"...!!" Wie vom Blitz gerührt bewegte sich Jayden kein Stück. Ein ungläubiges Keuchen entkam ihm. Er brachte kein Wort hervor und zwang stattdessen seine Beine, sich nach vorne zu bewegen. Der angesammelte Staub fegte beiden in Wellen entgegen und wirbelte an ihnen vorbei, als der Raum vor ihnen erkennbar wurde- und das grausame Bild eines wahr gewordenen Albtraums. Alte, verfilzte Stoffe säumten den grauen Steinboden, auf dem ein riesiges, abstraktes Symbol gezeichnet wurde. Blutrot und schwarz, in der selben Farbe wie die der Stofffetzen, nahm es den gesamten Boden der Raummitte ein und zeigte die Umrisse drei brutaler Klauen auf der linken und rechten Seite und einem furchteinflößenden, stechend roten Augenpaar zwischen ihnen. Ein Monstrum, von abgebrannten Kerzen und uralten Pergamente umgeben wie das Zentrum einer verbotenen Zeremonie. "Was... was ist das?" Mari betrat den Raum unsicher und sah sich verwundert um. Jayden wirkte geschockt, beinahe schon benommen. "Ich... Ich weiß nicht... Ich hab sowas noch nie in meinem Leben gesehen..." Mari betrachtete das Symbol auf dem Boden. Es war identisch zu dem Mal, das Jayden auf seinem Arm trug. "...Ist... ist das nicht... Giratina?", "Einer der zwei Rebellen, die sich von Arceus losgesagt haben." Sein verbundener Arm begann zu zittern und seine Hand krampfte sich zur Faust zusammen. "Was ist das hier?! Warum... Nate..." Er brachte keinen vernünftigen Satz mehr hervor und stürzte nach vorne, um nach einem der Schriften zu greifen, die quer auf dem Boden verstreut lagen. Mari schwieg. Sie konnte sich nicht erklären, was die Stätte des Rebellen unter dem Kloster zu suchen hatte, das Arceus ergeben war.
"Arceus wird bald absteigen." Er las die Zeilen, die mit lange getrockneter und bereits leicht verblichener Tinte auf das vergilbte Pergament geschrieben worden waren, mit zitternder Stimme laut vor. „Das Kind, das seine Gnade in sich trägt, ist jetzt für immer vom Mal des Rebellen gezeichnet. Es ist Zeit. Wie werden die großen Götter reagieren, wenn derjenige, der beide ihrer Herzen in sich vereint, sein Ende findet? Endlich wird Gerechtigkeit niederfahren, der wahre Zorn der Götter. Bald ist es so weit. Ich werde über ihn richten und mein Urteil wird Arceus' Zorn auf diese Welt rufen. Es ist Zeit.", "Was...was bedeutet das..." Maris Blick richtete sich fragend auf den Rothaarigen. Sie hoffte, dass ihre schlechte Vorahnung sich nicht bewahrheiten würde. Aber genau das Gegenteil passierte. „Er wollte mich umbringen." Das war das einzige, was Jayden sagen konnte. Er ließ das alte Stück Papier los und starrte nach unten. „Er wusste es... Er wusste es die ganze Zeit..." Mari trat geschockt einen Schritt zurück. „Aber warum?", „Ich muss hier raus." Jayden wich langsam vom dem grausamen Bild auf dem Boden zurück. Mari konnte sich nicht bewegen, bevor Lohgock ihr Handgelenk packte und sie mit sich zog. Vor der Kammer wäre sie fast gestolpert, als sie Guardevoirs Hand nahm. Es verging keine Sekunde, bis Jaydens eiskalte Hand sich um Guardevoirs andere Hand schloss. Das Psycho-Pokémon teleportierte sie fort, zurück in den Raum, von dem aus sie gegangen waren.
Mari ließ sich auf die Bettkante sinken. Ein dumpfer Aufprall war im Raum zu hören, als Jayden auf die Knie fiel und seine Hände auf dem Boden abstützte. Sein Körper zitterte und er rang nach Atem, als wäre er fast ertrunken. Seine Augen waren groß und leer. "Ich... es tut mir leid, Jayden, ich... hätte wissen sollen, dass es etwas Schlimmes sein könnte...", sagte Mari, aber gleichzeitig hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte. Zum ersten Mal fühlte sie sich unglaublich hilflos, schockiert und wütend zugleich. „... mit ihm ...", keuchte Jayden leise, so dass sie kaum verstehen konnte, was er sagte. Mari schwieg, weil sie Angst hatte, etwas Unpassendes oder Falsches zu sagen. „ZUR ZERRWELT MIT IHM!!!!", schrie Jayden plötzlich und senkte seinen Kopf mit zusammengekniffenen Augen. Er drückte seine Stirn gegen seine Fäuste, die stark zitterten. Guardevoir und Lohgock erschraken beide gleichzeitig vor seiner lauten Stimme. Mari biss die Zähne zusammen. „Soll ich... dich für einen Moment in Ruhe lassen?", „Du hättest nicht hierher kommen sollen.", presste er hervor, als er aufstand, während er leicht wankte. Er sah sie an und schien so zerbrechlich, so verletzt zu sein wie nie zuvor. „Er wusste es... ER WUSSTE ES !! Er wollte mich umbringen !! Er..." Maris Innereien zogen sich schmerzhaft zusammen und sie hatte das Gefühl, zu ersticken. Sie fühlte sich so schrecklich, als sie das Gesicht in das Kissen auf dem Bett vergrub. Das einzige, was sie weiter hören konnte, war, dass er den Raum verließ.
Der Schock breitete sich in ihrem ganzen Körper aus, weil sie sich so schuldig fühlte. Sie hätte es wissen müssen. Galagladi hatte Jayden nur vor der grausigen Wahrheit bewahren wollen. Sie kroch unter die Decke, zog die Beine an und weinte schweigend vor sich hin. Die Sekunden und Minuten schienen langsamer zu vergehen. als noch vor wenigen Momenten. Nach einer Weile, die wie eine Ewigkeit vorkam, näherten sich leise Schritte und Rutena stellte eine Teetasse auf den Tisch neben dem Bett ab. Das Gesicht des Fuchses war unglücklich und bestürzt. Auf seiner Schulter saß das Emolga und wagte es nicht einmal, Mari anzusehen. Guardevoir und Lohgock hatten beide verstanden, was Sache war und sahen traurig aus. Emolga sprang etwas unbeholfen zu Boden und kletterte auf das Bett. Lohgock beobachtete es dabei. Das kleine Elektro-Pokémon schob seinen Kopf unter die Decke. Mari hatte ihr Gesicht in das Kissen gegraben und weinte noch immer, aber sie hob den Kopf, als sie Emolga bemerkte. „Hi, Kleines..." Emolga hievte sich auf ihr Kissen und drückte seine spitze Nase vorsichtig gegen ihre Wange. Mari hob eine Hand und tätschelte sie sanft. "Wie kann ein einzelner Mensch... so grausam sein ...?", fragte sie, aber das kleine Pokémon wusste die Antwort scheinbar auch nicht. „Dieser miese, alte Knacker..." Sie biss die Zähne zusammen. „Wenn ich das gewusst hätte, als er noch gelebt hat... ich hätte ihm seinen Abschied erleichtert, ich schwör's! Was zum Henker hat Jayden ihm angetan, dass er ihn umbringen wollte?!" Sie war vollkommen aufgelöst und schluchzte wieder. "Dieses Monster...!" Wieder kamen Schritte näher und Rutena neigte seinen Kopf zu Jayden, als er zurück kam. Emolga bemerkte ihn auch und kletterte wieder auf Rutenas Schulter, bevor beide den Raum verließen. Jayden sagte kein Wort, als er sich an die Bettkante setzte und seine Ellbogen auf die Knie stützte. Der innere Schmerz war ihm immer noch anzusehen, doch er war still. Das einzige Geräusch, das die Stille im Raum erfüllte, war das von Maris Schluchzen. „... Hey..." Er seufzte mit einer rauen und leicht krächzenden Stimme. Mari hob den Kopf. Haarsträhnen hingen in ihrem Gesicht. „Wie... kann jemand so herzlos sein..." fragte sie ratlos. Jayden schüttelte den Kopf, als er sie ansah. "Ich verstehe das nicht..." Sie wischte sich über die Augen, bevor neue Tränen folgten. Leise hob er die Hand und fegte die neuen Tränen weg. Seine Hand war in einen Verband gewickelt. "Was... was ist das?", fragte Mari, als sie sich aufsetzte und den Verband bemerkte. Er zuckte reuevoll mit den Schultern und nahm seine Hand wieder weg. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte... Dann fand ich mich plötzlich in Nates altem Zimmer wider und alle alten Vasen waren zerbrochen und die Scherben auf dem Boden verstreut. Scheint, als würde Wut einen wirklich blind machen." Er schaute kurz auf seine verbundene Hand. "Ich hasse ihn", knurrte Mari. „Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn!", Sie schrie vor Zorn auf und warf sich in seine Arme, während sie hemmungslos in sein Shirt hinein weinte. "Was hast du ihm getan, dass er dir so etwas antun wollte?!" Er antwortete nicht. Stattdessen legte er seine Arme fest um sie. Bei jedem Atemzug zitterte sein Körper und sein Herz schlug heftig und schwer. Beruhigend strich er mit der Hand über ihren Rücken und ihre Haare. Mari weinte eine Weile. „Er war eine durch und durch böse Person! Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich...!", „Shhht... es ist vorbei. ", murmelte Jayden in ihr Ohr. „Er ist nicht mehr hier. Er kann nichts tun. Ich wollte wissen, was er vor mir verborgen hat... Das hab ich nun davon." Mari schloss ihre Arme noch fester um ihn. "Er ist nicht mehr da, das ist wahr... Aber er hat dich trotzdem verletzt! Verraten! So etwas muss sich anfühlen, als würdest du ein Messer in eineWunde auf deiner Brust drehen! ",„ Das trifft es ganz gut. "Er hob bitter die Mundwinkel. „Wenn es mir schon so weh tut... wie sehr muss es dir erst weh tun? Es ist unverzeihlich!!" Mari wischte sich über die Augen, aber ihre Tränen hörten nicht auf zu fließen. "Hey. Sieh mich an, okay?" Jayden lockerte seinen Griff ein wenig. Mari gehorchte und sah zu ihm auf. „Du hast das alles erlebt, du hast MICH so erlebt... Nur weil ich wollte, dass du mich besuchen kommst. Ich war egoistisch... ich war blind. Ich wusste nicht, wie sehr ich dir mit meiner verdammten Neugier wehtun könnte." Er legte seinen Daumen sanft auf ihre Wange und wischte darüber. „Du bist zerbrochen, obwohl das alles nichts mit dir zu tun hatte, nur wegen mir...", „Ich... wollte nur etwas Nettes für dich tun...", „Und das hast du. Ich konnte nicht glauben, dass du plötzlich wirklich hier aufgetaucht bist.", murmelte er mit Ehrlichkeit in seiner Stimme. „Ich meine... ich hätte nicht an dir zweifeln sollen, aber...", „... ich dachte, ich könnte es schaffen... aber... zuerst diese Kammer wieder und jetzt das...", „Geh zurück nach Hause, Mari ..." bat er sie und suchte nach ihrem Blick. „Deine Reise ist erst kürzlich zu Ende gegangen und ich reiße dich direkt in meine Probleme...", „Es macht mir nichts aus, in die Probleme anderer Leute hineingezogen zu werden, aber... ich hätte nie gedacht, dass es so wehtun könnte... Eines weiß ich mit Sicherheit... Ich werde niemals an diesen Ort zurückkehren. Nie wieder. Dieser Ort ist ein wahrer Albtraum." Jayden küsste sie auf die Stirn und verstärkte dann seine Umarmung wieder. "...Ich auch nicht. Ich werde beenden, was ich angefangen habe. Und dann..." Er schnaubte und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „... Dann ist es Zeit zu gehen. Für immer.", „So ist es besser ...", murmelte Mari. „Heh..." Ein erster Versuch eines schmalen Lächelns erschien auf seinem Gesicht. „Hier ist kein Platz für einen Rebellen, oder? Ich muss wohl meine eigene Reise fortsetzen."
DU LIEST GERADE
Saviors of Tomorrow 4 (Eine Pokémon-FF)
Fanfic"Wenn Kalani etwas weiß, was auch immer es ist... Ich frage mich, was es sein könnte. Als Lehrer muss er doch auch als Hilfsperson für die Schüler herhalten, wenn sie persönliche Probleme haben. Das hat Cheren bei uns in der Schule doch auch immer g...