P.O.V Sven
Nervös stehe ich auf dem Rathaus platz. Neben mir steht ein andere 15 Jähriger. Er sieht kein bisschen nervös aus. ,,Klar doch, das ist der Bürgermeistersohn!! Der hat doch noch nie ein Tag in seinem Leben Angst gehabt, er müsste in die Spiele'', denke ich mir. Ehrlich gesagt, ja meine Familie hat immer genug Geld gehabt. Das heisst aber nicht, dass alles immer einfach war. In jedem der letzten 3 Jahre hatte ich immer Panik gehabt, ausgelost zu werden. Zum Glück ist aber nie etwas passiert.
Das Leben in Distrikt 3 ist eigentlich nicht schlecht. Es passiert kaum, dass Leute sterben an Hunger. Verglichen mit den Geschichten die man sich über die anderen Distrikte erzählt, haben wir ein gutes Leben. Dadurch, dass die meisten von uns Jugendlichen später einmal hohe Berufe haben werden, wie z.B Ingenieure oder Wissenschaftler, ist die Schule ziemlich schwer. Wir lernen sehr viel über Technik und Mathematik. Dadurch sieht man es eher selten, dass ein Tribut von Distrikt 3 wegen ,,Dummheit'' stirbt. Meistens werden unsere Tributen von den ,,Karrieros'', also den gut ausgebildeten Tributen von den Distrikten 1,2 und 4, getötet. Die töten unschuldige Kinder, ohne auch nur eine Wimper zu zucken! Ich weiss genau, müsste ich je in die Arena, würde ich solange wie möglich probieren, keinen zu töten.
Unsere Betreuerin für die Tributen, Esther Layford, betritt die Bühne. Man sieht es ihr auf den ersten Blick an, dass sie aus dem Kapitol stammt; Sie trägt eine riesige, rote Perücke, ein blaues Kleid mit Hunden drauf (ernsthaft?!) und dazu schwarze Schuhe. Ihr Gesicht sieht aus wie das eines Clowns. Kurz gesagt: Sie sieht schrecklich aus, also wie immer. Sie fängt an zu reden: ,,Fröhliche Hungerspiel! Und möge das Glück stets mit euch sein!'' Klar doch. ,,Glück''! Als hätten wir das! Sie redet weiter: ,,Wie jedes Jahr losen wir 2 glückliche Tributen aus, die das Glück haben, euren Distrikt zu vertreten. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen! Beginnen wir mit den Mädchen! Die weibliche Tributin für Distrikt 3 wird sein... Tania Lea! Komm auf die Bühne, mein Schatz!''.
Ich beobachte, wie ein grosses, schlankes Mädchen aus der 14 Jährigern Zone langsam zur Bühne läuft. Man sieht ihr den Schock an. Sie versucht nicht einmal, die Tränen zu unterdrücken. Ich kenne sie nicht wirklich, weiss jedoch dass sie ein sehr nettes Mädchen ist und keiner Fliege was antun kann. Ich gebe ihr einen Tag in der Arena. Als sie bei Esther ankommt, fragt sie sie, wie sie heisst. ,,Ich, ich heisse Tania Lea und ich bin 14.'', sagt sie in Tränen. Sie tut mir wirklich Leid. Ich hoffe, ich muss nie an ihrer Stelle stehen.
,,Und nun zu den jungen Männern!'', schreit Esther aufgeregt ins Mikrophon. Sie wühlt einen Moment lang herum in der grossen Schüssel. Innerlich sage ich mir: ,,Ganz ruhig! Dein Name steht dort insgesamt 10 mal drinnen. Die Chance, dass genau dein Name gezogen wird, liegt bei genau 1 zu''
,,Sven Domiczek'', ruft Esther enthusiastisch. Alle Augen drehen sich zu mir um. Bevor ich wirklich realisiere, was ist, höre ich sie schreien: ,,Nein!!! Das kann nicht sein! Bitte, tut doch etwas!''. Meine Augen suchen ihre. Als ich ihre wunderschönen, blauen Augen sehe, wird mir klar, dass es das letzte mal sein könnte. Das letzte mal, dass ich ihre Stimme je höre. Ich kann mich nicht bewegen. Ich stehe wie angewurzelt da. Plötzlich spüre ich ein Gewehr in meinem Rücken. ,,Beweg dich! los!!¨'', sagt eine tiefe, unhöfliche Stimme. Langsam laufe ich zur Bühne. In meinen Gedanken bin ich immer noch bei ihr; Alle schönen Momente die wir je hatte, laufen vor meinem innerlichen Auge vorbei.
,,Stell dich vor, Grosser!''. Genervt von Esthers Stimme antworte ich leise: ,,Mein Name ist Sven Domiczek und ich bin 15''. ,,Lass mich raten: Das vorhin war deine Freundin, richtig?'' Ich will ihr nicht antworten. Es geht sie nichts an, genau so wenig wie ganz Panem. Kaum hörbar antworte ich ja.
,,Meine Damen und Herren, ich präsentiere ihnen hiermit die Tributen von Distrikt 3 für die 63. Hunger spiele: Tania Lea und Sven Domiczek! Und jetzt, gebt euch die Hand!''.