So

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war das nicht geplant. Hätte ich ihr lieber sagen sollen, wie klug ich sie finde? Dad würde mir den Hals umdrehen, wenn er wüsste, wie sehr ich mich um diese eine Frau bemühe.

»Die Zeit an der Uni kann zu einer deiner besten werden, mein Sohn. Sport, junge Frauen, jede Menge Spaß und nur zwei Verpflichtungen. Körbe werfen und lernen. Mach es richtig.«

Man beachte die Reihenfolge, mit der mein Dad mich am Tag meiner Abreise auf das Wesentliche aufmerksam machen wollte. Zuerst der Ball, danach die Frauen. Zuerst der Korb, danach das Studieren.

Wenn ich es genauer überdenke, mache ich wohl genau das, was er gesagt hat. Nur das es mit der Unterhaltung nicht ganz so läuft, wie ich mir das vorstelle. Denn abgesehen vom Sport, würde es den meisten Spaß bedeuten, könnte ich meine Zeit nur mit Jill verbringen.

Wehmütig sehe ich ihr hinterher.

Wie gerne würde ich alle für sie wegschaffen, die sich vor der Tür drängeln und ihr im Weg stehen, damit sie ungehindert hindurchschreiten kann. Die bessere Idee wäre allerdings, ich würde sie dafür bezahlen, ihr den Durchgang noch viel länger zu versperren, damit sie hier draußen bei mir bleiben muss. Doch das wäre so gar nicht was Jill will und ich will sie zu nichts zwingen, auch wenn mir das zunehmend schwerer fällt.

Ist es denn nicht so, dass man manche Menschen zu ihrem Glück zwingen muss?

Das war es doch, was meine Mom immer gesagt hatte. Sie hatte Dad zu ihrem Glück gezwungen und immerhin hat es etwa 30 Jahre lang angehalten, bis sie der Lungenkrebs vor 3 Jahren das Leben gekostet hat. Seither ist Dad ein Verfechter der späten Liebe.

Oder gar keiner Liebe? Weil ihr Verlust ihn so sehr schmerzt, dass er sich wünschen würde, er hätte sie nicht so sehr geliebt?

»Wenn du dich später erst verliebst, Noah, dann hast du nicht so viele gemeinsame Erinnerungen die dich um den Verstand bringen, sollte dich der geliebte Mensch vorzeitig verlassen müssen. Also hab deinen Spaß und binde dich erst, wenn es unbedingt sein muss. Wenn du alles erlebt und erkundet hast.«

Er ist verbittert. Das muss es sein.

Lieber sollte er froh darüber sein, eine so wundervolle Zeit mit Mom erlebt zu haben. Viele gemeinsame Jahre, voller Liebe und Vertrauen, dieses wundervolle Glück erreicht nicht alle Menschen. Darauf kommt es doch an, oder? Jedenfalls hat meine Mom mich das gelehrt und ich glaube ihr.

»Irgendwann kommt dieses eine Mädchen, das dir den Atem raubt. Denke nicht darüber nach, wie es ausgehen könnte und was in einem Jahr geschieht, sondern folge deinem Herzen, Noah. Lass dich niemals von deiner Angst beherrschen, oder davon, was andere als besser für dich erachten. Du musst selbst herausfinden, was gut für dich ist und das kannst du nur, wenn du deine Gefühle zulässt und ihnen unerschrocken nachgibst.«

Das klingt doch gleich viel klüger. Sie war immer die Klügere und Dad weiß das. Er will es nur nicht länger zugeben. Alles was mit Mom zu tun hat, alles was gut war, will er verdrängen. Weil er immer noch wütend auf sie ist. Zornig, weil sie ihn verlassen hat, obwohl es der Krebs war, der sie ihm entrissen hatte.

Nur ein FehlerWhere stories live. Discover now