hatte, zweifelte sie an ihren eigenen Frage und sah mich misstrauisch an, dabei verengten sich ihre grünen Augen wieder zu kleinen schlitzen und man konnte ihren Gesichtsausdruck dabei schon beinahe süß nennen.

Allein der Gedanke, eines Gesichtsausdruckes, der bei dieser Person süß sein sollte begann sich mein Magen umzudrehen und ich musste mich zusammen reißen nicht genervt oder angeekelt herüber zu kommen.

Dabei verfluchte ich, dass ich keine Maske aktuell mehr trug. Im Krankenhaus hatten sie meine Waffen und Kleidung beansprucht, lediglich einige Kleinigkeiten wie eine Schriftrolle, die ich auf der Mission besorgen sollte, sowie mein Stirnband hatte ich zurückerhalten.

Sonst besaß ich nichts mehr, aus meinem Leben umso wichtiger war es sich gut mit der Rothaarigen zustellen. Schließlich war ich noch immer ein Ninja auf Mission und die Mission ging nun einmal über das eigene Wohlergehen.

Mich immer noch mit einem zweifelnden Blick ansehend, versuchte ich ihr ein bittendes Lächeln zu schenken, welches ich so oft vor dem Badezimmerspiegel meiner Wohnung, mit so vielen anderen Emotionen geübt hatte.

Dabei war ich einfach so müde, denn es war mehr als anstrengend, seine Gefühle nicht zu zeigen.

Sicht Elli:

Er wirkte mehr als nur Müde. Er wirkte irgendwie verloren und rastlos. Also atmete ich einmal tief ein und aus, drehte mich von ihm weg, lief ein kleines Stückchen vor und rief so laut, dass er es hören konnte „Tut mir leid". Jedoch drehte ich mich schnell wieder zu ihm, lief das kleine Stück, was ich vorgegangen war wieder zurück, griff seine Hand und zog ihn, nach dem ich auf den Verkehr geachtet hatte, über die recht überschaubare Straße, dort blieb ich weder stehen noch ließ ich seine Hand los. Ich lief einfach immer weiter, bis wir vor dem kleinen Italiener in meiner Straße ankamen. Wo ich kurz rein lief, eine etwas größere Menge Essen bestellte und sie später zu mir in die Wohnung liefern ließ.

Nur um kurz darauf, den Fremden an der Hand erneut mitzuziehen und in meine modisch eingerichtete Wohnung führte. Erst dort fing ich wieder an zu sprechen und ihm grob zu erklären, wo er welche Zimmer fand. Zudem bat ich ihn im Wohnzimmer Platz zunehmen, da das Essen gleich kommen sollte.

Ihn nur kurz dabei beobachtend, wie er sich kurz flüchtig um zusehen schien, wobei ich glaubte, dass er viel genau hinsah, als es den Anschein machte, lief ich durch die Wohnung und suchte hier und da einige Bücher zusammen.

Erst als es klingelte, wuchtete ich den gesammelten Bücherberg auf den Beistelltisch im Wohnzimmer, der genau zwischen Sessel und Sofa stand. Nun also das Essen bezahlend und mit mehr als überladenden Händen zurück ins Wohnzimmer torkelnd, ließ ich die Ausbeute etwas grob auf dem Wohnzimmertisch fallen. Dabei erwischte ich den werten Herrn, wie er ersten Bücher durchblätterte.

Dabei konnte ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Kakashi FF -Eine andere Welt- ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt