Der Einkauf - 2

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Nachdem wir das Schuhgeschäft endlich verlassen haben, meinte meine Mutter: "Schön, dass wir bis jetzt alles bekommen haben wonach wir gesucht haben. Jetzt fehlt nur noch ein Geschäft".
Ich fragte vorsichtig: "Ein Klamottengeschäft, um die Sachen von Gestern zu ersetzen?".
Meine Mutter antwortete: "Völlig richtig. Allerdings werden die neuen Klamotten keine normalen Stoffsachen sein, die weder stabil sind, noch dich schützen. Sondern es werden ordentliche Regensachen, die dich auch bei so einem Unfall, wie Gestern, sauber halten."
Als ich das hörte wurden meine Beine schwach. Wollte sie mir wirklich statt normalen Klamotten Regensachen kaufen? Durch die Sachen im Fahrradladen und den neuen Gummistiefeln rechnete ich mit dem Schlimmsten.

Nach einem kurzen Fußweg konnte ich das Geschäft sehen. Es hatte einen kleinen, aber dennoch penetranten Schriftzug, über der Eingangstür stehen: "Fachgeschäft für Regen- und Matschbekleidung".
Ich zog an dem Ärmel meiner Mutter und fragte: "Wir kaufen mir doch nur eine normale Regenjacke und Regenhose, die ich dann auf dem Schulweg anziehen soll, oder?"
Meine Mutter zuckte mit den Schultern und erwiderte: "Ich würde erstmal schauen, was die Beratung sagt und danach entscheiden."

Mit einer immer noch schlechten Vorahnung betraten wir das Geschäft. Mit einem aufgesetzten Grinsen kam die Verkäuferin auf uns zu. Auf ihrem Namensschild stand gut zu lesen "Christina". "Ah, Hallo", begrüßte sie uns, "nach den Gummistiefelchen ihres Buben zu urteilen suchen sie bestimmt ordentliche Matschsachen für ihn".
Als ich das hörte wurde mir klar, dass meine Vorahnung gerechtfertigt war. "Naja eigentlich ja nur Regenhose und Regenjacke für den Schulweg" sagte ich in der Hoffnung die Situation noch zu retten.
Meine Mutter allerdings war anderer Meinung: "Hauptsächlich suchen wir wasserfeste, robuste und widerstandsfähige Kleidung für Leon. Er hatte gestern einen Unfall und danach waren alle seine Sachen hinüber. Deswegen habe ich beschlossen ihn neu einzudecken. Gummistiefel haben wir, wie sie sehen können, schon gekauft. Was können sie denn da so empfehlen?"
"Sie brauchen mich doch nicht siezen, ich bin Christina. Und für ihren Buben finden wir schon etwas Passendes", antwortete sie meine Mutter und wand sich danach zu mir zu, "Und keine Sorge, die Sachen werden dir auch gefallen. Wir haben ein großes Sortiment."

Dann fing sie an zu schauen was passend wäre und fragte: "Ok, die Sachen sollen robust und wasserfest sein. Soll er die Sachen denn nur auf dem Schulweg tragen?"
Meine Mutter antwortete: "Auf dem Schulweg auf jeden Fall. Somit aber am besten auch in der Schule, weil er dort kein Spind hat, wo er die Sachen unterbringen kann."
"Aber ich kann die Sachen doch in der Schule ausziehen und in meiner Schultasche verstauen", sagte ich geschockt.
Christina allerdings war da bei meiner Mutter und sagte: "Das ist eher schlecht. Die robusten und wasserfesten Sachen sind meistens sehr massig und ein paar Teile werden da auch zusammen kommen. Dementsprechend werden die Sachen wohl nicht in deine Schultasche passen. Also schauen wir am besten nach Sachen, die man den Tag über tragen kann. Welche Farbe würde dir den am besten gefallen?"
"Blau oder Schwarz", sagte ich vorsichtig.
Aber meine Mutter sagte darauf nur: "Das kann ich nicht befürworten. Es geht ja auch darum, dass dich Autofahrer besser sehen. Am besten also gelb oder rot wie die Gummistiefel."
Mir war klar, dass es nichts brachte dagegen anzureden und hoffte nur, dass es schnell vorbei ist.

Christina ging zielstrebig auf ein Regal zu und schaute die verschiedenen Sachen durch. Dann zog sie eine gelbe Matschhose aus dem Regal. Sie war aus diesem typischen Gummi-material und hatte einen hohen Latz. Zusätzlich hatte sie diese Gummischlaufen an den Füßen, um die Matschhose am Hochrutschen zu hindern.
Sie kam damit auf mich zu und sagte: "So, diese Matschhose dürfte dir passen. Sie ist sehr robust und 100% wasserfest. Wollen wir sie mal anprobieren, also Leon zieh mal bis auf deine Unterhose komplett aus."
Ich schaute sie fragend an und meinte: "Wieso denn das? Regensachen werden doch immer über die normale Kleidung getragen."
Christina allerdings hatte die Antwort schon parat: "Bei normalen Regensachen hast du vollkommen Recht. Aber das hier ist eine Matschhose, die für das Tragen für den ganzen Tag konzipiert ist. Deswegen zieht man darunter nur seine Unterwäsche an. Frieren tut man damit nicht. Und keine Sorge, bei der Jacke verhält es sich genau so."
"Aber ich kann doch nicht nur mit Unterwäsche und Matschsachen rumrennen. Was ist wenn meine Lehrerin sagt, dass ich bitte meine Jacke ausziehen soll?" fragte ich noch verdutzter als vorher.
"Keine Sorge. Für das Problem haben wir eine Lösung. Viele kennen diese Kleidung nicht und deswegen haben wir uns da was einfallen lassen. Wir geben deiner Mutter eine Art Attest mit, die erklärt, dass du diese Sachen anbehalten darfst und warum. Dieses Attest gibt deine Mutter dann deinen Lehrern. Aber lass uns nun mal die Sachen anprobieren. Leon zieh dich nun bitte aus", sagte Christina.

Matschkleidung, ab jetzt für immer.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt