"Er war ein Teil von ihr geworden. Dennoch änderte das nichts daran, dass die Dinge so kamen, wie sie kommen mussten.
Egal, wie hilflos und schuldig sie sich fühlte, es lag auf der Hand, dass sie nichts davon hätte verhindern können.
Somit war das Einzige, dem sie sich noch sicher sein konnte, die Tatsache, dass er noch lebte, was sie jedoch nicht im Geringsten beruhigte.
Denn da, wo er sich jetzt befinden musste, gab es weitaus Schlimmeres als den Tod."Wie aus dem Schlaf gerissen, hob ich hastig meinen schweren Kopf, als ich aus dem Augenwinkel den Blick meines Religionslehrers wahrnahm, der schon eine Weile auf mir zu ruhen schien.
Nicht, dass das was zu bedeuten hatte, schließlich war er gerade während des Unterrichts geistig häufig abwesender gewesen, als jeder seiner Schüler.
Tief in Gedanken versunken, als befünde er sich in einer anderen Welt.Vielleicht dachte er an diese Welt, wenn er mit seinen trüben Augen ausdruckslos an die Wand starrte und mitten im Satz zu Stottern begann.
Vielleicht aber, dachte er auch nur darüber nach, was er heute zu Mittag essen sollte.
Details über Details, in die ich mich, wie so oft, reinsteigerte.
Jedoch nicht unbedingt zum Nachteil.
Die Welt genauer zu beobachten kann verhindern, dass sie einem was vorenthält.
Oder einen in den Wahnsinn treiben, wie mans nimmt.Unser Lehrer jedenfalls war wie fehl am Platz, aufgelöst, als würde nach der Arbeit so viel mehr auf ihn warten.
Immerhin war er Pfarrer, höchstwahrscheinlich war dem auch so.
Sein Kleidungsstil, der aus alten, fusseligen Jackets und bunten, oft auch gemusterten Hemden bestand, welche weder wirklich zu ihm noch zur heutigen Zeit passten, trug nicht wenig dazu bei.
Vielleicht war ich aber auch einfach nur zu erschöpft gewesen, wodurch mir das nur besonders auffiel und es kurioser wirkte, als es eigentlich war.
Doch egal, wie man es drehte, irgendwie war er schon etwas Besonderes.Meistens wirkte er, als müsse er woanders sein, als wollte er, was ich besonders an diesem Tag durchaus nachvollziehen konnte.
Genauer gesagt, an so ziemlich jedem, den ich in der Schule verbringen musste, wenn ich ehrlich war.
Doch heute hatte ich wenigstens einen konkreteren Grund.
Oder zumindest rechtfertigte ich es damit.Nichtsdestotrotz bestand keinerlei Zweifel darin, dass es ihm sowohl an Intelligenz, als auch an Humor nicht mangelte.
Er traf oft überraschend Aussagen, auf die ich nicht hätte kommen können, erwähnte Dinge, die ich nie bedacht hatte und war auf diese Art sarkastisch, die einem besonders sympathisch war.
Jedoch fehlte es ihm an Kompetenz, Leute für sich zu begeistern und nicht durch seine trotz allem anstrengenden, monotonen Reden zum Einschlafen zu bringen.Der Vorteil daran war, dass er im Gegensatz zu den meisten Lehrern kaum Rückmeldung erwartete und ich mich somit ungestört meiner Fanfiction widmen konnte, die weitaus spannender war, als so ziemlich alles, was er so faselte.
Außerdem hielt mich das davon ab, alle zwei Minuten gespannt auf die Uhr zu starren, als ginge die Stunde dadurch schneller vorüber.Müde blickte ich mich langsam um, als ich realisierte, dass ich ihn schon etwas zu lange angestarrt haben musste.
Zum wiederholten Male fragte ich mich, was ich hier machte, als mein Blick an den gelangweilten Schülern hinter mir vorbeistrich.
Ich war sowieso weit davon entfernt, mich auf den Unterricht konzentrieren zu können, was schlicht und ergreifend daran lag, dass ich letzte Nacht an Schlaf nicht hätte denken können.
Dafür war meine Aufregung viel zu groß.
Denn was mir erst zu diesem Zeitpunkt wirklich klar wurde, war, dass heute ein besonderer Tag werden sollte.
Wenn nicht, vielleicht sogar der beste überhaupt.Und so nahm die Stunde ihren Lauf, wenn auch besonders langsam.
Mein Kopf dröhnte, Übelkeit machte sich in mir breit und mir fiel es schwer stillzusitzen, da ich nicht wusste, woran ich denken sollte, um mich wieder beruhigen zu können.Letzlich begann ich nervös auf meinem Stuhl herumzurutschen, was mir einen äußerst verwirrten Blick von Sam einhandelte, der rechts neben mir saß und mindestens genauso motiviert war, wie ich.
Nur wesentlich schneller genervt.Und dann wurde es mir schlagartig noch einmal richtig bewusst:
Heute würde das Festival stattfinden.
Nicht irgendeins, sondern DAS Festival, das, an dem ich meine Lieblingsband "SDP", bestehend aus Dag-Alexis Kopplin und Vincent Stein, Backstage treffen würde.Oder wie Dag in seinem Video erwähnte: "ihn beim Mittagessen im Bademantel antreffen" würde.
Was mir zugegebenermaßen mehr als recht war.Doch das Allerwichtigste, nicht zu vergessen:
Ich würde sie nun nicht mehr nur aus der Ferne bewundern müssen, was mich unheimlich glücklich machte.Allein schon, wenn ich über die Tatsache nachdachte, dass sie seit 1999 gemeinsam musizierten und immernoch so gute Freunde waren, faszinierte mich.
Wie sie ihr halbes Leben lang aneinander festhielten, sich gegenseitig in jeglicher Lebenssituation unterstützten und sich um keinen Preis aufgaben, faszinierte mich.
Was sie für ihre Fans taten, faszinierte mich.
Und was sie in mir auslösten umso mehr.
Sie waren nach all der Zeit nun stärker als je zuvor und somit die idealen Vorbilder für jemanden wie mich, der daran glaubte, dass es möglich war zu bleiben.
Dass es möglich war jemanden zu finden, der bleiben wollte, egal was passiert. Der dir in die Augen sieht und dir versichert, dass alles gut werden würde.
Und letzendlich auch dazu beiträgt.Kurz gesagt, sie war einer dieser Bands, die mir am meisten bedeuteten.
Dessen Musik und Content mich durch schwere Zeiten begleiteten und mir mehr geholfen und beigebracht hatten, als jeder anderer es je hätte tun können.
Eine dieser Bands, die einem einen Grund gaben am Leben zu sein und einem beibrachten, wie man das anstellte.
Die einen wieder auf den Boden holten, wenn einem alles zu Kopf zu steigen drohte.
Eine dieser Bands, mit dessen Mitgliedern man sich verbunden fühlte, ohne dass man jemals miteinander hätte sprechen müssen.
Man fühlte es einfach.
Wie hätte es auch anders sein sollen?Ich atmete tief durch, als ich realisierte, dass ich die Luft bei dem Gedanken an Dag's wunderschönes Lächeln angehalten hatte, in der Hoffnung, meine langsam ziemlich ausartende Aufregung noch ein wenig bändigen zu können.
Doch ich hatte weder meine Atmung, noch sonst irgendwas unter Kontrolle, was zwar nichts Neues, aber dennoch nicht weniger Unpraktisch war.
Ich spähte aus dem Fenster, um mir den eisblauen, mit kleinen Wolken verzierten Himmel anzusehen, stellte aber schnell fest, dass auch das nichts half.Seufzend blickte ich nach links, zu Poppy, und entspannte mich letzendlich doch ein wenig, als mir auffiel, dass auch sie ziemlich aufgekratzt wirkte und gedankenlos auf ihrem Block herumkritzelte.
Wohltuende Wärme schoss durch meinen Körper und ich musste ein wenig schmunzeln, da ich sie schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte und einfach froh war, dass es ihr gut ging.
Denn das kam leider nicht so häufig vor, so bedauerlich es auch klang.
Doch das war der Anfang einer anderen Geschichte, die sie erzählen würde, wenn sie bereit dazu war.
Ich nahm mir fest vor, sie später noch einmal ordentlich zu drücken.Poppy war ein sehr verträumtes, liebes, aber auch extrovertiertes und reifes Wesen und damit nicht nur eine meiner besten Freundinnen, sondern auch der Grund, wieso es überhaupt dazu kam, dass ich die Möglichkeit bekam SDP zu treffen.
Sie war der Grund für so vieles.
Und nun konnte ich diesen Moment mit ihr teilen.
Ich war so glücklich, sie zu haben.
Schon immer.
Wie hätte ich so ein Abenteuer auch ohne sie, ihr ansteckendes, herzliches Lachen, ihren Sarkasmus, die Begeisterung, die sie gegenüber allem und jedem aufbrachte und ihrer quirligen, wenn auch manchmal Nerven aufreibenden Art genießen können?Ich musste lächeln, als ich sie ein letztes Mal ansah bevor meine Gedanken wieder zu Dag wanderten und ich mich noch einmal mehr fragte, wieso wir uns im Klassenraum dieser furchtbaren, giftgrünen Schule befanden, anstatt die Zeit sinnvoller zu nutzen und uns ein wenig auf das Festival vorzubereiten.
Oder zumindest so zu tun.
Zum Beispiel, indem wir Bilder von Dag anstarrten und uns fragten, ob er in echt auch so außergewöhnlich gutaussehend war.
Ich beschloss sie das zu fragen, als es endlich zur Pause klingelte.
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(Nicht) perfekt. ~ [SDP Fanfiction]
FanfictionDiese Fanfiction ist ein kleines Geschenk an eine meiner besten Freunde @Sarenyx <3 Sie ist der größte SDP Fan, den ich kenne und hat mich mit ihrer Begeisterung für diese Band wirklich angesteckt. Ich will euch nicht zu viel vorweg nehmen, aber was...