• Vermeidlich friedlicher Abend •

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Als Jimin und ich ankommen, werden wir bereits erwartet. Unsere Gruppe stellt sich echt aus den Unterschiedlichsten Menschen zusammen, aber wir können einfach miteinander. Wenn nur einer fehlt, sind wir nicht komplett. Wir sind sozusagen wie eine kleine Familie. Hobi, Jin und Yoongi winken uns munter zu.
An diesem Abend trinken wir alle etwas mehr als wir sollten, aber das hindert uns nicht daran tiefgründige, politische oder auch versaute Themen anzusprechen. Immer wieder kippe ich mit Yoongi einen neuen hinter und Jimin sieht immer eifersüchtiger aus, wenn ich mit Yoongi im Arm fast nach Hinten falle. Die Stimmung ist einfach nur der Wahnsinn. Jin packt ein Kartenspiel aus und ist drauf und dran uns irgendwelche neuen Kartenspiele beizubringen, als er in seiner Erzählung plötzlich stoppt. Wir schauen ihn alle ein wenig verwirrt an, aber als er noch immer an uns vorbeischaut sehen wir alle in die gleiche Richtung wie er und mir stockt auf Schlag der Atem. An der Eingangstür zu unserer Stambar steht eine mir seit kurzen bekannte Person. Dieser Mann, der mich auf dem Bahnhof verfolgt hat, der, der mich vor meiner Wohnung abgefangen hat und der, der mich in völlige Tance versetzt hat. Dieser wunderschöne Mann steht da und sieht einfach atemberaubend schön aus. Er trägt eine schwarze enge Jeans und einen Rollkragenpullover, am meisten jedoch ziehen mich seine Augen an. Sie strahlen so blau. Der Blick den er hat, er sieht so aus als würde er etwas suchen. Mich überkommt eine Angst, dass ich dieses etwas sein könnte. Bevor er mich sehen kann, zumindest hoffe ich das, drehe ich mich um und klammere mich an die erste Person die da ist und das ist Yoongi. Ich lehne mich zu seinem Ohr hin und flüstere:
"Hyung, dieser Mann der da steht, ich glaub ich kenn den. Ich muss mich zu dir ranlehnen, damit er mich nicht sieht." Meine Stimme klingt leicht flehend, doch ohne zu zögern ist der Alkohol aus Yoongis und meinem Blut und er zieht meinen Kopf sanft zu seiner Halsbeuge, sodass ich mich wenigstens ein bisschen versteckt und sicher fühle. Ich werde ihm später definitiv dafür danken. So ist er nun mal. Er fragt nicht weiter nach, sondern tut einfach das um was man ihn bittet und ich schwöre mir, dass ich ihm später alles erklären werde. Ich schaue nochmal leicht in die Runde und sehe Jimin in die Augen und er ist wohl das verständnissvollste Wesen der Welt, denn er wirft mir einen verstehenden Blick zu und dann auch den anderen. Sie reden einfach weiter. Jin erklärt wieder freudig sein Kartenspiel und die anderen tun interessiert, sind aber auf Alarmbereitschaft. Wie gesagt, wir sind wie eine Familie. Yoongi dreht sein Gesicht zu meinem Kopf.
"Es ist mittlerweile ein zweiter Mann am Eingang. Sie kennen sich.", flüstert er mir zu und ich bin echt dankbar, dass auf ihn Verlass ist. Ich würde selbst gern nachschauen, aber die Gefahr, dass er mich erkennt ist zu groß. Jin erklärt weiterhin das Kartenspiel, als mir ein Schauer über den Rücken läuft. Ich spüre seinen Blick auf mir. Ich bin eigentlich nicht so ein Feigling, aber dieses komische Gefühl von vorhin hat mir wirklich Angst gemacht, doch dieses ist nichts im Vergleich. Das Gefühl seines stechenden Blickes schmerzt fast.
"Sie kommen auf uns zu" sagt Yoongi Ernst und mein Herzschlag verschnellert sich.
Was wenn er uns anspricht? Was ist wenn er sie nun auch verfolgt?
Diese Gedanken machen mich fertig und mein Herz bahnt sich bald seinen Weg durch meine Brust. Ich schlinge meinen rechten Arm um Yoongi und kralle mich am Saum seines T-shirts fest um noch mehr halt zu finden, obwohl ich, so wie ich hier sitze, nicht umfallen kann.
Ich muss mich ablenken.
Egal mit was, sonst brech ich zusammen. Der Schmerz in meinem Nacken wird schlimmer und er fühlt sich an, als würde ihn jemand durchstechen.
Ich höre alles. Meine Sinne sind völlig überflutet. Ich schmecke den Alkohol auf meiner Zunge, ich höre die Leute an den Nachbartischen lachen, ich fühle Yoongis Herzschlag und seinen Geruch.
Sein Geruch.
Es ist mir nie aufgefallen, aber er duftet wunderbar. Ich kann es nicht beschreiben, aber er wirkt erfrischend und belebt mich im Moment mehr als erwartet.
Er war mir immer ein guter Freund. Ein sehr guter sogar. Ich konnte immer zu ihm. In unsere Kindheit haben wir viele Abende in seinem Zimmer verbracht. Haben auf ein neues Spiel gespart oder uns über unsere ersten Erfahrungen ausgetauscht. Es sind viele Erinnerungen, die mich jetzt zum Lächeln bringen und mich gerade aufbauen und tatsächlich, der Schmerz in meinem Nacken ist weg. Ich habe alles um mich herum vergessen und mich nur auf Yoongi konzentriert. Das war irgendwie seltsam, denn jetzt habe ich so ein komisches Kribbeln im Bauch.
"Sie sind vorne bei der Bar." sagt er zu mir und ich löse mich langsam von ihm. Ich habe gar nicht realisiert, dass ich mich nicht mehr an ihn gekrallt habe.
Langsam lasse ich meinen Blick zur Bar werfen und tatsächlich, da sitzt er. Spricht mit diesem anderen Mann, den ich nicht kenne und würdigt mich keines Blickes. Hab ich mir das nur eingebildet? Hab ich vllt überreagiert und es falsch interpretiert? Vielleicht habe ich mich zu sehr reingesteigert. Das wird es sein.
Dieser andere Mann ist mindestens genauso hübsch wie der geheimnisvolle Fremde.
Oh man, aber diese Erinnerungen mit Yoongi haben etwas in mir ausgelöst.
Jimin ist völlig aus meinen Gedanken verschwunden und wurde durch Yoongi ersetzt.
Was geht denn plötzlich mit mir ab? Ich wollte Jimin heute Abend fragen ob er mein Freund sein will und jetzt ist da gar nichts mehr. Nur die übliche Vertrautheit und freundschaftliche Zuneigung wie vorher.
Ich muss so sehr abgedriftet sein, dann als ich realisiere, dass ich ins nichts starre, fällt mir auf, dass ich gerade die Person anstarren musste, vor der ich mich eigentlich versteckt habe.
Verdammt, beide schauen mich an.

Love is like huntingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt