Kapitel 37

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Roter Ford Focus. Silberner Mercedes. Blauer Mustang. Schwarzer Chrysler. Und da war er. Frosts Wagen. Jane atmete tief ein bevor sie aus ihrem Auto stieg und sich auf dem Weg zur Uni machte. Ihre Lust hielt sich in Grenzen, jetzt wo sie wusste wie es ist dort zu arbeiten, wo sie seit Jahren hinwollte, fühlte sich die Uni an wie reine Zeitverschwendung. Frost bildete da die Spitze des Eisberges, sie hoffte einfach nur, er würde ihr keine Szene machen, sie ansprechen oder sonst etwas versuchen. Es reichte ihr schon täglich Grant, Becca und Chloe über den Weg zu laufen, da brauchte sie jetzt nicht noch Frost auf dieser Liste. Jane zog sich ihre Lederjacke enger um den Körper, die Mütze tiefer ins Gesicht, schnallte ihre Tasche über die Schulter und marschierte schnellen Schrittes ins Foyer der Uni. Es empfing sie das typische Gewusel der Studenten, jeder war mit sich selbst beschäftigt, keiner achtete auf Jane die leicht verloren in der Menge stand. Achselzuckend ging sie los um sich einen Kaffee zu holen, immer auf der Hut nach den Menschen die sie unbedingt meiden wollte. Sie traf keinen von ihnen, erleichtert nahm sie ihren Kaffee entgegen und stürmte davon. Maura stand in der hinteren Ecke der Cafeteria und unterhielt sich mit einem Kollegen, der sie einfach nicht gehen lassen wollte. Schon seit einer halben Stunde erzählte er ihr Dinge, die sie absolut nicht interessierten, vor allem da sie das Meiste davon schon wusste doch das wollte sie ihm nicht sagen. Die Kollegen mochte sie meist eh alle nicht da sie immer alles besser wusste, beziehungsweise nicht merkten wann sie stoppen sollten zu reden. Doch dieser Kollege redete Maura in Grund und Boden, sie hätte nicht mal die Chance gehabt dazwischenzukommen, ihn zu unterbrechen oder gar zu verbessern. Er ließ ihr keinen Moment der Ruhe, Jane war die einzige Ablenkung die ihr das Gespräch wenigstens etwas erleichterte. Doch Jane kam wie ein Wirbelwind und verschwand auch genauso schnell wieder, leicht verwirrt blickte Maura ihr hinterher. War etwas vorgefallen? Heute Morgen kam sie ihr noch ganz normal vor. Sie riss ihren Arm nach oben, haute sich leicht gegen die Stirn weshalb ihr Kollege sie fragend ansah. „Entschuldigen Sie! Ich habe ganz vergessen, ich habe noch ein Gespräch mit einer Studentin! Entschuldigen Sie mich bitte!", brabbelte Maura und wartete keine Antwort ab, sondern eilte Jane hinterher. So sehr sie sich auch bemühte Jane einzuholen, sie schaffte es nicht. Janes lange und vor allem sportliche Beine trugen sie mühelos durch die Gänge der vollen Universität, in einem Tempo was Maura in ihren Stöckelschuhen einfach nicht aufzuholen schaffte. Bevor sie ihren Namen rufen konnte, bog sie in einen Vorlesungssaal ab in den Maura ihr nicht folgen wollte, es würde zu viele Fragen aufwerfen. „Dr. Isles! Haben Sie eine Minute für mich?" Maura drehte sich langsam um, auch wenn sie genau wusste zu wem die Stimme gehörte. Ihre Hände bebten ein wenig, während sie sich selbst Mut zusprach und ihm in die Augen blickte. „Aber natürlich...Mister Frost...", presste sie hervor.

Schweigend gingen sie zu ihrem Büro, Maura ging in ihrem Kopf alle möglichen Szenarien durch, fragte sich ob er sie auf die Situation im Krankenhaus ansprechen wollte. Egal was sie durchspielte, nichts endete im Guten. Panik breitete sich in ihr aus, sie verfluchte sich unvorsichtig gewesen zu sein, so reagiert zu haben, aber rückgängig konnte sie es eh nicht machen. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, welches sich knackend öffnete und ging mit Frost in ihr Büro. „Nehmen Sie doch Platz", bat sie ihn. Frost setzte sich auf den schweren, schwarzen Sessel der in der linken Ecke des Büros stand und wartete darauf, dass Maura sich hinsetzte, ihre Tasche verstaute und ihm endlich zuhörte. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte Maura sich auf ihren Schreibtischstuhl, die Anspannung im Raum war kaum noch auszuhalten, sie glaubte nicht daran es könnte sich in den nächsten fünf Minuten ändern, da räusperte sich Frost und kräuselte die Stirn. „Also, warum ich hier bin...", Maura hielt es kaum aus und wäre ihm am liebsten ins Wort gefallen, doch sie wusste es besser und hielt den Mund, „Ich wollte mich zum einen bei Ihnen für Ihren Einsatz für mich bedanken. Meine Familie und ich wissen es sehr zu schätzen, was Sie für mich getan haben und vor allem mit welchen Mitteln Sie versucht haben mich da rauszuhalten. Sie und ich wissen dass ich Grant provoziert habe, trotzdem haben Sie dafür gesorgt, dass Grant eine Strafe bekommt und ich nur eine kleine Strafarbeit verrichten muss. Wie haben Sie das hinbekommen?" Frost stützte seine Arme auf den Knien ab, massierte sie dabei leicht und musterte Maura die aschfahl im Gesicht war. Ob es ihr nicht gut ging? Frost dachte nicht weiter darüber nach, sondern wartete eine Antwort ab, für die Maura sich unheimlich viel Zeit ließ. „Ich...ehm...Entschuldigen Sie mich kurz", Maura stand auf und verschwand im kleinen Nebenraum, in dem kaum Platz für ein Regal war und atmete tief durch. Ihr Körper zitterte unkontrolliert und sie befahl sich endlich ruhig zu werden, sich zusammenzureißen. Einige Sekunden später kam sie zurück, strich sich verlegen ihre Haare hinters Ohr und nahm wieder Platz: „Ich habe die Situation nun schon seit einigen Wochen beobachtet, in unserem Saal waren die Anspannungen kaum zu übersehen und da ich gegen ungerechte Behandlung bin, egal wer in dem Moment angefangen hat, müssen Mister Grant und Mister Stevenson eine Strafe verbüßen um aus Ihren Fehlern zu lernen. Es war nicht ihre erste Tat gegen Sie oder Miss Rizzoli, deshalb habe ich mit Mister Shelton, dem Direktor, gesprochen. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, Zeugen mussten Aussagen abgeben und so weiter, aber ja, ich bin mit dem Ausgang der Verhandlung relativ zufrieden."

Frost lächelte, es war schön jemanden auf seiner Seite zu wissen. „Ich bin Ihnen dafür sehr dankbar...weiß Jane, Miss Rizzoli davon?", er kaute an seiner Unterlippe als er an Jane dachte und bereute es so sehr sie in die Ecke gedrängt zu haben. Jane wollte nichts mehr von ihm wissen, ignorierte seine Anrufe, SMS und auch wenn er vor ihrer Tür stand blieb sie verschlossen. Ihr Auto stand jedoch eh nie vor ihrem Elternhaus, keine Ahnung wo sie sich ständig rumtrieb, es war immer nur Frank zu Hause der genervt die Augen verdrehte wenn er wieder klingelte und nach Jane fragte. „Ist nicht da", war seine Standardantwort und wenn Frost fragte ob er wüsste wo sie ist, verneinte er dies und schlug die Türe zu. Er bekam weder Angela noch Janes Brüder zu Gesicht, langsam bereitete Frost das Sorgen. Er hoffte sie heute in der Universität sprechen zu können, aber vielleicht war das auch keine gute Idee, immerhin hat er heute Morgen schon beobachtete wie sie andere Wege ging als sonst und sich hektisch umschaute bei jedem Schulterrempler als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her. Maura zerdrückte im Schoß ihre eigenen Finger um nicht bissig zu antworten: „Ich kann Ihnen nicht sagen wie viel Sie weiß, Mister Frost. Ich habe Sie in den letzten Tagen nicht gesprochen." Lüge. Maura merkte wie ihr langsam warm wurde und ihr Ausschlag sich am Hals und Dekolleté ausbreitete. Auf jede Lüge folgte diese Reaktion ihres Körpers, sie hoffte Frost würde es einfach nicht auffallen. „Oh okay. Ich dachte vielleicht hätten Sie mit ihr gesprochen, weil ich meine...Sie...also...Sie waren ja im Krankenhaus und Jane scheint sich Ihnen anzuvertrauen und ich würde gerne wissen, naja... Hat Sie irgendwas zu Ihnen gesagt?" Maura sog die Luft scharf ein und schüttelte energisch ihren Kopf: „Im Krankenhaus habe ich mich nur nach den Wohlergehen von Ihnen und Miss Rizzoli erkundigt. Danach habe ich Sie, wie schon gesagt, nicht mehr gesprochen. Und selbst wenn Sie etwas zu mir gesagt hätte, ich dürfte es Ihnen nicht sagen, Mister Frost." Frost schnaubte wütend auf und haute mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel, prustete danach aber sofort vor Schmerz auf. Er vergaß immer wieder seinen lädierten Oberkörper der bei jeder Bewegung brannte: „Hat Sie etwas über mich gesagt? Sagen Sie es mir! Ich weiß doch, dass Jane sich Ihnen anvertraut. Sonst würden Sie doch niemals so verständnisvoll sein! Sie ist einfach aus Vorlesungen verschwunden und Sie haben es mit einem Schulterzucken abgetan! Sie wissen von ihrem Säufervater und wie er Jane geschlagen hat! Kommen Sie, Dr. Isles! Ich bin nicht dumm, sagen Sie es mir! Hat sie etwas über mich gesagt?!" Maura zuckte bei seinem kleinen Wutanfall zusammen, fühlte sich ein wenig an Ian erinnert und lehnte sich unauffällig nach hinten. Er wusste nicht was zwischen Jane und ihr lief, aber er würde auch nicht aufgeben, er ahnte etwas. Alleine, dass er etwas über Jane verriet was er eigentlich niemals tun würde, zeigte wie tief er schon in seinem Strudel der Verzweiflung gefangen war. Armer Frost, Arme Jane. Jane würde es gar nicht gut finden wenn sie wüsste dass Frost so etwas verriet. Wie viel Kraft hatte es sie gekostet sich Maura anzuvertrauen? Und Frost plauderte diese Story leichthin aus.
„Mister Frost. Ich glaube Sie sollten nicht solche Dinge rumerzählen, Miss Rizzoli würde das mit Sicherheit nicht gutheißen. Sie verstehen was ich sage, oder?"
Frost wirkte abwesend, sein Blick glasig und starr auf Maura gerichtet. Er reagierte nicht auf sie, also sprach sie weiter.
„Ich kann Ihnen nichts über Gespräche zwischen mir und meinen Studenten sagen, Mister Frost. Aber eins versichere ich Ihnen, über so etwas Persönliches hat noch nie jemand mit mir geredet. Ich bin immer für meine Studenten da, aber das ginge wahrscheinlich einen Schritt zu weit." Frost nickte leicht, kaum erkennbar und atmete schwer auf: „Es tut mir leid. Ich habe keine Ahnung was in mich gefahren ist. Ich wollte mich eigentlich nur bei Ihnen für Ihren Einsatz bedanken. Ich sollte gehen." Er stand auf und wischte sich über die Stirn, kleine Schweißperlen rannen daran hinunter. „Geht es Ihnen nicht gut, Mister Frost?"

Im nächsten Moment kippte Frost einfach nach hinten und landete mit einem Poltern auf dem harten Boden, Maura entwich ein kleiner Schrei. Sie griff sofort nach ihrem Handy, wählte den Notruf und eilte nebenbei an Frosts Seite. Sie legte ihn in die stabile Seitenlage, kontrollierte seinen Puls, ob seine Atemwege frei waren und tastete seinen Bauchraum ab. Sie schilderte gewissenhaft und professionell dem Notruf was sie feststellen konnte und übernahm die Erstversorgung. Ihre Vermutung, es könnte Blutungen im Bauchraum gegeben haben, bekräftigten sich bei der Untersuchung. 10 Minuten später traf das Ärzteteam ein und hob ihn vorsichtig auf die Trage die sie bei sich trugen, sprachen mit Maura und notierten sich etwas. Genau in dem Moment als er aus dem Gebäude getragen wurde, kam Jane um die Ecke gebogen. Maura fragte sich ob sie es einfach ignorieren würde, doch das konnte sie sich nicht vorstellen. Genau wie sie vermutete, sprang Jane auf die Trage zu, rief seinen Namen und fragte die Sanitäter was passiert sei, doch sie bekam keine Antworten. Regungslos stand sie im Flur, Studenten wuselten um sie herum und Maura griff nach ihrem Ellbogen und zog sie in ihr Büro. Jane wirkte abwesend und checkte erst einige Zeit später wo sie war und wer sie in dieses Zimmer gezogen hatte. „Maur", entwich ihr und sie schlang ihre Arme um sie. Maura strich ihr beruhigend über den Rücken und hauchte einen Kuss auf ihren Kopf: „Alles ist gut, Jane. Er wird gut versorgt, ich vermute dass er zu früh wiedergekommen ist, Bettruhe ist bei solchen Verletzungen eigentlich für mehr als zwei Wochen Pflicht. Ein Gefäß könnte geplatzt sein, aber sicher bin ich mir nicht. Setz dich erst einmal." Jane setzte sich auf den Sessel, den eben noch Frost beansprucht hatte und blickte Maura an: „Verdammt ehrlich. Warum macht er sowas nur?!" Maura schaute an ihr vorbei und überlegte was sie ihr sagen sollte, ob sie ihr etwas von dem Gespräch sagen sollte: „Ich kann es dir nicht sagen Jane, aber eins weiß ich. Er sorgt sich um dich, er würde gerne mit dir reden. Ich glaube er bereut es, zumindest strahlte er das aus." Jane sah sie verständnislos an. „Wie? Habt ihr geredet?", ihre Stimme klang ein wenig verärgert, was Maura nur teilweise nachvollziehen konnte. „Jane. Er ist auf mich zugekommen, er ist mein Student, er wollte sich für meinen Einsatz bedanken. Aber das war eben nicht das Einzige was er loswerden wollte. Frost hat es auch nicht direkt ausgesprochen, aber du weißt, mit Körpersprache kenne ich mich aus." Janes Verärgerung nahm zu und sie sprang aus dem Sessel auf und stand wenige Sekunden später nur fünf Zentimeter entfernt von Maura. „Es ist mir egal ob er irgendwas loswerden wollte, rede nicht mit ihm! Vor allem nicht über mich!" Maura zog ihre Augenbrauen nach oben und schob Jane mit ihren Händen von sich. „Falls du gedenkst einen vernünftigen Umgangston einzuschlagen, höre ich mir dein Ärgernis an, aber so überhaupt nicht. Ich kann einem Studenten nicht verwehren mit mir zu reden, Jane! Das ist mein Job und ich kann nichts dafür wenn dein bester Freund auf mich zukommt um sich zu bedanken. Ich kann nicht sagen: Danke für die Entschuldigung und jetzt gehen Sie!" Jane sah sie entschuldigend an und setzte sich auf die Tischkante: „Tut mir leid, Maura. Ich hätte nicht so mit dir reden sollen...mich überfordert das alles hier. Einerseits mache ich mir gerade riesige Sorgen um ihn, andererseits bin ich sauer auf Frost. ER hat unsere Freundschaft zerstört durch sein dummes Geständnis, durch seine Gefühle. Warum musste das so kommen? Ich kriege Panik wenn er auf dich zu kommt, ich möchte dich nicht in eine gefährliche Situation bringen...Ich..." „Shhh, Jane. Ich weiß doch!", Maura legte sanft ihre Lippe auf die von Jane. Sofort entspannte sich ihr Körper und eine Träne kullerte an ihrer Wange hinunter. Hastig strich sie diese fort und schlang ihre Arme um Maura. „Jane, ich mache mir auch Sorgen. Du wirst nicht glauben was für eine Panik mich heute Morgen ergriff, als Frost ein Gespräch bei mir einforderte. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dachte wir könnten zu unvorsichtig gewesen sein... Es steht so viel auf dem Spiel, es belastet nicht nur dich, aber wir kriegen das hin, okay?" Jane sah sie traurig an, nickte aber:„Warum muss es so kompliziert sein?"

Jane machte sich zusammen mit Frankie auf dem Weg zum Krankenhaus, mit Maura konnte sie schlecht dort aufschlagen und sonst kam niemand in Frage. „Frankie? Warum habt ihr euch nicht gemeldet?", sie umklammerte ihr Lenkrad, immerhin traf sie das erste Mal seit einer Woche wieder auf ihren Bruder, der sich nur spartanisch bei ihr gemeldet hatte.
„Hast du dich denn gemeldet? Du verschwindest einfach andauernd und niemand weiß wo du bist."
Jane verzog wütend den Mund, fasste nicht dass ihr Bruder so ein Argument brachte: „Frankie, ich bin alt genug, ich muss mich nicht mehr an- und abmelden. Trotzdem wäre es schön gewesen, ihr hättet mich vorgewarnt. Pops war ziemlich betrunken."
„Ich weiß", mehr sagte Frankie nicht und fachte so die Wut in Jane noch weiter an.
„Was ist mit dir, Frankie? Bist du jetzt ernsthaft sauer auf mich? Ich habe mich monatelang jeden Tag um euch gekümmert, habe dafür gesorgt, dass ihr von dem ganzen Mist ferngehalten werdet und so dankst du es mir, ihr mir?"
Frankie drehte langsam seinen Kopf nach links um seine Schwester anschauen zu können, deren Gesicht rot anlief: „Sorry, Janie. Wir haben nur versucht unseren Arsch zu retten und ich...ich wusste du bist sicher..." Bis zur nächsten Ampel herrschte Stille im Auto, dann nahm sie ihren Mut auf und fragte was ihr auf der Seele lag: „Du wusstest ich bin sicher? Wie meinst du das?" Frankie grinste und bedeutete ihr zu fahren, die Ampel war auf grün umgesprungen. „Na, du bist doch ständig bei deiner Freundin, nehme ich an. Die Frau aus dem Auto? Mit der schicken, teuren Karre, der schwarze Mercedes? Du hast dich verändert, Janie, zum Positiven. Du bist glücklicher, du bist ausgelassener, aber eben auch mehr unterwegs als früher. Das soll absolut kein Vorwurf sein, aber deswegen haben wir dir nicht Bescheid gesagt. Du warst eh eine Weile nicht zu Hause, da haben wir nicht geglaubt, dass du ausgerechnet an dem Tag wiederkommst." „Die Frau aus dem Auto?", Jane tat ahnungslos, doch sie kannte ihren Bruder, er wusste es. „Na deine Chefin, Jane! Du hast sie vehement vor Pops verteidigt, schon vergessen?" Sie schüttelte nur den Kopf und versuchte den Kloß in ihrem Hals verschwinden zu lassen. Panik machte sich in ihr breit. „Jane...du brauchst dir keine Sorgen machen. Es weiß sonst niemand. Ich meine, Ma vermutete es, aber sie hat ja keine Beweise und ich habe meine Klappe gehalten." Dankbar sah sie ihren Bruder an, mittlerweile standen sie schon auf dem Parkplatz des Krankenhauses und der Regen prasselte auf das Autodach. „Danke Frankie. Es ist besser...wenn das nicht alle wissen, ich hoffe du verstehst."
„Schon klar", Frankie grinste und boxte sie leicht auf die rechte Schulter, „vor allem nicht Ma. Und vielleicht auch nicht Frost." Das holte die Beiden zurück auf den Boden der Tatsachen und sie blickten das graue Krankenhaus, was sich vor ihnen erstreckte, an. „Wollen wir?", fragte Frankie seine Schwester. „Von wollen kann nicht die Rede sein, aber wir sollten, ja." Sie stiegen aus dem Auto und eilten zum Haupteingang. Janes Locken klebten nach dem kurzen Weg schon an ihrem Kopf und sie ahnte wie sie später aussehen würde. Sie knurrte auf und ging Richtung Empfang, wo ihnen die Dame Zimmernummer und Etage verriet. Immerhin keine Intensiv. „Wirst du ihm verzeihen?", fragte Frankie sie im Aufzug. „Was gibt es da zu verzeihen? Soll ich ihm verzeihen weil er mich geküsst hat? Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich kann nicht so weitermachen als wäre nichts passiert, Frankie. Ich könnte doch in nächster Zeit niemals über Frauen reden, oder Dinge die mich belasten. Im Hinterkopf hätte ich immer sein Geständnis und ich möchte auch seine Gefühle nicht verletzen. Ich dachte...naja ich dachte es sei gut den Kontakt abzubrechen." Frankie runzelte die Stirn: „Das haltet ihr niemals aus." Jane seufzte auf: „Aber ich muss, Frankie. Sonst macht er sich Hoffnungen, habe ich ja die letzten Wochen gesehen. Ich war so naiv und habe geglaubt es sei okay befreundet zu sein, trotz des Kusses. Aber wo stehen wir jetzt? An genau der gleichen Stelle." Mit einem Bing öffnete sich die Tür des Aufzuges und sie traten auf den mit neonverhangenen Flur der Etage 5. „Na dann, auf geht's. Auf ins Ungewissen", flüsterte Jane und Frankie drückte aufmunternd ihre Hand. „Das wird schon, Jane. Ich glaube Frost würde alles dafür tun, damit es wieder normal zwischen euch wird."

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt