Ein Euro für Allah

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Ein Euro für Allah

von Vulcan

Diese Geschichte basiert auf einer Idee von smokeysis: Penny For A Wish

Jessica saß allein auf ihrem Lieblingsplatz im Einkaufszentrum vor McDreck. Hier konnte sie den Eingangsbereich der Mall weit überblicken, dass sie den widerlichen Fraß von McDreck deshalb bestellen musste, nahm sie widerwillig in Kauf. Schließlich konnte sie niemand zwingen es auch noch zu essen.

Jessica war eine zwanzig jährige, moderne Europäerin, die durchaus in der Lage war ihr Leben zu meistern. Sie chattete mit ihrer Freundin Jennifer, die bald zu ihr stoßen würde und beobachtete dabei die vorbeieilenden Passanten. In der Mitte des Entree stand ein großer Wunschbrunnen, in dem hier und da Passanten Münzen hineinwarfen und sich dabei etwas wünschten. Die junge Frau kam nicht umhin, ihren Kopf über diesen dummen Aberglaube zu schütteln. Wenn sie eines wusste, dann, dass mit den Münzen das hiesige Waisenhaus unterstützt wurde und das Wünsche dadurch bestimmt nie in Erfüllung gehen würden. Das war nur eine Kinderfantasie, wie der Weihnachtsmann oder der Osterhase oder der Weltfrieden. Sie wusste Bescheid.

Jessica schaute am Brunnen vorbei und sah, wie ein schwarzer Kegel mit an ihren Armen hängenden Taschen ein Geschäft verließ. Natürlich war dieser Kegel eine Frau, eine salafistische Muslima, die in jeder denkbaren Art und Weise genau das Gegenteil von Jessica war. Jessica hatte lange blonde Haare und eine traumhafte Figur. Sie war stets chic und modern gekleidet, aber immer dezent und mit Stil. Sie gehörte zu den seltenen Menschen, die allein mit ihrer Gegenwart, die anderen lächeln ließ. Sie hatte immer eine gesunde Bräune und ihr Make-up war geschmackvoll, mit rubinroten Lippen und rosa Wangen. Heute trug sie ein dicht anliegendes, himmelblaues Kleid. Es hatte den postmodernen Retrostil der 50er Jahre mit einen breiten weißen Hemdkragen und kurzen Ärmeln.

Jessica fühlte sich etwas unwohl, weil sie zu spüren glaubte, wie diese Fremde sie durch die von einer dünnen Gaze bedeckten Augen ihres Schleiers fixierte, als diese eine Münze in den Brunnen warf. Jessica schüttelte über diese kindische Einbildung den Kopf. Warum sollte sich die Schleiereule ausgerechnet für sie interessieren. Sie nahm ihr Smartphone zur Hand, um weiter mit Jennifer zu chatten. Die Frau hob ihre Taschen auf und setzte sich zu ihr an den Nebentisch. Das Mädchen hörte das Rascheln der Schleier, als sie sich hinsetzte. Es klang fremdartig und doch für sie auf irritierende Weise vertraut. Sicherlich musste sich die arme Frau in einem so gewichtigen und restriktiven Outfit unbehaglich fühlen?

„Hallo, ich heiße Batul! Ich habe am Brunnen etwas für dich gewünscht!" sagte die Muslima mit einer hauchzarten Stimme.

„Ja, als ich fünf Jahre alt war, habe ich auch an solchen Blödsinn geglaubt!", sagte Jessica mit abweisendem Spott. Sie blickte wieder auf ihr Smartphone und chattete weiter mit ihrer besten Freundin Jennifer.

„Ach du meine Güte, dann ist es doch richtig von mir gewesen, etwas Besonderes nur für dich zu wünschen!" Die Frau strich mit ihrer behandschuhten Hand über ihren Schleier. „Sicherlich kann ich deine Meinung noch ändern."

Jessica versuchte, die Frau zu ignorieren, aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich einfach nicht mehr auf Jennifers Texte konzentrieren. Die Worte verschwammen immer wieder vor ihren Augen. Wenn sie versuchte, einen Satz zu lesen, verlor sie schon nach wenigen Worten den Überblick. Genervt legte sie mit einem frustrierten Schnaufen ihr Smartphone weg und wandte sich dieser lästigen Frau zu.

"Wirklich? Und wie willst du das anstellen?" spottete sie.

„Oh, es ist wirklich ganz einfach", sagte die Frau. Sie kicherte hinter ihrem Schleier und Jessica hob skeptisch eine Augenbraue. „Schon bald wirst du erleben, wie mein Wunsch sich erfüllt."

Ein Euro für AllahWhere stories live. Discover now