Ja, es ist 2020. Ja, es ist bereits März im Jahr 2020. Und ja, ich habe hier bereits seit fast einem Jahr keinen Beitrag mehr hochgeladen.
Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Kapitel überhaupt mit euch teilen werde. Doch die Wahrheit ist, dass ich das Gefühl habe, dass ich es teilen muss. Einfach aus dem Grund, dass es dort draußen vielleicht jemanden gibt, der sich fühlt wie ich. Und wenn es nur ein einzelner ist. Denn dann muss ich ihm mitteilen, dass es manchmal in Ordnung ist, wenn man eine Reise des „Nicht-Schreibens" durchläuft. Dass es okay ist, wenn man eine Zeit lang das Gefühl hat, nicht mehr Schreiben zu wollen, nicht mehr zu können.
Um erklären zu können, worauf ich eigentlich hinauswill, müssen wir wohl im Januar 2019 beginnen.
Das Jahr 2019 startete für mich auf ruhige Art und die ersten Tage des neuen Jahres waren wundervoll. Sicherlich, ich hatte keine Ahnung, in welcher Stadt ich in drei Monaten wohnen würde oder welches Studienfach ich nun für meinen Master antreten würde, aber alles in allem waren die ersten Tage des Jahres doch voller Glück. Glück der einfachen, selbstverständlichen Art. Einer Art, die man erst dann richtig zu schätzen weiß, wenn es auf einmal aufgebraucht ist.
Die ersten Tage 2019 waren schön, dann folgte der eine Tag, der mein Leben für immer veränderte. Mein Leben verwandelte sich in einen Alptraum, denn ich verlor eine Person, die mir unwahrscheinlich wichtig ist. Näher will ich darauf gar nicht eingehen, doch es ist wichtig, um zu verstehen, worauf ich in diesem Blogbeitrag hinausmöchte.
Mein Leben hatte sich verändert, ich war schneller erwachsen geworden, als ich es je wollte und 2019 war eine der größten Herausforderungen, die ich je meistern musste. Es war für mich das bisher schlimmste Jahr meines Lebens. Einige Tage waren schön, andere eine Katastrophe voller Hilfslosigkeit und Leere. Es gab auch gute Momente. Momente, in denen ich spürte, wie wichtig das Leben war – das Ed Sheeran Konzert war einer dieser Tage, an denen ich wirklich wieder Glück spüren konnte.
Doch während des Jahres 2019 machte ich einige Veränderungen durch und musste einige wichtige Entscheidungen treffen, die mir persönlich nicht leicht gefallen sind.
Ich hatte unheimlich viel Stress, weil ich einen Umzug meistern musste. Mich in einer Stadt eingelebt habe, in der ich noch nie in meinem Leben gewesen bin und in der ich keinen kannte. Dazu kamen noch andere Probleme, die meinen Kopf nie wirklich leer machten.
Und das führte zu dem, was bei mir immer unweigerlich passiert, wenn ich zu viel Stress habe: ich hatte keine Motivation mehr zum Schreiben. Die Zeit, in der ich in wenigen Monaten ganze Bücher schreiben konnte, war vorbei.
Ich wusste, dass es irgendwann wieder dazu kommen würde, denn auch Studium kann Stress bedeuten und ich war durch meine Schulzeit die Tage gewöhnt, in denen ich einfach viel zu kaputt und erledigt zum Schreiben gewesen bin.
Also machte ich mir erst einmal keine große Gedanken und schob das Schreiben einfach vor mir her. Ich wartete darauf, dass meine Motivation wiederkommen würde und ich die Lust am Schreiben wieder entdeckte. Das Problem war, dass ich wartete und wartete und wartete. Während meine Schreiblust durchaus früher schon für einige Wochen verschwunden war, war sie nun Monatelang hinter einem Schatten versteckt.
Meine Geschichte „Boy in the Stars" konnte ich schreiben, denn ich hatte aus einigen Gründen den inneren Drang dazu, dass ich dieser Geschichte ein Ende geben musste. Manchmal ist Schreiben ein wenig wie Therapie für mich und mit dieser Geschichte funktionierte es.
Neue Geschichten konnte ich auch starten, zumindest theoretisch. Ich versuchte einige, kam bis zum dritten Kapitel und gab dann doch wieder auf, weil nichts funktionierte.
Das Planen von neuen Geschichten funktionierte hervorragend. Nur aufs Papier zaubern konnte ich sie nicht. Dem Wörtermädchen waren die Worte gestohlen worden.
Der Stress nahm nicht ab, mein schlechtes Gewissen wurde immer größer. Denn normalerweise bin ich die erste Person, die der Ansicht ist, dass man aus Schreibblockaden oft nur wieder herauskommt, wenn man sich vor das leere Blatt setzt und etwas aufschreibt, sei es nur die Einkaufsliste, um sich selbst zu überwinden.
Doch dieses Mal fehlte mir der Drang dazu total.
Irgendwann habe ich dann eingesehen, dass das „Nicht-Schreiben" vielleicht auch eine Art des Schreibens ist. Denn in jeder Sekunde, die ich mich nicht zum Schreiben gezwungen habe, habe ich meine Kreativität wiedergewonnen. Statt des Schreibens habe ich unendlich viel gelesen und die Worte haben mir dabei geholfen, neue Perspektiven zu sehen.
Ich habe das Gefühl gehabt, dass mich das Schreiben nicht mehr zum Lächeln brachte. Ich hab den Spaß daran verloren gehabt für eine Weile. Und ich habe verstanden, dass es für mich persönlich nicht immer hilfreich ist, mich zum Schreiben zu zwingen.
Denn auch wenn Schreiben manchmal anstrengend ist, sollte es doch im Großen und Ganzen Spaß machen. Und wenn dieser Spaß dann verloren geht, ist es vielleicht manchmal besser, sich die Zeit zu geben, den Spaß am Schreiben wiederzufinden, als sich bloß zu quälen.
Ich habe mir die Zeit gegeben, die ich brauchte, um mich selbst zu finden. Um die Freude am Schreiben wiederzufinden.
Ich wartete auf den Zeitpunkt, an dem mein Knoten endlich platzen würde. Und diese Woche passierte es dann. Ganz zufällig und einfach an einem ganz persönlichen Tag.
Ich hatte diesen Drang, solchen Drang, die Worte wieder fließen zu lassen. Ich musste einfach schreiben, es ging nicht anders. Und während jedem Wort, das ich endlich wieder tippte, lächelte ich und wurde ein Stück freier.
Monatelang habe ich nicht geschrieben, aber im Nachhinein sehe ich das nicht als Fehler an. Denn ich habe gelernt, dass es manchmal nicht sein muss. Dass man manchmal in der Zeit des „Nicht-Schreibens" ebenfalls eine Menge lernt über das Schreiben. Dass man in jeder Sekunde, egal ob man gerade Wörter auf das Papier bringt oder nicht, ein Schreiberling ist.
Und ich denke, dass es wichtig ist, dass wir uns das auch manchmal in Erinnerung rufen.
Ja, natürlich ist Schreiben nicht einfach. Und ja, natürlich erfordert Schreiben Durchhaltevermögen. Manchmal muss man sich einfach hinsetzen und seinen inneren Schweinehund überwinden.
Manchmal jedoch lernt man ebenso sehr, wenn man sich die Zeit gibt, die man braucht.
Denn die Freude am Schreiben zu haben, ist so wichtig. Auf sie sollte man achtgeben. Und wenn man manchmal deswegen einige Zeit nicht schreiben kann, dann ist das trotzdem in Ordnung. Denn vielleicht lernt man erst in der Pause manchmal wirklich, wieso man das Schreiben so sehr liebt.
Ich persönlich hoffe, dass mir die Motivation und Freude am Schreiben nun lange bleiben wird. Ich habe große Pläne für den März. Ich möchte diesen Blog weiterführen, meinen Buchblog wieder intensiver pflegen, meine Geschichte Glücksfall wenn möglich zu Ende stellen. Millionenschwer möchte überarbeitet werden und eine neue Geschichte möchte ich ebenfalls starten, sobald eine alte beendet ist.
Doch ich habe mir vorgenommen, mir keinen Druck zu machen. Es ist schön, wenn ich etwas geschrieben kriege und sollte dem nicht so sein, ist das auch kein Weltuntergang.
Denn dann nutze ich einfach die Zeit des „Nicht-Schreibens", um ein wenig mehr über das Schreiben zu lernen.
1. Hattet ihr auch schon einmal eine Phase, in der ihr keine Motivation zum Schreiben hattet?
2. Was hilft euch in solchen Momenten, um zum Schreiben zurückzukehren?
3. Was sind eure Schreibpläne für 2020? Wollt ihr ein Buch beenden? Eine neue Geschichte starten?
4. Was lest ihr momentan (nicht nur hier auf Wattpad, sondern allgemein)?
5. Gibt es irgendein Thema, von dem ihr gerne auf diesem Blog lesen würdet?
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Realitätsfänger
No FicciónMeine Meinung, meine Gedanken, meine Schreibtipps. Hier werde ich meinen Senf zu verschiedenen Themen hinzugeben und gemeinsam mit euch eventuell sogar ein schmackhaftes Gericht zaubern.