ƒíӀԵҽɾ

54 2 0
                                    

Ächzend lasse ich mich auf den Teppich ausgelegten Boden nieder, wo auch grüppchenweise kleine niedrige Tische standen, an denen schon viele andere Touristen saßen. Er war in bunten Farben getaucht und besaß interesannte Stickerein darin, die mir beinahe schon ihre alte Geschichte erzählen wollten. Was besonders herausstach war natürlich hier immer mal wieder das Gold. Das was absolut jeder in der Welt an sich reißen wollte. Am besten Gold und Macht.

Gläser in der Hand mit verschiedenen bunten Flüssigkeiten darin, die die Leute wohl immer mehr ins Land der betrunkene zogen, wenn auch nur langsam, und mich nur leise schnaubend ließ. Was würde ich geben für echten Alkohol... Nicht so etwas verdünntes und arg bitter süßes. Und doch.. sollte ich zugreifen? Irgendwas brauch ich und momentan würde ich mir alles die Kehle runterstürzen, denn diese Hitze hier war unertäglich. Der Schweiß rann mir von der Stirn und ich war glücklich nochmal vorhin in dem Hotel geduscht und mich umgezogen zu haben. Die Tour heute hatte mir schon allein alle Kräfte und innere Reserven geraubt, die ich in meinem Körper besaß. Das Shirt hatte unschön an meinem etwas zu mageren Körper gehangen und ich hatte geglaubt wie ein Köter hechel zu müssen, hätte ich nicht alle fünf Minuten zu meiner eklig warmen Wasserflasche gegriffen.

Ich zog mir die schwarze Cap vom Kopf und versuchte grob meine wasserstoff blonden Haare rasch mit der Hand zu richten, auch wenn sie wohl keinen Unterschied zu vorher zeigten und mich aussehen ließen, als hätte ich ein Vogelnest auf den Kopf sitzen. Nun... etwas was mir aber im Moment eigentlich auch egal sein könnte. Ich war hier schließlich um meinen kurzen Urlaub zu genießen und nicht um Fans oder dergleichen zu gefallen. Das Entertainment hatte mir gnädigerweise fünf Tage Zeit gegeben, auch wenn sie nicht wirklich damit zufrieden schienen. Zumindest konnte ich es so rüber bringen, als bräuchte ich neue Anreize, damit ich rasch weiter meine Lieder produzieren könne.

Released sollte unseres nächsten Albums schon in weniger als zwei Monaten stattfinden und natürlich hatte ich - nein eigentlich die ganze Band Cyber - ziemlich viel zu tun. Und da mein Kopf rauchte und ich eine der schlimmsten Blockaden in meinem Leben hatte, war das zumindest eine kurze verschnaufspause und Ausrede, meiner schweren Arbeit zu entfliehen. Das Leben als Idol war hart. Vorallem als ein Asiatisches. Ich will unseres nicht unbedingt schlecht reden, jedoch werden wir alle dermaßen unter Druck gesetzt. Unser Körper muss schön und gut gebaut sein - so wie es der Standart will- und am besten noch mit 16 die nötigen Operationen zum späteren Traumjob eines jeden Kindes. Dem Idol was jeder abgöttisch vergöttert.

Eine Illusion. Wie viele haben sich allein deswegen schon in den Tod getrieben? Selbst ich blieb in all den Jahren nicht unverschohnt und hatte das eine oder andere Päckchen schwer auf meinen Rücken zu tragen. Mein einziges Ventil war hier nur Lieder zu schreiben. Ungern öffnete ich mich jemanden voll und ganz. Selbst bei Namjoon, unserem Leader der Band, hatte es eineinhalb ganze Jahre gebraucht. Ich war ein komplizierter Mensch und nur schwer zu knacken, auch wenn ich wusste, dass unter meiner emotionlosen und gleichgültig Schale ein etwas zu softer Kern steckte.

Meinen Blick ließ ich über das Ganze schweifen und nahm mir nebenbei wieder meine heiß geliebte Wasserflasche heraus. Im Garten - konnte man es überhaupt als Garten beschreiben? - oder was auch immer das alles hier war, was hinterhalb des Hotels lag, und Tagsüber sicherlich eine fabelhafte Sicht auf das nicht weit entfernte Meer geben würde. Über den Sitzmöglichkeiten war ein Zelt gespannt - das natürlich auch mal wieder aus schweren und Teppich ähnlichen Stoffen Bestand -. Links von meiner Richtung aus war eine Bar, an der sich schon einige Leute tummelten, miteinander flirteten, der leisen Musik zuhörten oder doch aber so aussahen, als würden sie sich ihre Sorgen ertränken wollen. Jedenfalls war viel los und ich hatte immer noch keine genaue Ahnung was hier eigentlich passieren sollte, dass sich jeder hier versammelte. Vorallem wenn ich alleine hier war, ohne die anderen, und eigentlich viel lieber oben in meinen Zimmers sitzen wollen würde. Auf meinem Bett und neben mir der kleine babyblaue Ventilator.

FilterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt