Kapitel 2: Abschied

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P.O.V Sven

Ich sitze im Justizgebäude, auf einem grossen Sofa. Wir haben dasselbe Zuhause. Ich warte gespannt auf die 2 Besuche die mir bevorstehen: Zuerst jemand aus meiner Familie; also meine Mutter, mein Vater oder meine Schwester. Ich erwarte nicht, dass mein Bruder kommt. Er ist 5 Jahre älter und hat die Spiele vor 3 Jahren selber gewonnen. An ihm konnte ich lebendig sehen, was die Spiele aus einem machen können: Er war der Beste der ,,Karrieros'', da er extrem fit war. Dazu hatte er kein Bedenken oder Schuldgefühle, als er tötete. Nach seinem Sieg zog er dann mit seiner Freundin in das Dorf der Sieger. Zwar hätte er uns mitnehmen können, doch er wollte es nicht. Seit dem haben wir als ganze Familie kein Kontakt mehr zu ihm. Ich bin nicht einmal sicher, ob es ihn interessiert, dass ich jetzt gehen muss. Ich denke persönlich, dass ich keine Chance habe zu gewinnen. Ich bin zwar gross und halbwegs kräftig, habe jedoch nicht vor, Kinder ohne Grund zu töten; Ich müsste wirklich in Gefahr sein bevor ich es machen könnte.

All da geht mir durch den Kopf, als die plötzlich die Tür aufgeht. Geschockt schaue ich ihn an: Meinen Bruder. Wortlos setzt er sich neben mich. Ein Friedenswächter in der Tür sagt uns, wir haben 5 Minuten Zeit. ,,Wieso genau bist du hier? Wieso nicht Mom oder jemand Anderes?'', frage ich ihn. Er schaut mich an und fängt an zu reden: ,,Hör zu ich hab keine Lust jetzt Familien Geschichte zu besprechen. Ja, es war uncool von mir euch zurückzulassen und selber ein schönes Leben zu führen. Aber das jetzt ist ernst! Du weisst selber, dass du kein Kämpfer bist. Du musst überleben in der Wildnis. Ich weiss nicht, in was für eine Arena du geschickt wirst, aber meistens gibt es einen Wald. Du musst dorthin gehen und Wasser suchen. Gründe eine Gruppe mit 1/2 anderen Tributen. Am besten welche, die sowohl schlau als auch kampffähig sind. Sucht euch Wasser und eine Nahrunsquelle. Haltet euch von den ,,Karrieros'' fern und allgemein von Kämpfen. Und was auch immer passiert, geh NICHT zu den ,,Festen'' die gemacht werden um die Tributen zusammenzubringen. Dort sterben immer viele. Du kannst es raus schaffen! Du bist schlau genug um zu überleben. Wenn irgendjemand dir Ratschläge geben kann, bin ich es. Bitte denk daran in der Arena. Das ist der Grund weshalb ich hier bin. Bitte probiere alles! Ich glaube an dich! Und noch was: Wenn...''

,,Herr Domiczek, sie müssen gehen. Jetzt! Los!'' Der unfreundliche Friedenswächter ist zurück und zieht meinen Bruder mit sich herraus. Noch eine halbe Sekunde mehr wäre nicht so schwer gewesen...

Die Tür geht wieder auf. Und schon sitzt sie neben mir. So wie sonst auch immer. Ich schaue sie an. Ihre grossen, blauen Augen sind gefüllt mit Tränen. Alleine ihr Anblick bringt mich auch zum Weinen. Ich weiss nicht was ich sagen soll. Sie fängt zum Glück an: ,,Sven, es tut mir unglaublich Leid! Die ganze Situation und alles. Hör zu, was ich jetzt sage tut mir mehr weh als dir.'' ,,Oh Gott nein!'', denke ich mir ,,aber ich mache Schluss. Ich kann nicht zusehen wie mein Freund stirbt. Ich lasse dich so frei, damit du nicht noch mehr leiden musst. Bitte vergib mir!''. Sie steht auf und geht.

Am Boden zerstört, traurig und wütend lässt sie mich zurück. Ich kann nicht fassen, was gerade passiert ist. Es fühlt sich alles so... so irreal an! Ich will nicht hier sein! Ich will aufwachen in meinem Bett und mir einreden es war alles nur ein schlechter Traum. Ich kann das nicht. Ich ich weiss einfach nicht was machen.

Esther kommt 5 Minuten später in das Zimmer und führt mich zum Zug. Ich weiss was jetzt kommt: Die Kamerateams, die 2 schlaue Distrikt 3 Tributen erwarten. Jedes Jahr werden die Tributen kommentiert. Ich habe keine Lust als Heulsose abgestempelt zu werden, deshalb reisse ich mich zusammen. Vielleicht, wenn ich stark genug wirke, überzeueg ich sogar ein paar Sponsoren für mich! Also tue ich alles, um so stark wie möglich zu wirken. Ich weiss, ich habe keine echte Chance, aber mit schlauem Handeln habe ich vielleicht eine Chance! Ich muss es einfach sinnvoll angehen.

Tania Lea steht neben mir. Sie weint immer noch durchgehend. Ich frage mich, wie sie es macht; Sezt sie auf Waffen oder probiert sie, in der Wildnis zu überleben? Wie weit kommt sie überhaupt? Ich will nicht das sie stirbt. Ich will nicht, dass irgendjemand stirbt! Aber wir können nichts machen. Wir sind die Figuren in ihrem Spiel. Die Spielmacher spielen mit uns. Sie können uns ganz einfach zu einem anderen Ort bringen, durch z.B Feuer oder Fluten oder was auch immer sie sich ausdenken. Ich wäre so gerne mehr als nur ein Teil in ihren Spielen! 
Aber ich kann nichts machen. Ich kann lediglich probieren, niemanden umzubringen. Aber was weiss ich schon.

Beim Zug angekommen, nach vielen Nahaufnahmen, bin ich völlig erschöpft. Die Ereignisse des Tages wirken einfach so irreal.

63. Hungerspiele - 9e VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt