Kapitel 23

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jacks pov


Ich achtete nicht dadrauf, wie weit Aclatis zurück blieb. Ich wollte einfach nur zu Ruby und sie retten und beschützen. So schnell ich konnte, rannte ich durch die Gänge. Dabei hatte ich wohl Acaltis' Hand verloren, aber er würde uns sicher finden. Irgendwie.
Die Gänge waren dunkel und spärlich beleuchtet, aber dank Rubys - wieder aktiver - Geruchsspur, fand ich den Weg schnell in die Freiheit. Immer wieder überkamen mich auf meinem Weg schmerzvolle Attacken, die nicht meine waren. Sie fühlten sich so vertraut, aber zugleich auch so fremd an.

Es war eine kleine, unscheinbare Metalltür, die ich mit meinen Werwolfkräften (meiner Meinung nach reichten da aber auch nur meine ,,menschlichen" Muskeln) halb
zerstört hatte. Gleisendes Sonnenlicht kam mir entgegen und ich kniff meine Augen zu dünnen Schlitzen zusammen, als ich in die Natur heraustrat. Es war ein wunderbares Gefühl endlich aus diesem stickigen, stinkenden Zimmer zu kommen und die kühle Waldluft einzuatmen.

Doch lange konnte ich mich nicht in Glücksgefühlen wiegen, denn ein qualvoller Schrei durchschnitt die Luft wie eine Schere. Sogleich überkam mich eine erneute Welle der Schmerzen und Angst.
,Hey, Ruby. Alles ist gut! Ich bin auf dem Weg zu dir! Ich werde dich retten!', versuchte ich meine Seelebveewandten über unsere Telepathie zu beruhigen, aber sie antwortete und reagierte auf meine Nachricht nicht. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Meine Knochen brachen und ächzten, als ich mich in einen großen, schwarzen Wolf mit roten Augen verwandelte. Gerade, als ich lossprinten wollte, hörte ich eine schnaufende Stimme hinter mir. Aclatis. ,,Jack! Warte! Ich will mitkommen!" Ich drehte mich zu ihm und knurrte ihn bedrohlich an. Damit bedeutete ich ihm, er sollte mich in Ruhe lassen und hier bleiben. ,,Nein! Ich will endlich mal helfen, Jack. Einmal, bitte! Und dann werde ich immer brav hier bleiben und warten, okay? Bitte, Jack", flehte er und kuckte mich mit so süßen Welpenaugen an, dass kein anderer Welpe ihn hätte übertreffen können. ,,Ach komm schon", bat er und ich ließ mich murrend auf meinen Bauch fallen, damit er aufsteigen konnte.
,,Danke, Jacky! Du bist der beste Werwolf! Natürlich zusammen mit Ruby..." Begeistert sprang er in die Lüfte, kam dann abef auf mich zugerannt und kletterte auf meinen dichtbewachsenen Rücken. Er krallte sich fest in mein Fell und dann preschte ich los, denn ich wollte keine einzige Sekunde länger mehr mit dem Wissen leben, dass meine Mate in Gefahr - vielleicht sogar Lebensgefahr - schwebte.

Die Bäume zogen verschwommen an uns vorbei und nahm Rubys Geruch immer deutlicher war. Ihre Presenz wurde immer stärker und man konnte ihre Ausstrahlung schon hunderte Meter weit entfernt warnehmen.

Als wir nach einem unendlich langem Sprint eine Lichtung erreichtem, blieb ich schlitternd stehen und versuchte, nicht im Schlamm auszurutschen.
Der Blick der sich uns bat war schrecklich. Nein. Sogar um Welten mehr als das. Jedenfalls für mich.

Ruby lag dort in ihrer Wolfsgestalt, in der Mitte des waldfreien Platzes, blutüberströmt und mit mehreren Bisswunden. In ihrem Bauch klaffte eine tiefe Wunde. Sie sah tot aus. Vielleicht war sie das auch. Doch als ich mich kurz beruhigte, konnte ich ihren sehr schwachen, unregelmäßigen aber vorhanden Herzschlag spüren.
Der Göttin sei Dank!
Ich war wie erstarrt und wusste nicht, was ich tun sollte. Aclatis schien es da nicht anders zu gehen. Mir gefiel es ganz und garnicht, dass er in einem so jungen Alter schon soetwas segen musste. Am liebsten hätte ich ihm die Augen zugehalten und ihn wieder nach Hause - oder was auch immer dieses Hütten-Schutz-Krankenstations-Ding war - schicken, aber das ging als Wolf schlecht und so ließ ich es bleiben, obwohl es mir mein gebrochenes Herz noch mehr brach.
Nero war mucksmäuschenstill und gab kein Wort von sich, er war ebenfalls wie erstarrt.

Als ich mich endlich aus meiner Schockstarre löste, glitt Aclatis versteift von meinem Rücken und ich tapste unbeholfen auf Ruby zu. Doch ein mir nur allzu bekannter Duft ließ mich innehalten. Das durfte nicht war sein! Nicht er! Nicht hier!
Der Geruch von Blut lag nun wie ein dicker Wollteppich über seinem Geruch, abef trotzdem nahm ich ihn noch war. Er konnte nicht weit weg sein. Zögernd setzte ich meinen Weg fort.

Die letzten 5 Meter wollte ich zu Ruby sprinten, aber ein lautes, aggressives Knurren ließ mich abrupt stehen bleiben.
Gegenüber von mir aus dem Gebüsch sprang ein männlicher Wolf, der mir zum Verwechseln ähnlich sah. Er fletschte die Zähne und leckte sich provokant über die Lefzen. Bedrohlich langsam kam er auf mich zu und ich wusste, dass jede falsche Bewegung mein Todesurteil wäre. Egal, wer ich war.

Es sah komisch, aber dennoch einschüchternd aus, als der Werwolf mich hämisch angrinste. Er umrundete Ruby, wobei er sie kurz triumphierend ansah und seine Blick dann wieder mir zuwandte. Boshaft und mordlustig blitzten seine blitroten Augen auf. So, wie Rubys Blut. Ich musste jetzt einfach zu ihr und ihr helfen. Sie retten. Sie beschützen.
Oh bitte stehe ihr bei Mondgöttin!, flehte ich die Mutter der allereersten Werwölfe an.

Wenige Meter vor mir bleib er stehen und sah mich abwartend an. Dieser Bastard! Der konnte was erleben! Wieso griff ich denn nicht an?
Mein Körper war vor Angst wie gelähmt. Keine Schwäche zeigen! Ich klammerte mich an diesen Satz wie an einen Rettungsring, der mich vor dem Ertrinken rettete.
Also raffte ich all meinem Mit zusammen und sah ihm fest in die Augen. Das erste Mal seit einer Ewigkeit.

Blutrot traf auf höllenrot.

,,Schön dich wiederzusehen, Lucian." Die Worte spuckte ich ihm förmlich ins Gesicht.

,,Ebenso, Bruderherz", knurrte mein Gegenüber unfreundlich und immer noch schrecklich grinsend.

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Bam bam baaaaaam😂

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