Kapitel 3

14 4 0
                                    

-Hailee-

Ich rollte meine Augen. Natürlich musste ich unten mein Handy vergessen haben. Warum fiel mir so etwas immer erst auf, wenn ich es mir gerade gemütlich gemacht hatte?

Aber Beschweren half ja nicht. Deswegen schälte ich mich aus der Decke und schlenderte nach unten.

Dort angekommen, bemerkte ich einen kalten Windhauch. Hat Mom bei dieser Eiseskälte wirklich vergessen, die Tür zu schließen? Zuerst ließen sie mich ständig alleine und jetzt wollten sie, dass ich erfror?

Doch das Klingen hatte Vorrang. Ohne zu schauen, wer anrufte, nahm ich hastig ab. Statt mich zu begrüßen, vernahm ich auf der anderen Seite nur ein leises Schluchzen und vorbeirauschende Autos.

,,Was ist denn los?", wollte ich wissen und schaute dann auf den Namen auf dem Display: Silver. Hätte ich mir eigentlich denken können. Wer sonst hätte mich um die Uhrzeit angerufen und würde sich bei mir ausheulen?

,,Ach nichts", brachte sie eindeutig betrunken hervor. Dann brach ihre Stimme. ,,Es ist nur so... ich... Jim... ach, kann ich einfach zu dir gehen?"
,,Ähm, klar", erwiderte ich zögernd. ,,Aber ich bin mir nicht sicher, ob du in deinem Zustand die zwei Kilometer schaffst."

Das war nicht der eigentliche Grund, warum sie nicht herkommen sollte. Wenn ich nun mit ihr persönlich reden würde, würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen, meine Wut auf sie zu verbergen. Schließlich hat sie mich in letzter Zeit ganz schön vernachlässigt für Jim, ein Typ, von dem ihr alle abgeraten haben, besonders ich. Aber nein, sie dachte natürlich sie könnte ihn ändern. Und was immer zwischen den beiden passiert war, ich könnte darauf bestimmt ein ,,Ich hab's dir ja gesagt" antworten.

Also fügte ich noch hinzu: ,,Bleib doch lieber zuhause und schlaf deinen Rausch aus. Wir können morgen reden." Als Antwort erhielt ich etwas Genuscheltes, dass durch das Schluchzen noch unverständlicher wurde. Auf einmal spürte ich wieder die Kälte, die aus der immer noch offenstehenden Tür trat und mir eine Gänsehaut verpasste. Warum hab ich sie nicht schon längst geschlossen?

Um das zu berichtigen, ging ich auf die Tür zu und wollte sie gerade schließen. Doch dann bemerkte ich jemanden hinter ihr: Silver saß bereits mit gesenktem Kopf in meinem Vorgarten. Als sie ihn hob, begrüßte sie mich freundlich und winkte mir zu. Ohne etwas davon zu erwidern, stand ich einfach da. Ich war viel zu überfordert mit der Situation, um einen klaren Gedanken zu fassen.

Dies bemerkte auch Silver und ließ ihren Kopf wieder sinken. „Ich kann auch wieder gehen, wenn du mich nicht da haben willst", murmelte sie niedergeschlagen ins Handy.

,,Nein, nein", entgegnete ich schnell und wieder bei vollem Bewusstsein. Ich konnte sie unmöglich betrunken und alleine in dieser Kälte lassen.

Sie sprang auf und ihre Gefühle schwanken wieder in eine starke positive Richtung.

Schnell kam sie auf mich zu, schüttelte meine Hand, sagte mindestens ein Dutzend Mal ,,Danke" und hüpfte dann in mein Haus. ,Du bist bestimmt ganz verfroren, oder? Komm, ich mach uns erstmal eine heiße Schokolade. Setz du dich schon mal auf das Sofa im Wohnzimmer, ich komm dann gleich",meinte ich fürsorglich und schloss endlich die Tür hinter mir.

Darauf ließ sie wieder ein Regen aus Danksagungen über mich herabprasseln und ich flüchtete in die Küche. Dort setzte ich einen Topf Milch auf. Einige Minuten ver gingen schweigend, nachdem Silver endlich das Danken einstellte. Immer wieder rührte ich die bereits dampfende Flüssigkeit um.

,,Haiz! Das musst du dir anschauen!", rief mir Silver zu. „Da ist ein echt gut aussehender Junge hinter dem Sofa."

RestlessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt