Teil 1

6 0 0
                                    




Und da saß ich wieder.. es war inzwischen 1 Uhr an einem Dienstag und ich verkroch mich in einer heruntergekommenen Bar an irgendeiner Ecke in Los Angels, nicht weit von meiner Unterkunft entfernt, die Luckys hieß. Ich wusste das es schwer werden würde soweit weg zu ziehen und mir etwas neues aufzubauen, aber ich musste meine Heimatstadt verlassen. Ich hielt es nicht mehr aus unter sovielen falschen Menschen zu leben. Also kündigte ich meinen Job und meine Wohnung,verabschiedete mich von Freunden (die die mir noch geblieben waren)und meiner Familie. Ich wagte den wohl größten Schritt in Richtung„Neues Leben", mit gerade einmal einen Koffer voller Kleidung und weniger als 500 € im Gepäck. In so einer großen Stadt wird es mir schon irgendwie gelingen einen Job zu finden. Nun ja, leichter gesagt als getan, etwas als Köchin zu finden war nämlich gar nicht mal so einfach. Ich hatte gerade erst meinen Abschluss als ich beschloss meine ganze Welt auf den Kopf zu stellen, aber ich musste mich auch von ihm entfernen ... wir waren inzwischen 5 Jahre zusammen und ich Ertrug diese Einseitigkeit einfach nicht mehr, jeden Tag der selbe Ablauf: Ich arbeitete bis spät in die Nacht, kam nachhause und musste weiter Arbeiten, da mein Verlobter es nicht für nötig hielt auch etwas im Haushalt zu tun, mal hier ein Kuss und dort eine Umarmung. Wir waren einfach vom Alltag zu sehr eingeholt. Und als ich ihn auch noch mit einer anderen im Bett erwischte (in unseren eigenen vier Wänden wohlgemerkt!) war es dann wohl ganz vorbei. Denn sein„Es ist nicht so wie es aussieht" konnte er sich auch sonst wohin stecken. Wie kann man aber auch so dumm sein Hope? Ich hätte es schon viel früher wissen müssen, ein Mann der keinen Sex bekam suchte sich nunmal schnell etwas neues. Es ist immer so wie es dir die Leute sagen, wenn du es nie hören willst, sie aber eigentlich die Wahrheit sagten. „Was würdest du gerne trinken Süße?" riss mich aus meinen Gedanken. Es war eine etwas ältere Blondhaarige Frau die mich fragend ansah. „Einen Whisky auf Eis bitte". „Oh da hatte wohl jemand einen schlechten Tag?" sprach sie und lächelte mich an. „Wohl eher ein scheiß Leben.." flüsterte ich kaum hörbar. Sie stellte mir den Whisky auf eine Serviette auf den Tresen, ich nahm ihn und suchte mir eine Ecke in der ich ungestört grübeln konnte. Als ich in der Bar eine Ecke entdeckte in der mich augenscheinlich keiner stören würde legte ich meinen Rucksack ab und atmete erstmal tief durch. Atmen Hope. Atmen. Sprach meine innere Stimme. Es war erst der 2. Tag hier und ich wünschte mich schon wieder in meinen sicheren Hafen zurück. Ich hatte mich vorab nirgendwo beworben da ich ja Hals über Kopf einfach alles stehen und liegen ließ. Natürlich nicht alles, denn ein paar Sachen hatte ich schon eingepackt bevor ich mich entschließ einfach zugehen. Ich checkte mein Handy, natürlich waren darauf 2 Nachrichten zu lesen, eine von Mama in der stand: „Na kleines, wie ist das Großstadt leben? Wir vermissen dich! Melde dich sobald du in deiner Unterkunft bist! Bussi!"Natürlich hätte ich am liebsten sofort geantwortet „Beschissen"aber das konnte ich meiner Mutter nicht antun, da sie sich sonst zuviele Sorgen um mich machen würde, mehr als sie es eh schon tut. Die 2. Nachricht kam von Kath, meiner besten Freundin:„Hey Süße, alles gut bei dir? Jason war schon wieder hier da er denkt du würdest dich in einer Ecke meiner Wohnung verstecken (wie lächerlich!) Er sagte natürlich wieder wie leid es ihm tun würde und dieses ganze bla bla ... Wenn der wüsste! ;) Melde dich doch mal bei mir wenn du eine ruhige Minute hast, ich vermisse dich! XoXo Kath <3".Als ich Kath davon erzählte das ich früher Feierabend machen würde um Zeit mit Jason zu verbringen schmiss sie mir noch den Spruch„Zerstört das Bett aber nicht wieder komplett!" hinterher mit einem schelmischen lachen, tja wer hätte gedacht das er dies auch ohne mich tun würde? Umso geschockter war sie als ich 2 Stunden später mit meinen Koffer und einem Rucksack gepackt mit den wichtigsten Sachen, vor ihrer Tür stand. Mein Mascara war anscheinend so zerstört vom vielen Weinen das ich wie ein Waschbär aussehen musste, da sie mir sofort nach einer Umarmung Abschminktücher in die Hand packte. Sie war genauso schockiert wie ich und wusste nicht was sie dazu sagen sollte. 2 Weinflaschen später erzählte ich ihr von meinem  Entschluss all das ersparte zu nehmen und zu verschwinden, natürlich war sie nicht so begeistert, aber sie schlug es mir auch nicht aus. 2 Tage später als ich den Flug und die Unterkunft organisiert hatte ging es dann los. Als ich in Los Angels ankam ging ich natürlich als erstes zur Unterkunft, es war ein großes Gebäude in dem anscheinend sehr viele Familien unterschiedlicher Herkunft hausten. Ich hatte eine 1 Zimmerwohnung für 3 Monate im vorraus bezahlt, um mich erstmal auf einen Job zu konzentrieren. Nachdem ich mich umgeschaut hatte, meine Kosmetik und Klamotten eingeräumt hatte und das Bett frisch überzog, ging ich erstmal einkaufen. Eine Stunde später war ich auch schon fertig mit dem „eindecken", das Essen reichte bestimmt für 2 Wochen. Danach machte ich mich natürlich sofort auf die Suche nach Hotels und Restaurants um einen Job zu finden. Aber entweder kam als Aussage„Wir melden uns" oder „Wir suchen niemanden". Da der 2 Tag genauso verlief, saß ich nun hier und grübelte wie es nun weitergehen sollte. Ich öffnete den Browser auf meinen Handy und suchte nach Stellenausschreibungen in der Umgebung, aber natürlich suchten sie nur Spülfeen oder jemand der sozusagen „Drecksarbeiten"machte. Ich stellte natürlich nicht zu hohe Erwartungen, aber als frisch gelernte Köchin wollte ich natürlich nicht nur die „Putze"für einen Betrieb sein. Ich beobachte die Barfrau wie sie einen Drink nach dem anderen mischte und ihm mit einen breitem Grinsen den Gästen hinstellte. Sie hatte echt Spaß bei dem was sie tat. Ich schätzte sie ungefähr in den 50er Jahren, sie war ungefähr so groß wie ich (naja je nachdem ob man 1,60cm für groß bezeichnen kann)hatte lange blonde gewellte Haare und einen modischen Jumpsuit in Orange an der ihre gebräunte Haut zum Vorschein brachte. In der Bar war alles vertreten von locker gekleideten jungen Leuten bis hin zu den Anzugträgern die ihr Krawatte locker hingen liesen von ihrem anstrengenden Tag. Ich war natürlich in bequemer Kleidung aus dem Haus gegangen um einerseits für ein  Vorstellungsgespräch gut gekleidet aber auch nicht Overdressed zu wirken. Ich hatte eine Schwarze Bluse an die mein Busen betonte, eine hautenge dunkelblaue Jeans und meine Nikes. Zugegeben schick und elegant war auch einfach nicht mein Ding, entweder mochte man meinen Kleiderstil so oder eben nicht. Meine haare trug ich offen, was zugegebener Weise eine vielleicht nicht so schlaue Idee war, durch das Wetter hatten sich meine glatten roten Haare zu Wellen geformt. Das gefiel Jason immer sehr gut, er wickelte meine Naturlocken immer um den Finger wenn wir nebeneinander saßen und einen Film schauten. „Hör auf an ihn zudenken!" sprach die Stimme in mir. Ja natürlich er hat mich betrogen aber die Jahre konnte man nicht mal eben innerhalb von einpaar Tagen vergessen. Inzwischen war es halb 2 und mein Glas war leer. Gerade als ich den letzten Schluck trank kam auch schon die Barfrau auf mich zu. „Du kannst mich übrigens Kelly nennen."sagte sie mit einem sanften lächeln im Gesicht. „Also nochmal dasselbe oder darf ich dir etwas anders anbieten?". „Was würdest du mir denn empfehlen?" antwortete ich. „Ich habe genau das richtige für dich! Bin in 1 Minute wieder zurück!". Kaum war ihr lachen außer Reichweite stand sie auch schon wieder hinter der Bar und mixte mir einen Drink. Als sie wieder kam beobachte ich sie mit misstrauischen Blick. „Schau doch nicht so ernst! Ich werde dich schon nicht vergiften!" lachte sie. Etwas verdutzt da ich anscheinend wieder mal mein Gesicht sprechen lies antwortete ich „Oh sorry vielen Dank. Dürfte ich wissen was das für ein Drink ist?". „ Ich nenne ihn den Undercover, nur ich kenne das Rezept aber glaube mir er wird dir schmecken und er ballert natürlich auch richtig gut!" sagte sie mit einem lächeln. Wie kann man nur immer so freundlich und glücklich sein dachte ich mir. „Okay, dann werde ich den Undercover mal probieren". „Verrätst du mir auch deinen Namen oder bist du eventuell auch Undercover unterwegs?" sagte sie mit ironischem Ton. „Na klar, mein Name ist Hope" antwortete ich mit einem lächeln, okay sie hatte mich, ich fand sie irgendwie wie eine gute alte Freundin. „Also Hope, was treibt dich in diese so Großartige Stadt?". Ich grübelte, war es mir so sehr anzusehen das ich nicht von hier stammte? Aber Kelly fiel mir schon in meine Gedanken und sprach weiter „Du bist definitiv noch nicht lange hier, ich habe dich noch nie in meiner Bar gesehen und hier kommen eigentlich immer gleich die Neulinge rein." Ich antwortete:„Wow ich hätte nicht gedacht das das so sehr auffällt, ja ich bin tatsächlich erst seit 2 Tagen in der Stadt und versuche mich gerade etwas einzuleben und einen Job zu finden". „Seit 2 Tagen? Dann bist du ja ein LA Neuling! Falls du etwas über unsere Stadt wissen möchtest kannst du dir gerne ein paar Infos bei mir holen" sagte sie verwundert und gleichzeitig amüsiert. „Vielen dank für dein Angebot Kelly, ich werde es bestimmt in Zukunft mal in Anspruch nehmen" lächelte ich diese fröhliche und offene Frau an. „Nunja genieße erstmal deinen Undercover und falls du etwas brauchst ich bin nur ein paar Meter von dir entfernt." lächelte sie wieder.„Ich danke dir" sagte ich mit hoffnungsvollem Blick. Sie schlenderte davon und schon war sie wieder am Bedienen und Gäste verzaubern. Als ich ihren „Undercover" probierte gab es eine Geschmacksexplosion in meinem Mund, er war genau nach meinem Geschmack, auch wenn ich diesen nicht definieren konnte. Es schmeckte süß aber nicht zu süß mit einem leichten Touch Alkohol. Es war als würde die Sonne gerade aufgehen und die Vögel das zwitschern anfangen. Zugegeben etwas sehr Poetisch - aber es schmeckte wirklich unfassbar gut! Als ich in Richtung Kelly sah, lächelte sie mich an und streckte mir einen Daumen hoch entgegen. Ich antwortete dieser Geste mit einem breitem Grinsen. Als ich das Glas ausgetrunken hatte,ging ich zur Bar um zu bezahlen. Gerade als ich meinen Geldbeutel rausholen wollte hielt mich Kelly auf. „Geht aufs Haus Süße!"sang sie mir in dem Ton zur Musik ins Gesicht. „Was? Nein das kann ich nicht annehmen" sagte ich etwas verdutzt. „Doch klar, ich weis als Neuling ist es nicht einfach in dieser Stadt, deswegen bereite ich dir damit zumindest eine kleine Freude" sagte sie Verständnisvoll. „Danke Kelly das ist super lieb von dir!" sagte ich dankend. „Ist doch kein Ding Süße, lass dich doch mal wieder hier blicken, hier ich gebe dir noch meine Visitenkarte mit" sagte sie während sie etwas auf die Karte schrieb. „Dann bis bald"antwortete ich, steckte die Visitenkarte ein und winkte ihr zum abschied. Als ich auf dem Heimweg war grinste ich noch, denn was für ein Zufall war das denn? Man geht nichtsahnend in eine Bar um einpaar Drinks zu nehmen und kommt mit einer so netten und hilfsbereiten Frau in Kontakt. Als ich an meinem Block ankam war es wie den Tag davor wieder unendlich laut. Irgendwo stritt sich eine Ehepaar in irgendeiner Sprache. Kinder lachten und auch weinen waren zu hören. Naja als ich in meine Wohnung kam drehte ich die Musik auf um die Klänge um mich herum zu übertönen. Im Radio lief gerade „NewAge" von Marlon Roudette. Ich stieg unter die Dusche und wusch mir all meine Gedanken und Sorgen vom Körper, das heiße Wasser war wie ein Balsam für meine Seele. Als ich mich abgetrocknet hatte schlüpfte ich in meinen Einhorn-Pyjama, ja vielleicht war ich mit 21 etwas zu alt dafür aber was solls. Es konnte mich eh niemand sehen und selbst wenn wäre es mir völlig egal gewesen. Ich war viel zu erschöpft um mir darüber Gedanken zu machen. Etwas leicht benebelt vom Alkohol schlief ich schließlich einige Zeit später ein.

Hopes LiveWhere stories live. Discover now