Kapitel 16

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Schlaflos wälzte Jane sich in ihrem Bett hin und her, zu viele Gedanken quälten sie und brachten sie um den Schlaf. Aus dem Raum neben sich hörte sie ganz leise Musik, Frankie schien auch nicht schlafen zu können. Tommy sah sie den ganzen Abend nicht, er kam nicht einmal aus seinem Zimmer, obwohl er von Janes Anwesenheit wusste. Es schmerzte ihr, tief im Innersten verletzte sie das sehr. Für ihren Bruder würde sie alles tun und nun zu wissen, er hielt nicht mehr viel von ihr, fühlte sich wie ein messerscharfes Messer in ihrer Brust an. Frankie versuchte ihr die Sorgen zu nehmen, glaubte, er bräuchte einfach noch ein bisschen Zeit, er verkraftete Pops Abwesenheit nur schwer. Angela schien sich nicht wirklich dazu äußern zu wollen, sie versuchte auch all die Zeit ihre Trauer vor Jane zu verstecken, doch sie kannte ihre Mutter einfach zu gut. Sie verübelte ihr auch gar nicht, hinter ihrer Ehe herzutrauern, immerhin führten sie mehr als 20 Jahre eine perfekte Beziehung, der plötzliche Wandel von ihrem Vater kam unterwartet, für jedem im Hause Rizzoli. Jane hasste es, ihrer Mutter das Gefühl zu geben, sie müsste für sie so tun als würde sie Frank hassen. Sie mochte ihn für seine Taten hassen, aber nicht dafür, dass er ihr drei wundervolle Kinder schenkte, oder sie auch schöne Zeiten verlebten. Jane suchte noch nach einem Weg ihrer Mutter das klar zu machen, doch Angela schien verbissen darauf nun alles richtig machen zu wollen. Sie hoffte Angela machte es auch aus freien Stücken und nicht nur ihnen zuliebe, das hoffte sie inständig. Nachdem sie auch zwei Stunden später immer noch keinen Schlaf fand, zog sie sich ihre Sportkleidung an und machte sich auf den Weg nach draußen. Joggend ließ sie die schlaflose Nacht hinter sich, trieb sich zu einer immer besseren Leistung an. Ihre Waden fingen nach fünf Kilometern an zu zwiebeln, doch Jane ignorierte es und trieb sich immer weiter an, schneller als jemals zuvor. Erst das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihrer Trance, keuchend kam sie zum Stehen und schaut auf das helle Display. Maura. Mitten in der Nacht? Jane kniff die Augen zusammen, glaubte die Nacht spielte ihre Streiche, oder ihr Gehirn. Warum zur Hölle sollte Maura sie um vier Uhr in der Nacht anrufen? Die kalte Luft raubte ihr den Atem, schwer atmend ging sie ans Telefon: „Maura? Alles in Ordnung?" Sie hörte Maura aufmerksam zu, noch während sie sprach joggte sie Richtung Beacon Hill. Sie spürte keine Schmerzen, nicht einmal mehr die Kälte, sie sprintete die letzten Meter zur Haustür und klopfte mehrmals gegen das weiße Holz. Eine verweinte Maura öffnete die Tür, der Mascara klebte unter ihren Augen, zog Bahnen hinunter an ihren Wangen. Die roten Augen blickten Jane verzweifelt an, es tat Jane im Herzen weh: „Ja-jane...ich...bin...ich..."

„Psssst, Maura. Komm, lass uns erst einmal reingehen. Dann erzählst du mir alles!", sie zog die zitternde und unheimlich zerbrechliche Person vor sich mit ins Haus. In der Küche stoppte Jane, um Maura einen Tee aufzusetzen und holte sich selbst eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Während sie auf das kochende Wasser für den Tee warteten, fiel Maura in Janes Arme, welche ihr beruhigend über den Rücken strich. Das Schluchzen erzitterte Jane durch den ganzen Körper, die Kraft und Verzweiflung die von ihr ausging, verblüffte sie. Noch immer wusste Jane nicht was los war, warum Maura so bitterlich weinte. Am Telefon hatte Maura einfach durchgängig geweint, ihren Namen geschluchzt und nur gestammelt, so schnell es ging hatte sich Jane also auf zu Maura gemacht. Es schien ihr egal zu sein, ihre teure Kleidung an Janes durchgeschwitzten Körper zu pressen, sie zu ruinieren. Sie drückte sich so fest an Jane, wie es nur möglich war, so fest wie Jane es zuließ. Jane klemmte ihre Wasserflasche unter einen Arm, mit dem anderen hielt sie Maura fest. Die Teetasse umfasste ihre einzig freie Hand, vorsichtig balancierte sie sie auf Mauras Couch im Wohnzimmer. Es war ungewöhnlich still im Haus, stirnrunzelnd blickte Jane auf Maura hinab. War etwas mit den Kindern passiert? Alle möglichen Horrroszenarien spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab, sie hoffte falsch zu liegen. Ja sie betete sogar dafür, das würde sie nicht verkraften...und Maura auch nicht. Jane spitzte die Ohren, versuchte etwas zu hören, trotz des Schluchzens in ihren Armen. Sie setzten sich hin, Maura sackte neben Jane zusammen, so beschloss sie Maura einfach auf ihren Schoß zu ziehen. Mauras Kopf lag auf ihren Beinen, gedankenverloren strich sie ihr durch die Haare. Sie zog die Decke über ihren Körper und wartete ab, bis sie sich beruhigte. Einige Minuten später starrte Maura Jane an, durchdringend mit glasigem Blick. Jane beugte sich zu ihr hinunter, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn: „Maur. Was ist passiert?" Jane sah Maura an, wie sehr sie sich zusammenriss, ihr Körper hörte zu keiner Sekunde auf zu zittern, ihre Augen sahen so aus, als würden sie in jedem Moment wieder Tränen vergießen.

„Ich...Universität..und...", Maura verschluckte die Worte und Jane verstand nichts von dem was sie von sich gab. „Maura! Ganz ruhig. Atme tief ein und aus, dann versuch mir zu erzählen was los ist. Was ist in der Universität passiert?", fragte sie nach. Maura sammelte ihre Gedanken, schluckte den riesigen Kloß in ihrem Hals hinunter, straffte ihre Schultern und schaute Jane in die Augen. Sie blickte in schokoladenbraune, besorgte Augen. Sie verlor sich sofort in ihnen, ließ sich fallen und fing an zu erzählen: „Ich...Hm. Also ich musste heute länger in der Universität bleiben, weshalb Scarlett und Mattheo bei Freunden übernachten. Es gab eine Lehrveranstaltung, mit Dozenten und einigen Studenten. Der Abend schien vielversprechend zu werden, sehr angesehene Persönlichkeiten sollten dort sein, Vorträge halten. Ich habe mir schon vorher rausgesucht wo ich auf jeden Fall dabei sein möchte. Mister Shelton...der Direktor unserer Universität, klebte jedoch den ganzen Abend an mir. Egal wohin ich ging, welchen Vortrag ich mir auch aussuchte, er interessierte sich auch dafür. Er langweilte mich mit nichtigen Fakten und Diskussionen, ein Entkommen gab es jedoch nicht für mich." Jane schnaubte bei Mauras Worten verächtlich auf, sie mochte den Direktor noch nie, er schien schon von Anfang an von Maura fasziniert gewesen zu sein. „Er trank immer mehr Wein, kam mir näher und säuselte in mein Ohr. Da kam ein Mann, er stellte sich als Dennis Rockmond vor, Schriftsteller. Er befreite mich aus den Fängen von Mister Shelton, dankbar spendierte ich ihm ein Bier an der Bar", fuhr sie fort. Jane biss die Zähne zusammen, biss sich dabei auf die Lippe und fluchte leise auf. Maura schaute sie erschrocken an, liebevoll wischte sie den kleinen Blutstropfen von Janes Lippe, schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln und küsste ihre Hand. Sie ahnte was diese Worte in Jane auslösten und erfüllten Maura selbst mit Zufriedenheit. „Jane", sagte sie streng, „es war nur ein Bier. Ich wollte mich bedanken. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja..." Mauras Mine verfinsterte sich und Jane ahnte worauf die Geschichte hinauslief, ihr Magen fühlte sich bei den Gedanken schwer an, eine Übelkeit machte sich in ihr breit. „Wir unterhielten uns nett, er erzählte mir von seinem neusten Buch, seinen Reisen. Wir fanden Thematiken die uns interessierten, Mister Shelton schien das nicht gerade zu begeistern, doch er ließ uns alleine. Dennis Rockmond schaute sich eine kleine Ausstellung mit mir an und zog mich mit auf die Dachterrasse. Ich schwöre Jane, ich habe zu keinem Zeitpunkt geglaubt, er könnte denken, ich wäre an ihm interessiert. Er...er...Er zog mich in eine Ecke, drückte seinen Körper an mich und küsste mich...Ich versuchte ihn abzuschütteln, versuchte ihm zu sagen, dass ich das nicht wollte. Für einen kurzen Moment hörte er sogar auf, lauschte dem was ich zu sagen hatte. Ich glaubte, er sei zur Vernunft gekommen, ich entfernte mich von ihm, wollte zurück zur Ausstellung. Doch er riss mich herum, drückte mich gegen die kalte Wand, die sich in meinen Rücken drückte. Seine Hand bedeckte meinen Mund als ich wieder etwas sagen wollte. Sein ganzer Körper...presste sich gegen mich...ich...ich konnte...es spüren...ich... Er küsste mich überall und seine freie Hand fuhr an meinem Körper auf und ab...Jane...ich hatte solch eine Angst...und niemand war draußen um mir zu helfen...", wisperte Maura und Janes Wut stieg von 0 auf 100, sie bemühte sich nicht loszubrüllen, aufzustehen und diesen Kerl ausfindig zu machen, doch Maura sah so ängstlich aus, Jane würde sie nicht alleine lassen, nicht nachdem was passiert war. „Als er seine Hand unter mein Kleid...stecken wollte...habe ich mein Knie hochgezogen, mit voller Wucht...Er krümmte sich...und ich lief davon...er verfolgte mich noch eine Weile, doch...in der vollen Universität konnte er mich nicht mehr überwältigen...Jane...ich...", presste Maura hervor, „Ich...ich glaube...ich bin ihm gerade noch so entkommen...ich habe keine Ahnung was er gemacht hätte, wenn ich ihn nicht gestoppt hätte...Ich...Oh Gott... Ich bin mit quietschenden Reifen nach Hause gefahren...und habe dich unterwegs angerufen. Ich weiß nicht mal warum, ich..." Jane zog Maura in ihre Arme, welche ihre Beine um Janes Taille schlang. Jane drückte Mauras Kopf gegen ihre Schulter, kraulte ihren Hinterkopf und hauchte tausende von federleichten Küssen gegen ihre honigblonden Haare: „Es war genau richtig mich anzurufen, Maur. Ich bin für dich da." Maura lächelte, das konnte Jane spüren, ihre Hände krallten sich noch immer in Janes Shirt, welches längst getrocknet war. Verlegen räusperte sich Jane, erinnerte sich daran komplett verschwitzt zu sein und zu stinken. „Oh...Maura...ich...es tut mir leid...ich stinke bestimmt total", ihre Wangen färbten sich violett, was Maura zum Lachen brachte. „Mach dich nicht lächerlich Jane. Du stinkst nicht, du riechst...wunderbar...", erwiderte sie und ihre Wangen färbten sich knallrot, verschämt schaute sie weg damit sie Janes Ausdruck nicht sehen musste. Jane kicherte auf und drehte Maura am Kinn wieder zu sich. Zärtlich legte sie ihre Lippen auf Mauras, küsste sie sanft aber bestimmt. Erst jetzt fiel Maura auf, zu welcher Uhrzeit Jane laufen gewesen sein muss: „Jane? Was hast du um diese Uhrzeit draußen gemacht? Warum bist du gelaufen?"

Nun wandte Jane sich ab, die Geschehnisse mit Frost, Becca und ihrer Familie holten sie wieder ein. Sie versuchte ein Ablenkmanöver: „Maura. Warum...warum bist du überhaupt mit ihm gegangen? Er ist ein Mann und du eine wunderschöne Frau...ich mache diesen Typen fertig! Ich fahre dort jetzt hin und knöpfe ihn mir vor." Sie meinte die Worte so, doch sie erfüllten auch ihren Zweck Maura davon abzulenken, was sie draußen gemacht hat. Mauras Augen suchten Janes Gesicht ab, verstand sie doch nicht was sie ihr damit sagen wollte. „Und? Ich kann doch nicht jedem Mann gleich unterstellen, falsche Absichten zu haben? Jane. Ich bin verheiratet und nicht jeder Mann ist daran interessiert sich an mich ranzumachen. Es hat nicht alles gleich was zu bedeuten, auch nicht von meiner Seite", erwiderte Maura und Jane zuckte bei diesen Worten zusammen, etwas in ihrem Gesicht veränderte sich. Maura registrierte viel zu spät was sie da von sich gegeben hatte. Jane hatte sich schon von ihr entfernt, stand mit geballten Fäusten auf und blickte zwischen Maura und der Tür hin und her: „So ist das also. Ich verschwinde, ich bedeute ja wahrscheinlich auch nichts. Du bist ja verheiratet, du hast Recht. Wie konnte ich nur so naiv gewesen sein!" Die Wut ummantelte Jane, ließ sie brennen und Feuer spucken, ihre Augen funkelten böse auf. Sie verliebte sich von Tag zu Tag mehr in Maura und für sie war sie wahrscheinlich nur eine gelungene Ablenkung, solange ihr Mann nicht da ist. Jane machte Maura keine Angst, auch wenn sie aussah wie die Medusa höchstpersönlich. Ihre Haare standen wild in alle Richtungen, die Locken wirkten wie kleine Schlangenkörper. Die Wut ließ Janes Augen schwarz werden, ihr Körper zitterte vor Wut und Enttäuschung. Sie konnte es in Janes Augen lesen, die Enttäuschung, die Angst nichts Besonderes für Maura zu sein. Maura machte einen Schritt auf Jane zu, die erhob jedoch ihren Arm und murrte: „Nicht." Maura beirrte diese Geste nicht, sie schloss die Lücke zwischen ihnen, legte ihre Arme um Janes Körper. Im ersten Moment versuchte Jane sie wegzudrücken, sich zu befreien, Maura dagegen lockerte ihren Griff nicht. „Jane", wieder dieser Ton in ihrer Stimme, das machte Jane noch wahnsinnig. Noch nie hat jemand ihren Namen so erotisch klingen lassen. „Jane. Schau mich an", sie legte ihren Zeigefinger und Daumen unter Janes Kinn, drehte sie zu sich, wartete bis Jane ihre Augen wieder öffnete, „Jane...ich kann nicht in Worte fassen, was das mit uns ist. Du...du bist...wundervoll. Du machst mich glücklich und du bist nicht irgendjemand für mich, du bist...meine Person...anders kann ich es nicht erklären. Ich fühle mich so unendlich wohl bei dir, du versetzt mich in einen Ausnahmezustand, den ich nie zuvor gefühlt habe. Nicht mal bei Ian..." Jane riss erschrocken ihre Augen auf, sie konnte nicht glauben was sie da gerade hörte und was sie in Mauras Augen sah. Liebe. Jedes ihrer Worte war eine Liebeserklärung an Jane, sie sagte die Wahrheit. Maura fühlte das, was auch Jane fühlte. Diese Gefühle die so unbeschreiblich waren. „Ich weiß...ich bin verheiratet und ich sollte das nicht tun, denken, fühlen. Aber ich...ich habe mich nun mal in dich verliebt und ich spiele nicht mit dir. Du bedeutest mir etwas, Jane", sie küsste Jane voller Hingabe, verzehrte sich nach ihren vollen, dunklen Lippen. Jane erwiderte den Kuss hungrig, zog Maura eng an sich und vergrub ihre Hände in ihren Haaren. Nach Atem schnappend entfernten sie sich voneinander: „Maur-."

Weiter kam Jane nicht. Maura schubste sie rückwärts zurück auf die Couch. Immer wenn Jane sie so nannte, kochte eine Erregung in ihr hoch, die sie nicht mehr kontrollieren konnte und wollte. Zu lange hatte sie versucht dagegen anzukämpfen, doch dieser Kosename machte Maura willig. Sie vergaß sogar das Erlebnis mit Dennis Rockmond, Jane jedoch nicht. „Maur. Stopp. Nicht jetzt", sie zog mit letzter Kraft Mauras Hand unter ihrem Shirt hervor, keuchend blickte sie in Mauras lusterfüllten Augen. Es verlangte Jane alles ab, ihr nicht zu verfallen, vernünftig zu handeln: „Maur. Ich...ich...ich habe Gefühle für dich...und das schon eine Weile...du bedeutest mir so viel und ich will dich nicht verlieren, deswegen reagiere ich manchmal so...aufbrausend. Es tut mir leid..." Mauras Mundwinkel umspielte ein Lächeln, sie legte ihren Kopf auf Janes Brust, lauschte ihrer Atmung und dem aufgeregten Klopfen ihres Herzens. „Dann weißt du ja jetzt wie es mir bei Miss Bredford ergeht...", gab Maura zu, was Jane mit einer erstaunten Miene quittierte, welches kurz darauf von einem breiten Lächeln abgelöst wurde, „Jetzt tu doch nicht so, Jane. Du wusstest das ganz genau. Ich weiß, dass du das extra gemacht hast. Hat funktioniert..." Jane lachte laut auf, was ihr einen Kniff in die Seite einbrachte, pikiert darüber schrie sie auf. Es endete in einem Kitzelkampf, den keiner der beiden zu gewinnen schien. Als sie kaum noch Luft bekamen, ließen sie voneinander ab. „Ah...ah...Jane...stopp...", quiekte Maura und Janes Wangen verfärbten sich bei Mauras Stöhnen dunkelrot, es kribbelte in ihrem Bauch und eine unerträgliche Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Nun grinste Maura amüsiert, erfreut darüber welche Wirkung sie auf Jane hatte, wiederholte sie es direkt: „Mhm...Janeeeee..." „Maura! Hör auf!", ermahnte Jane sie. „Was hast du draußen gemacht?", sagte Maura deshalb.
Verdammt. Ertappt kratze Jane sich am Kopf, richtete sich seufzend auf: „Müssen wir jetzt darüber reden? Ich bräuchte wirklich dringend eine Dusche...und müde bin ich auch." Maura wollte sie nicht drängen, zog sie vom Sofa, mit nach oben. „Dort ist ein frisches Handtuch, ich warte im Bett auf dich", sie sagte kein Wort mehr, drängte Jane nicht dazu, ihr von ihrem Abend zu erzählen. Erleichtert stieg Jane unter die Dusche. Die warme Dusche tat gut, erfrischte sie. Eine Viertelstunde später schlüpfte sie in ein altes Shirt und ein paar viel zu kurze Shorts, band sich die Haare zusammen und begab sich in Mauras Schlafzimmer. Maura lag dort nur mit einem Oberteil bekleidet auf der Decke, friedlich schlafend. Lächelnd zog Jane die Decke unter ihrem Körper hervor, deckte Maura zu und schlüpfte zu ihr ins Bett: „Nacht, Maur."

Warme Sonnenstrahlen weckten Jane am nächsten Morgen, sie kitzelten auf ihrer Haut und verursachten eine Gänsehaut. Erst als sie die Augen öffnete, bemerkte sie, wie Maura sie mit ihren eigenen Haaren streichelte. Ihre blonden Haarspitzen streiften Janes braungebrannte Haut, grinsend schaute Maura sie an: „Guten Morgen." Jane streckte sich gähnend, hauchte Maura ein „Guten Morgen" entgegen und zog sie dann fest in ihre Arme. Jauchzend rollte Maura sich auf Janes Körper, verharrte minutenlang in dieser Position mit ihr. „So könnte ich jeden Morgen aufwachen", nuschelte Jane verlegen. Maura küsste Janes Kiefer, folgte seiner strengen Kante bis zu ihrem Kinn, küsste ihre Unterlippe, Oberlippe, beide Lippen. Wieder spürte Jane wie die Erregung in ihr anstieg, doch als Maura ihren Kopf drehte und die Uhr erblickte, sprang sie wie von der Tarantel gestochen von Jane hinunter: „Verdammt! Wir kommen zu spät!" Jane schaute auf die Uhr und keuchte erschrocken auf. Sie riss ihr Handy aus der Hosentasche und entdeckte unzählige Anrufe von ihrer Mutter und Frankie. Immerhin war sie letzte Nacht einfach von zu Hause verschwunden, hatte alles dort gelassen und war Laufen gegangen. Während Maura unter die Dusche sprang, wählte Jane die Nummer ihrer Mutter und eilte nach unten, um Kaffee aufzusetzen. Die Stimme ihrer Mutter klang verweint, voller Sorge. Es tat Jane unendlich leid, sie entschuldigte sich gefühlte 100 Mal, versuchte ihr die Situation möglichst wahrheitsgemäß zu erklären. Angela beruhigte sich erst nach zehn Minuten, schimpfte sie würde so etwas nicht verkraften. Nächstes Mal sollte sie wenigstens eine SMS schreiben, wenn sie nächtliche Ausflüge unternahm. Der Kaffee kochte vor sich hin, ihre Mutter war beruhigt, also legte Jane auf und nahm zwei Stufen auf einmal, um wieder nach oben zu kommen. Sie zwängte sich in eine alte Jeans, die in ihrem Schrank lag und eine schwarze Bluse. Dazu zog sie ihre Boots an, die sie jeden Tag trug und stiefelte ins Schlafzimmer, wo Maura nur mit einem Handtuch bekleidet stand. Erschrocken hielt Jane sich die Hand vor Augen, was Maura dazu veranlasste zu kichern. Jane hörte wie Maura immer näher kam, unter ihrer Hand konnte sie das weiße Handtuch erkennen, welches nun genau vor ihr war. Maura zog vorsichtig Janes Hand von ihrem Gesicht, küsste ihre Wange, ihren Mund und wartete geduldig bis Jane die Augen öffnete: „Du kannst ruhig schauen, Jane. Du hat mich immerhin auch schon in Handtuch und Bikini gesehen." Jane stotterte als sie antwortete: „J-a-a-a, abe-er..ich.." Maura brachte sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen und ging schwungvoll zurück ins Bad. Ihre Hüften wackelten dabei verführerisch und als sie Janes Augen trafen, zwinkerte sie ihr zu und ließ das Handtuch fallen. Kurz danach fiel die Badezimmertür zu. Janes Atmung ging stoßartig, ihr Herz raste und ihre Hände waren feucht. Sie hatte das Gefühl zu sabbern und Mauras Rückenansicht hatte sich auf ihre Netzhaut gebrannt. Wie konnte ein Mensch nur so perfekt aussehen? Sie stolperte nach unten, bereitete zwei Becher Kaffee vor und wartete auf Maura, welche fünf Minuten später die Küche betrat. Sie trug einen dunkelblauen Rock, mit einer blau-weiß-gestreiften Bluse, ihre blauen High Heels rundeten das Bild ab. Ihre Haare lagen wellig über ihren Schultern, Perlenohrringe zierten ihre Ohren. Jane musste sich von ihrem Anblick losreißen, reichte ihr einen Becher und zusammen gingen sie zu Mauras Mercedes. „Verdammt!", stöhnte Jane auf, „Mein Auto steht noch am Park am Stadtrand. Ich habe es komplett vergessen!"
„Das schaffen wir jetzt nicht mehr. Ich bringe dich nach Hause, du holst deine Sachen und dann fahren wir zur Uni. Okay?", schlug Maura vor und Jane nickte. Sie schlürften schweigend ihren Kaffee, bis sie vor ihrem Haus zum Stehen kamen. Jane verkrampfte sich ein wenig, Maura sah das Haus nun mit anderen Augen, das wusste sie. Sie selbst hatte Angst Frank zu begegnen, oder auch ihrem Bruder Tommy. Aufmunternd drückte Maura Janes Hand und gab ihr dann einen kleinen Schubs, um sie aus dem Auto zu bewegen: „Denk dran, wir sind spät dran." Jane verließ das Auto, schloss die Haustür auf und eilte nach oben. Sie stopfte alles was sie brauchte in ihre Tasche, griff nach dem Buch für Mauras Vorlesung und ging zurück nach unten. Sie sagte kurz ihrer Mutter Hallo, welche ihr zwei Tüten mit Bagels in die Hand drückte: „Für dich und deine hübsche Begleitung, in dem unheimlich teuren und schicken Wagen, da draußen." Wieder verfärbten sich Janes Wangen, etwas was ihr in letzter Zeit immer häufiger passierte und küsste ihre Mutter zum Abschied auf die Wange: „Danke Ma."

Schwer atmend setzte sie sich zu Maura, die sie strahlend anschaute. „Hier für dich," Jane reichte ihr eine Tüte, welche diese entzückt entgegen nahm. „Für mich? Das duftet köstlich Jane! Danke", erwiderte Maura und verstaute die Tüte in der Fahrerseite. „Bedank dich nicht bei mir, Ma hat dich im Auto sitzen sehen...und ja...eine Tüte für mich und eine für dich", erklärte Jane verlegen. „Oh, Misses Rizzoli hat mich gesehen? Sprich ihr bitte später meinen tiefsten Dank aus", war alles was Maura sagte, die den genervten Tonfall von Jane falsch interpretiert hatte.
„Ma hat überall ihre Augen und Ohren, es ist also kein Wunder dass sie dich entdeckt hat", erwiderte Jane genervt. Das Radio dudelte im Hintergrund, aber eigentlich bekam Jane davon nichts mit. Sie beobachtete die ganze Fahrt über, ihre wunderschöne Dozentin. Das Sonnenlicht brach sich auf ihrer hellen Haut, ihre blonden Haare schimmerten und verliehen Maura ein zauberhaftes Aussehen. Abrupt kamen sie an einer Ampel zum Stehen, Mauras Augen fixierten Jane, welche sie noch immer anstarrte: „Hat man dir als Kind nicht gesagt, wie unhöflich es ist jemanden anzustarren?" Lachend streichelte Jane über Mauras Unterarm: „Ich glaube ich habe die Erlaubnis Sie anzustarren, Dr. Isles." Mauras Mund klappte vor Sprachlosigkeit auf, Dr. Isles genannt zu werden machte sie niemals an, außer bei Jane. Ihre rauchige, tiefe Stimme verursachte Gänsehaut an ihrem ganzen Körper, jedes einzelne Haar stellte sich bei ihrem Klang aufrecht. Jane schaute sich um und griff nach ihrem Bagel, sowie ihrer Tasche: „Ich sollte hier aussteigen Maura. Ich glaube es kommt nicht so gut an, wenn wir zusammen an der Uni auftauchen." Daran hatte Maura überhaupt nicht gedacht, sie stimmte Jane zu und beobachtete sie beim Aussteigen. Jane drehte sich noch einmal um, lächelte ihr zu und verschwand hinter dem nächsten Häuserblock.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt