Kapitel 1

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,,Kannst du nicht einmal in deinem Leben ruhig sitzen bleiben?".
Sichtlich angesäuert, wippte ich umso mehr mit dem rechten Fuß auf und ab. Ich konnte doch nichts dafür. Es war ein Tick von mir. Als Kind habe ich damals an meinen Nägeln gekaut und heutzutage habe ich es gegen das wippen eingetauscht. Er sollte froh sein,dass er keine beste Freundin mit ekligen Fingernägeln hatte.
Jamal verdrehte genervt die Augen und drehte sich weiter von mir weg.
Wir waren beide ziemlich aufgeregt, auf das was bald kommen würde.
Wir saßen in der Shishabar ,Nemo' und starrten gespannt auf einen der Monitore im Raum. Es lief MTV und bald würde das langersehnte Video kommen, auf das wir ungefähr eine halbe Stunde gewartet haben. Jamal ist vor kurzem bei einem Label Namens ,Life is Pain' gesigned worden und sein allererster Song würde in jedem Augenblick bei MTV zu sehen sein werden. Die Anspannung war dementsprechend hoch. Dazu war er der erste Newcomer des Jahres, der ohne einen Song, 150.000 Euro bekommen hatte. Ich war noch nie so stolz auf Ihn gewesen.
,,Braucht Ihr noch etwas?", fragte uns eine Bedienung. Ich schaute hoch in das perfekte Gesicht von Sofia. Sie legte Ihren Kopf schief und hob fragend eine Augenbraue. Ich schüttelte den Kopf. Noch ein RedBull und meine Blase Explodierte. Ich musste ganz dringend auf die Toilette,doch ich konnte jetzt unmöglich aufstehen. Ich muss von der allerersten Sekunde an dabei sein.
Sofia drehte sich jetzt zu Jamal und schaute ihn begierig an. Sofia war schon immer in Jamal verschossen. ,Nemo' war unser Stammlokal. Jamal und Ich trafen uns hier regelmäßig mit Freunden oder hingen einfach zu zweit hier ab. Bei jedem Besuch konnte man buchstäblich sehen, wie Sofia ihm einen Schlüpfer ins Gesicht warf und verführerisch mit den Hüften wackelte. Doch er hatte ihr nie wirklich Beachtung geschenkt. Natürlich war er ein Gentleman wie es im Buche steht,aber Jamal war eher ein ruhiger Typ was Frauen anging. Das mochte ich am meisten an Ihm. Er hat nie auf solche Frauen wie Sofia gestanden. Die Arme tat mir schon leid.
,,Wir möchten beide nichts, danke."
Sie drehte sich entäuscht um und machte sich an die nächsten Tische ran.
Gespannt schaute ich wieder auf einen der Monitore. Gerade werden die neuen Newcomer des Jahres angepriesen. Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit.
Jamal und ich schauten uns einen Moment lang in die Augen,als plötzlich ein beat ansetzte und Jamals Stimme über den ganzen Raum hallte.
Erschrocken und Jubelnd zugleich sprangen wir auf und umarmten uns stürmisch. Er hatte es geschafft. Der erste Meilenstein wurde hiermit gelegt.
Es drehten sich einige Gäste zu uns und schauten teilweise verwirrt und genervt zu uns. Einige von ihnen sahen die Ähnlichkeit und fragten ihn zum Video aus.
Ich nutze die Gelegenheit und machte mich auf dem Weg zu den Toiletten.

Nachdem ich meine Blase entleert habe, schaute ich mich im Spiegel an. Meine grauen Augen schauten sich erschöpft meinen Gesamtprofil an. Meine Haltung glich die einer Rentnerin und meine greuliche Haut hatte auch mal frischer ausgesehen. Ich hatte gerade erst eine 8 stündige Schicht in meiner Bar hinter mir. Die Bar sollte eigentlich nur ein Zwischenjob sein und doch waren es nun 10 Monate her, dass ich dort angefangen habe. Ursprünglich wollte ich einen Praktikum bei einem TV-Produzenten machen. Ich wollte nebenbei etwas Geld verdienen und dann endlich einen Fuß in die Träume meines Lebens setzen. Durch die Spielsucht meiner Mutter konnte ich mir die Träume aus dem Kopf schlagen. Sie hatte schon eine 3 Hypothek auf unser Haus genommen und verbratzte jeden einzigen Cent in allen Casinos der Stadt.
Müde wischte ich mir über die Augenwinkel. Mit Jamal wollte ich über meine Probleme nicht reden. Ich wollte keine Hilfe oder kein Mitleid. Lieber opferte ich meine Energie anstatt die meines besten Freundes.
Die Tür schwang auf und ich setze wieder ein halbwegs ehrliches Lächeln auf. Ein schwarzhaariges Mädchen quetschte sich an mir vorbei und versperrte sich hinter einer Kabinentür. Seufzend trat ich wieder ins Innerste der Shishabar. Jamal unterhielt sich gerade mit einpaar interessierten. Auf die Uhr blickend ging ich auf ihn zu. Es wurde langsam Zeit nach Hause zu gehen. In 6 Stunden würde ich eine weitere Schicht anfangen, um noch mehr Geld in die Hauskasse zu bringen. Davor musste ich noch ein Nickerchen machen und einkaufen gehen. Wir hatten mal wieder nichts frischen im Kühlschrank. Meine Mutter konnte nicht mal das auf die Reihe kriegen.
,,Jamal? Ich muss los."
Er drehte sich zu mir um und sein Lächeln verblasste kurz. ,,Alles okay bei dir? Du siehst kränklich aus." Stirnrunzelnd blickte er mir ins Gesicht. Jetzt stand ich genau unter einer Lampe und meine ungesunde Haut begann förmlich zu leuchten. Ich sollte wirklich einen Gang ins Sonnenstudio machen. Leicht grinsend zog ich ihn in eine Umarmung. ,,Mir geht es bestens. Ich brauche nur eine Mütze schlaf. Feier ruhig etwas weiter. Du hast es dir verdient. Bis dann."
Freundschaftlich boxte ich ihm gegen den muskulösen Arm und machte mich aus dem Staub.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 25, 2020 ⏰

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