»32« Lügen über Lügen

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K A T R I N A

Ich spreche mir innerlich Mut zu und gehe ebenso wieder ins Zimmer, ehe ich die Balkontür schließe. Leroy sieht von seinem Handy auf, wirft mir einen Blick zu und verschwindet dann ins Bad. Bibbernd reibe ich mir die Arme, denn erst jetzt spüre ich, wie kalt mir eigentlich ist, was ich gar nicht richtig wahrgenommen habe durch die ganzen Gedanken, die in meinen Kopf umher irren. Hin und her laufend überlege ich, wie ich es ansprechen soll, sobald er aus dem Bad ist. Ob er es vielleicht vergessen hat? Nein, das glaube ich nicht.

Ich zucke zusammen, als die Tür sich wieder öffnet und drehe mich Zähne zusammenbeißend zu ihm um.

„Ähm", beginne ich verunsichert und lenke seine Aufmerksamkeit somit auf mich. Ohne mich auch nur anzusehen, läuft er zur Nachtkommode und legt seine Armbanduhr ab, genauso wie sein Telefon. Schluckend umfasse ich meine Hand fester mit der anderen, ehe ich mich dazu zwinge endlich die Worte zu sagen.

„A-Als Dank, dass Danny mir h-heute helfen durfte...", stottere ich nervös und stocke, als er mich nun direkt ansieht.

Reiß dich jetzt mal zusammen, Rina!

„Habe ich an eine Massage gedacht."

So, jetzt ist es endlich raus! Erleichtert darüber seufze ich leise, während Leroy's Brauen in die Höhe zucken.

„N-Natürlich nur, wenn du das willst!", beeile ich mich zu sagen, als er die Stirn runzelt. Gott, wieso sagt er denn nichts?

„Was genau willst du denn massieren?", hakt er plötzlich nach und lässt mich perplex blinzeln.

„Na, deinen Nacken, was denn sonst?" Irritiert blinzle ich, wobei er nur milde lächelnd nickt.

„Okay, äh, dann ziehe bitte dein Hemd aus und setz dich auf den Sessel hin", räuspere ich mich und zeige mit dem Finger auf den schwarzen Sessel in der Ecke, ehe ich zu der Nachtkommode auf meiner Bettseite laufe und nach dem Massageöl greife, das ich schon bereitgestellt habe, als Leroy's nächste Worte mich innehalten lassen.

„Mein Tag war wirklich anstrengend", raunt er und kommt langsam auf mich zu. „Ich habe keine Lust mich großartig zu bewegen und die Knöpfe nerven mich, wenn ich versuche das Hemd auszuziehen, also sei doch so nett und ziehe du es mir aus."

Ich hebe gar nicht erst den Blick, als er einen halben Meter vor mir stehen bleibt, denn ich weiß, dass ich nur sein böses Schmunzeln entdecken würde. Innerlich verfluche ich mich dafür, dass mir nichts besseres als Massage einfiel. Es hätte mir klar sein müssen, dass Leroy den Moment dafür nutzen würde, um mich bloßzustellen. Schluckend gehe ich langsam auf ihn zu, starre unentwegt seine Brust an und atme leise tief durch, ehe ich ihm langsam das Hemd öffne. Ich spüre, wie sich mir die Schweißperlen auf der Stirn bilden, so nervös macht mich sein Blick, der durchgehend auf mir liegt.

Der erste Knopf, der zweite Knopf, der dritte Knopf...

Wieso öffnet sich das Hemd bloß nicht so leicht?

Ich schlucke, als ich ungewollt seine Bauchmuskeln streife und versuche es irgendwie zu verhindern, doch anders bekomme ich die Knöpfe nicht richtig auf. Augen zu und durch! Innerlich seufze ich erleichtert, als sein Hemd endlich offen ist und gehe etwas auf die Zehenspitzen, um es ihm über die breiten Schultern zu ziehen. Diese Geste führt mir vor Augen, wie intim wir gerade sind und ich kann einfach nicht sagen, ob es mir gefällt oder nicht.

Nein, es gefällt mir nicht, doch ich glaube, dass es das würde, wenn es nicht Leroy wäre.

Der Raum ist von Spannung geladen, als er sich langsam umdreht und auf den Sessel zugeht. Schluckend folge ich ihm und spüre, wie meine Nervosität nur weiter wächst. Als er sich breitbeinig auf den Sessel niederlässt und die Arme lässig auf den Lehnen abstützt, erschaudere ich, denn nun verströmt er mal wieder den Duft der Gefahr aus. Ich bleibe hinter ihm stehen und lausche einen Moment lang meinem Herzen, das mir bis zum Hals schlägt und in meinen Ohren widerhallt.

Belleza del SilencioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt