Kapitel 35

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Ihre Beine zitterten wie verrückt, machten ihr nur noch deutlicher wie nervös sie sich eigentlich fühlte. Jane knabberte an ihrer Lippe, nestelte mit ihren Fingern an ihrem Rucksack während sie vor dem Tresen des Departments wartete. Die Eindrücke erschlugen sie fast, so viele Menschen wuselten um sie herum, es herrschte ein gängiges Kommen und Gehen. An den Wänden hingen Medaillen, Urkunden und an der hintersten Wand entdeckte sie eine Gedenktafel für gefallene Polizisten. Polizisten die im Dienst starben. Jane schluckte bei der Anzahl der Namen, fast die ganze Wand war voll. Schnell richtete sie ihren Blick woanders hin und beobachtete zwei uniformierte Männer die sich lachend unterhielten und ihre Ausweise an die Kontrolle der Drehkreuze hielten um durchzukommen. Nur mit Ausweis ist es möglich das Innere des Departments zu betreten. „Dient der Sicherheit", nuschelte ein Officer neben ihr. Er muss gesehen haben wie sie fasziniert das Treiben im Department beobachtete. Jane lächelte höflich und nahm die Info auf. „Wahrscheinlich aus Gründen die es verlangt haben solche Sicherheiten einzurichten, oder?" Er musterte sie und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen: „Sie sind eine Bewerberin, oder? Sie haben es richtig erfasst." Nun lächelte auch Jane, nickte und er setzte seinen Weg fort. Bevor sich die Tür des Fahrstuhls schloss, hob er die Hand zum Abschied. Jane winkte zurück und drehte sich dann zurück zum Tresen. „Miss Rizzoli? Detective Korsak kommt gleich runter und holt Sie ab, setzten Sie sich doch bitte dort vorne hin", der Mann nickte nach rechts wo einige Stühle standen, von denen zwei schon besetzt waren. Eine Frau die dort saß weinte bitterlich, tippte unter Tränen etwas in das Telefon und schluchzte laut auf. Jane ging langsam in ihre Richtung, fühlte sich unwohl sich einfach neben sie zu setzen und so zu stören. Doch die Frau schaute nicht einmal auf, ihre braunen Haare klebten ihr nass am Gesicht während sie schniefend auf das Display des Telefons starrte. Jane versuchte nicht auf sie zu achten, sondern im Kopf ihre Argumente für eine Karriere als Detective in diesem Department aufzulisten. Wie oft ist sie das alles mit Maura durchgegangen und trotzdem brachte sie die Aufregung gerade fast um. Alles lag an diesem Gespräch, davon hing ihre gesamte Zukunft ab. Der Gedanke schnürte ihr ein wenig die Kehle zu, doch die Frau neben ihr riss sie heraus aus ihrem Gedankengefängnis. „Haben Sie auch jemanden verloren?" Ihr lautes Schluchzen machte alle Menschen um sie herum auf sich aufmerksam, doch es schien sie nicht zu stören, es machte ihr rein gar nichts so bloßgestellt hier zu sitzen. Jane fragte sich ob sie das könnte, doch bisher stellte sie sich immer nur vor die Person zu sein, die die schrecklichen oder guten Nachrichten verkündete, nicht andersherum. „Nein, ich...", weiter kam sie nicht, genau in dem Moment tauchte ein schlaksiger Mann mit schütterem grauen Haar und Riesenbrille vor ihnen auf. „Miss Petersen? Kommen Sie doch bitte mit zur Identifizierung Ihres Sohnes." Wieder schluchzte die Frau, stand auf und folgte dem Mann zum Aufzug. Jane hörte nur noch Wortfetzen die ihre vagen Vermutungen bestätigten, sie gingen in den Keller wo die Gerichtsmedizin ihren Sitz hatte. Die Frau sollte nicht ihren lebendigen Sohn identifizieren der vielleicht straffällig geworden ist, nein, sie musste ihren toten Sohn identifizieren und seine Identität bestätigen. Der Gedanke würde wohl jedem Unbehagen bereiten, auch Jane zählte es nicht zu den besten Situationen in diesem Job, doch vor ihrem Auge sah sie nur die Aufklärung von Morden und die Gewissheit die sie den Familien geben würde. Den Part mit der Identifizierung musste eh ein Gerichtsmediziner machen, so jemand wie der schlaksige Mann, oder auch Maura. Manchmal entfiel ihr, dass Maura eigentlich in diesem Job arbeitete und konnte sich die Blondine nur schwer bei der Untersuchung von Leichen vorstellen. Ihre wundervolle, zarte und sanftmütige Maura fand neben der Uni heraus wie Menschen starben, schnitt sie auf und untersuchte sie. Sie schüttelte den Gedanken ab und wartete darauf von Detective Korsak abgeholt zu werden. Jane fühlte die Aufregung durch ihre Adern fließen und doch verspürte sie auch eine Art von Ruhe und Zugehörigkeit, dieser Ort gab ihr das Gefühl angekommen zu sein. Bei jeder Bewegung knarrte der Boden unter ihren Füßen, sie ermahnte sich still zu sitzen, sonst machte sie sich noch selbst verrückt. Während sie die Menschen studierte die das Präsidium betraten oder verließen, spürte sie einen Blick der auf ihr lastete. Es war kein schlechter Blick, das registrierte sie, bestimmt handelte es sich dabei um Detective Korsak.

Ein etwas rundlicher Mann mit grauem Haar und frisch rasiertem Gesicht kam auf sie zu, sein Blick verriet ihr richtig zu liegen. „Miss Rizzoli? Ich bin Detective Korsak! Es freut mich Sie kennenzulernen!", er hielt ihr seine Hand entgegen, die sie hastig schüttelte und dabei unbeholfen von ihrem Stuhl aufstand. Korsak schmunzelte leicht, entfernte sich einen Meter und wies ihr an ihm zu folgen. Jane eilte ihm nach, da er trotz kurzer Beine ziemlich schnell unterwegs war und passierte mit ihm zusammen die Kontrolle. Korsak hielt seinen Ausweis auf die ausgewiesene Schaltfläche und schon öffnete sich die Schranke. Jane schlüpfte mit hindurch und blickte grinsend zurück, so fühlte es sich also an. So fühlte es sich an hier zu arbeiten, auf der anderen Seite zu sein. Der Aufzug kam ratternd vor den Beiden zum Stehen und mit einem Quietschen öffnete sich die Tür. Drinnen empfing sie ein relativ warmes und gemütliches Licht, was ihr ein wenig die Anspannung nahm. Korsak schielte sie von der Seite an und räusperte sich: „Nervös? Wir reißen Ihnen nicht den Kopf ab, keine Sorge! Der Leutnant ist ein Netter." Jane lächelte höflich und blickte dann starr nach vorne, der Aufzug kam zum Stehen. Sie durchschritten gemeinsam die Tür und landeten auf einem hellen Flur, von dem einige Türen abgingen. Menschen mit Uniformen, Dienstmarken und Pistolen kamen an ihnen vorbei, einige fuhren nach unten, andere verschwanden in einem der unzähligen Büros. Die Luft hier fühlte sich anders an, besser. Jane atmete mehrmals tief ein und aus und folgte Korsak rechts den Flur entlang, durch die zweite Tür auf der linken Seite. Jane prägte sich alles ganz genau ein, sieben Schreibtische speicherte sie mental ab, von denen gerade nur drei besetzt waren. Die Fensterfront wurde durch schwarze Jalousien abgedeckt, die Lamellen sperrten die Sonne aus. Die dunkle Steinwand verzierten ab und an Bilder, einige Urkunden entdeckte Jane ebenfalls. Urkunden die eine Beförderung aufzeigten, oder den Heldenmut eines Officers beglückwünschten. Die Schreibtischflächen waren schwarz, doch eine Holzfront verdeckte die Sicht auf die Beine der Officers, schwarze Schreibtischstühle rundeten das Bild ab. Jane sah sich schon an einem der Tische sitzen, wild tippend am Rechner, sich selbst anspornend alle Details noch einmal durchzugehen. Sie seufzte und beobachtete Korsak der zu seinem Schreibtisch ging und etwas aus der Schublade holte. Bei näherem Betrachten sah sie einen Bilderrahmen mit einem Foto von einem kleinen weißen Hund, Jane notierte sich, dass Korsak wohl ein Hundefan sein musste. Etwas weiter links entdeckte sie eine Hundevase, Jane musste sich verkneifen nicht zu lächeln. Ein Officer mit einer Schwäche für Hunde, warum hatte sie vorher gedacht dass die Leute die hier arbeiten stahlhart sind und nichts von ihrer Persönlichkeit zeigen? Hier drinnen durften sie, aber bei der Arbeit, draußen bei Einsätzen, da mussten sie stark und undurchschaubar sein und sie hätte es ihm absolut nicht zugetraut als sie unten auf ihn traf. Korsak folgte ihrem Blick und stellte sich peinlich berührt vor die Vase: „Geschenk einer...Freundin." Jane verfluchte sich so offensichtlich gestarrt zu haben, nun dachte er bestimmt sie verurteilte ihn dafür, dabei stimmte das absolut nicht. „Ich finde sie schön", brachte sie hervor. Korsak musterte sie im Stillen und bedeutete ihr dann sich zu setzen: „Leutnant Cavanaugh kommt gleich und wir gehen dann gemeinsam in sein Büro, er ist gerade noch in einer Besprechung für einen Fall..." Jane blickte auf und zeigte offenkundig ihr Interesse. „Der Würger von Boston-Fall?", fragte sie. Korsak zog die Augenbrauen nach oben und fuhr sich über seinen nicht mehr vorhandenen Bart: „Natürlich sind Sie informiert. Genau so ist es. Es sind neue Hinweise eingegangen denen wir unbedingt nachgehen müssen. Hoffentlich schnappen wir bald dieses Schwein!" Sein Gesicht lief dabei leicht rot an und Jane erkannte daran wie sehr ihm der Fall zu schaffen machte. Sie erinnerte sich genau daran wie groß der Fund der ersten Leiche gehandelt wurde, bei einem Spiel des Polizeidepartments landete die Leiche einer Frau auf deren Spielfeld. Die Frau wurde einfach von der Straßenüberführung über dem Sportplatz runter geworfen, vorher zu Tode stranguliert. Bei diesem Opfer blieb es nicht und die Angst machte sich in Boston breit, denn diese zwei Fälle erinnerten stark an zwei Morde von vor mehr als 40 Jahren. Damals kannte jeder den Würger von Boston, er ermordete insgesamt 13 Frauen, indem er sie zu Tode würgte und sein Tatwerkzeug jedes Mal als Schleife gebunden um den Hals des Opfers zurückließ. Ein Schauer überfuhr Jane allein bei dem Gedanken daran, sie hatte darüber in ihren Büchern für die Akademie gelesen, freiwillig. Es gehört nicht unbedingt zur Pflichtlektüre, aber sie wollte auf alles vorbereitet sein und wie sich nun herausstellte konnte sowas immer von Nutzen sein. „Haben Sie schon die damaligen Fälle mit den heutigen abgeglichen? Sofern ich mich Recht erinner, tragen die zwei Opfer dieselben Namen wie zwei Opfer von vor 40 Jahren, oder stand es falsch in den Berichten?", dachte Jane laut nach. Korsak sah sie verwundert an und etwas blitzte in seinen Augen auf, was Jane für den Moment nicht definieren konnte, aber ihre Gedanken kreisten gerade eh nur um die Mordfälle. „Das haben wir tatsächlich, selbst der Nachname stimmt überein was bedeutet, der Mörder muss sie speziell herausgesucht haben. Sie haben also die Berichte in der Universität durchgelesen?" Jane blickte auf und nickte. „Das habe ich, Sir. Ich finde man sollte immer über alte Fälle Bescheid wissen, daraus können wir so viel lernen. Manchmal schauen sich Mörder alte Tatmuster ab, so wie vielleicht auch hier. Das kann bei Ermittlungen ungemein helfen, Sir. Was ist, wenn der Mörder auch die anderen Namen abarbeiten will? Er muss schnell gefunden werden!" Ein Mann mittleren Alters schritt durch die Tür und es wurde still im Raum, alle um sie herum standen auf und führten ihre Hand zur Schläfe. „Leutnant, Sir." Auch Jane stand automatisch stramm, seine Autorität ließ sie einfach nicht anders handeln. Er kam auf die Beiden zu und hielt ihr eine Hand entgegen: „Sean Cavanaugh! Sie müssen Miss Rizzoli sein?" „Das bin ich, Sir." Er leitete den Weg und führte sie in sein Büro, wo sie vor seinem Schreibtisch Platz nahm. Korsak und Cavanaugh blieben vor dem Büro stehen und unterhielten sich leise miteinander, Jane verstand kein Wort davon. Ging es um den Würger von Boston? Gab es ein neues Opfer oder wurden neue Spuren ausgewertet? Jane ertrug die Anspannung fast nicht und hätte sich am liebsten eingeschaltet um mitreden zu können. Noch ist es nicht soweit, resigniert seufzte Jane auf. Wie gerne würde sie hier schon arbeiten, ein festes Mitglied sein und dabei helfen diesen Typen zu fassen. Ein paar Wortfetzen drangen zu ihr hinüber als Cavanaugh sich während des Redens zum Büro drehte: „Er hat einen Termin, er kann nicht zum Tatort fahren...Keine Ahnung...Isles." Jane wurde hellhörig. Isles wie in Dr. Isles? Nervös leckte sie sich über die Lippen und fuhr mit ihren Händen über ihre Jeans. Hoffentlich hatte Maura nicht ein gutes Wort für sie eingelegt, sie wollte das ohne Hilfe schaffen. Jane wollte durch ihre Leistung brillieren und nicht durch Menschen die sie kannte. „Miss Rizzoli. Entschuldigen Sie die Wartezeit...", jinter ihm schloss sich die Tür und Jane verbrachte fast eine ganze Stunde in seinem Büro.

„Miss Rizzoli", er schüttelte ihre Hand während sie auf den Flur traten, „ich würde sagen, herzlich Willkommen in unserem Team. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns mit Ihren Kompetenzen zur Seite stehen würden! Wir haben schon lange nicht mehr so jemand Engagiertes bei uns gehabt!" Janes Grinsen breitete sich aus und sie brachte keinen Ton heraus, ein quietschiges Danke kam hervor und so erntete sie einige Lacher von ihren zukünftigen Kollegen. Cavanaugh schüttelte ihre Hand und hielt sie fest: „Bereit direkt mit einzusteigen?" Ihre Kinnlade kippte dabei glatt nach unten und sie schüttelte irritiert ihren Kopf: „Meinen Sie es Ernst, Sir? Nichts würde ich lieber!" Er klopfte ihr auf die Schulter und verwies sie an Korsak, beim Betreten des Büros räusperte er sich und alle blickten auf: „Einen Moment Ruhe bitte! Darf ich vorstellen? Ihre neue Kollegin, Miss Rizzoli! Sie wird hier ihre Ausbildung absolvieren, nebenbei einige Kurse dazu an der Universität belegen und in drei Wochen ihren Test durchlaufen. Heißt sie Willkommen und seid nett zu ihr, Jungs. Ich habe euch im Auge!" Ein betretenes Lachen wurde zu einem Willkommenen, Jane fühlte sich direkt Wohl. Sie schüttelte Hände, versuchte sich Namen zu merken und schielte immer wieder zu Korsak rüber, der sie zufrieden ansah. Nachdem sie ein wenig Smalltalk betrieben hatte, hielt Korsak ihr eine Akte entgegen: „Bereit? Lesen Sie sich das auf dem Weg durch." Ohne eine Antwort abzuwarten gingen sie zum Aufzug und fuhren nach unten, am Empfang bekam sie einen Ausweis, ihren eigenen Ausweis, damit sie zu jeder Zeit das Präsidium betreten konnte. Immerhin dieses Privileg ist ihr schon gegönnt, für Waffe und Dienstmarke musste sie erst die Ausbildung durchlaufen. In drei Wochen stand der Test an, der würde zeigen ob sie fit genug für die Ausbildung ist, danach folgte das Schusswaffentraining. Stolz machte sich in ihr breit und verpuffte allein bei dem Gedanken daran es ihren Eltern zu sagen. Was machte sie sich vor, wann würde sie ihre Familie überhaupt sehen? Sie mied das Haus solange Pops alleine dort war und ihre Brüder meldeten sich nur alle paar Tage um ihr zu sagen, dass sie noch immer woanders wohnten. Ihre Mutter meldete sich öfters, aber Jane verspürte nicht den Drang ihr von ihren Job zu erzählen, sie hörte schon die Worte die ihren Mund verlassen würden, sie mochte ihre Jobwahl einfach nicht. Die Autofahrt gestaltete sich ruhig, Jane las wie ihr aufgetragen wurde und Korsak brachte sie zum Tatort des neuen Mordes. Jane wusste wohin die Reise ging, alles stand in ihren Unterlagen, eine Zusammenschrift von den letzten zwei Morden, die des Würgers von Boston, sowie Obduktionsberichte. Es fühlte sich überhaupt nicht fremd an mit Korsak im Wagen zu einem Tatort zu fahren, es kam ihr fast so vor, als hätten sie das schon immer so gemacht. Auch Korsak wirkte zufrieden, ihn störte die Anwesenheit seiner neuen Partnerin überhaupt nicht, er spürte es würde eine gute Zeit werden.
Der Wagen kam langsam zum Stehen und sie befanden sich mitten in der Stadt, vor einem riesigen Hotel. Gelbe Absperrbänder versperrten Passanten den Zutritt, blinkende Streifenwagen grenzten den Bereich weiträumig ab. Von überall her vernahm Jane Stimmen, einige hörten sich verängstigt an, andere erbost und traurig. Gäste beschwerten sich nicht auf ihr Zimmer zu können, besorgte Mitbürger äußerten ihre Ängste und die Streifenpolizisten mussten alles in ihrer Macht stehende tun um sie zu beruhigen. Ein schwarzer Mercedes stand neben einem der Streifenwagen und Jane wunderte sich wie der dahin gekommen ist, eigentlich durften keine Fremdwagen am Tatort stehen. Stirnrunzelnd folgte sie Korsak ins Hotel, sie durften unter dem Absperrband hindurch und Korsak murmelte allen zu wer sie war. Per Kopfnicken wurde sie begrüßt, für mehr war keine Zeit. Korsak reichte ihr Handschuhe, die sich Beide überstreiften. Der Aufzug ruckelte stark während sie nach oben fuhren, Jane wurde still. „Alles gut, Rizzoli? So ein Tatort kann ganz schön an die Nerven gehen. Ich würde verstehen falls Sie nicht mitkommen möchten, wäre ja auch Ihr erstes Mal. Haben Sie überhaupt schon mit Leichen in der Uni gearbeitet?", prüfte er sie. „Nein, Sir. Jedoch steht diese Lektion eh in einem Monat an. Ich möchte dabei sein!", Jane wollte es, auch wenn sie noch nicht wusste wie sie auf eine Leiche reagieren würde. Immerhin handelte es sich dabei um einen toten Menschen und meistens waren sie auch noch übel zugerichtet. Sie schluckte als die Tür aufging, dutzende von Polizisten standen im Flur, einige redeten miteinander, andere notierten sich Zeugenaussagen. Ein leichenblasser Mann gab etwas zu Protokoll, seine Hände zitterten und er wirkte durch den Wind. Sie gingen durch die Tür Nummer 587 und ein leicht fauliger Geruch kam ihnen entgegen. Korsak ging einfach weiter, doch Jane blieb für eine Sekunde stehen und hielt den Atem an. Wenn sie jetzt Luft holte, sog sie die ganze verfaulte Luft ein. Ihre Beine zitterten leicht, doch sie sprach sich Mut zu, straffte die Schultern und ging schnellen Schrittes hinter Korsak her. Auf dem Bett lag eine junge Frau mit schwarzem Haar, Jane schätzte sie auf ungefähr 28 Jahre, um ihren Hals lag ein rotes Band welches zu einer Schleife gebunden war. Jane sah die Würgemale sofort, ebenso die Abwehrspuren an ihren Handgelenken, diese Frau kämpfte während sie starb. Vielleicht hat sie ihren Täter verletzten können und ganz vielleicht gab es verwertbare DNA unter ihren Fingernägeln. Genau in dem Moment als sie das zu Korsak sagen wollte, erhob sich eine Frau von der Seite des Bettes, sie musste auf dem Boden gekniet und etwas aufgehoben haben und Jane blieb die Stimme im Halse stecken.

„Jane?"
„Mau- Dr. Isles?"
Genau zeitgleich erkannten die Frauen wen sie da eigentlich vor sich hatten, Korsak blickte verwirrt zwischen ihnen hin und her: „Sie kennen sich schon?" Maura fasste sich zuerst, legte ihre Pinzette und einen Plastikbeutel auf das Bett und strich ihren Kittel glatt: „Jane, ehm Miss Rizzoli ist eine Studentin von mir. Sie besucht zwei meiner Kurse. Es freut mich Sie hier zu sehen, ich nehme an, Sie haben den Job bekommen?" Jane kämpfte noch immer mit sich selbst und ein leichtes Nicken von Maura holte sie zurück aus ihrer Trance: „Ja Dr. Isles, ich habe den Job." Korsak nickte eifrig und legte nach: „Eine wirklich tolle junge Frau, so engagiert und talentiert. Musste unserem Boss gleich davon erzählen, dass Sie sich mit alten Fällen beschäftigt hat." Verlegen kratzte er sich am Kinn, musste eine Angewohnheit sein, er sagte manchmal einfach zu viel. Jane kommentierte es nicht, sondern lächelte leicht. Fast vergaßen sie wo sie sich befanden, auch Korsak registrierte das und meinte: „Feiern können wir später. Was haben Sie für uns, Dr. Isles?" Maura trat neben die Beiden, Jane sah an ihr hinab und bemerkte, dass sie selbst an Tatorten High Heels trug und fing an ihre ersten Erkenntnisse mit ihnen zu teilen. Jane faltete ihre Hände vor ihrem Bauch und grinste während sie Mauras Stimme lauschte. Das würde eine aufregende Zeit werden.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt