Als ich aufwachte, war Shu bereits verschwunden. Mit einem Blick auf meinen Nachttisch sah ich, dass es etwa vier Uhr morgens war. Ich stöhnte kurz auf, ehe ich mich mehr oder weniger (wohl eher weniger) motiviert aus dem Bett rollte. Allerdings wurde mir promt schwindelig und ich hielt sicherheitshalber an der Bettkante fest. Ich brauchte was zu Essen, ich hatte gestern Abend tatsächlich nichts mehr gegessen. Als mein Boden aufhörte, hin und her zu schwanken, stellte ich mich aufrecht hin und lief zum Kleiderschrank. Eigentlich sollte ich weiterschlafen, aber der Schlafrhythmus war nun einmal anders, als der der Menschen. Sie würden jetzt alle schlafen. Theoretisch. Praktisch wäre es egal, wessen Namen ich in die Stille meines Zimmers sagen würde, er würde aufstehen und binnen zwei Sekunden bei mir sein. Das wusste ich. Was genau der Grund war, weshalb ich versuchte, so leise wie möglich zu sein.
Ich holte mir eine lange schwarze Sportleggings heraus und ein locker sitzendes weißes Croptop mit breiten Trägern, alllerdings schulterfrei. Der Stoff war vorne so kurz, dass meine unteren Rippen sichtbar waren. Am Rücken wurde der Stoff wieder länger. Aus einer der Schubladen fischte ich mir neue Unterwäsche und Socken, ehe ich ins angrenzende Badezimmer verschwand. Sobald ich das Wasser andrehte, würden sie alle wach sein, dass wusste ich. Aber ich wusste auch, dass sie sich schnell wieder daran gewöhnen würden, mich im Haus zu haben.
Die neue Kleidung ließ ich auf die weißen Fliesen fallen, bevor ich mir das Nachtkleid vom Körper zog, mir die Unterschwäsche abstreifte und sie in den Wäschekorb legte. Anschließend betrat ich die riesige Regendusche. Uhrsprünglich war in diesem Haus keine einzige Dusche gewesen, hier bevorzugte es irgendwie jeder, zu Baden. Ich hingegen mochte das eher weniger. In seinem eigenen Dreck schwimmen, irgendwie ekelig. Zum Entspannen konnte ein Bad ganz gut tun, aber nicht zum Saubermachen. Nach einem Gespräch, als ich diese Information hatte hervorscheinen lassen, waren am nächsten Tag Handwerker ins Haus gekommen, am Tag darauf waren sieben Duschen in das Haus eingebaut worden. Hier, in dieses Zimmer eine und in jedem Badezimmer der Jungs eine. Falls ich bei einem von ihnen schlief, musste ich so nicht durchs ganze Haus laufen.
Ein Seufzen entkam meinen Lippen als das warme Wasser meinen Körper traf. Augenblicklich bekam ich Gänsehaut auf meinem ganzen Körper und ich hob meine Hände automatisch an meinen Hals und strich leicht über die empfindliche Haut, um das Gefühl möglichst lange aufrecht zu erhalten. Dann viel mein Blick auf die Bisswunde an meinem linken Handgelenk. Ich führte meine Hand näher an mein Gesicht und studierte die Wunde. Es war ewig her, dass ich eine auf meiner Haut gesehen hatte. Irgendwie hatte ich einen Fabel dafür, wenn man sie sah. Es war für mich ... ein Zeichen, dass ich zu ihnen gehörte. Es war wie mit Knutschflecken. Besitztum. Ich wusste, dass sie mich als ihr Eigen betrachteten, nur störte es mich nicht. Ich wusste, wer sie waren. Und ich vergaß nie, was sie waren. Vampire dachten anders, fühlten anders als Menschen. Je eher Yui das verstand, desto besser für sie.
Ein erneutes Seufzen verließ meine Lippen, nun alles andere als wohlfühlend. Ich konnte sie nicht retten. Sie würde sterben, das war klar. Und da würden auch Ayato´s aufkeimende Gefühle nichts bringen. Selbst wenn er sie beschütze, irgendeiner seiner Brüder würde sie irgendwann töten, ob aus Spaß, aus Frust oder Langeweile. Ich konnte sie auch nicht beschützen. Es lag an ihr. Ich hoffte einfach, sie würde die Puzzlestücke rechtzeitig zusammen setzten. Und wenn sie starb ... naja, eine neue Opferbraut würden sie erst dann bekommen, wenn das [style]Verfallsdatum[/style] abgelaufen war. Sie bekamen nur alle drei Jahre eine neue Opferbraut, bis dahin sollten die Jungs sich eigentlich zusammen reißen. Sie hatten es noch nie geschafft. Die Mädchen überlebten nie ein Jahr. Weil sie alle ab einem bestimmten Punkt einfach...aufhörten sich zu wehren. Und dann wurde ihnen, meistens den Drillingen, schnell langweilig. Tatsächlich hatten die Drillinge bisher die meisten Todesfälle verursacht. Direkt danach kam Reiji, was vermutlich an seinen Experimenten zum Thema Gift lag. Shu hatte, meines Wissens, nur ein einziges Mädchen getötet und er bat mich, darüber nicht mehr zu sprechen. Und Subaru ... er hatte als einziger keinen einzigen Mordfall außer ... seine Mutter. Ich sah das Bild immer noch vor mir. Sein Gesicht, als er mich in dem Turm gefunden hatte, den niemand seit zwei Jahrhunderten betreten hatte.
Flashback
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I Understand U
RomanceYui ist mehr als verwundert, als plötzlich ein Mädchen im Haus erscheint und die Brüder sich anders als sonst benehmen. Sie sind nett, glücklich und freundlich. Doch nur zu diesem Mädchen. Wer ist sie? Und wieso scheinen die Brüder alles für sie tun...