Die Shoppingwette Teil 2

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~Welche Wette?~, frage ich, als wir mit der Rolltreppe in den dritten Stock fahren, wo die Herrenkleidung ist.

~Ich habe mit Isabelle gewettet, wer von uns beiden seinen "Patienten" besser für den Ball kleiden kann.~
~Dann viel Spaß. Du wirst nämlich wirklich haushoch verlieren.~, sage ich entschuldigend.

Magnus lächelt nur mild.
~Das glaube ich nicht. Mit dem Körper gibt es so viele Möglichkeiten. Du hast viel Potenzial, nur wenig Selbstbewusstsein.~, antwortet er zuversichtlich.

Augenblicklich werde ich wieder rot, aber ich muss ihm Recht geben. Ich habe wirklich kein Selsbtbewusstsein, ich kann es nur gut vortäuschen.

~Wenn du meinst.~
~Natürlich meine ich das so und jetzt komm!~, meint er enthusiastisch und greift nach meiner Hand, um mich hinter sich herzuziehen.

Wieder bekomme ich eine Gänsehaut, denn seine Hand ist so weich und sie passt so perfekt in meine. Als wären sie füreinander gemacht.

Schnell verwerfe ich den Gedanken wieder. Magnus sieht zu gut aus, um single zu sein. Ihm rennen bestimmt ganze Horden von Mädchen und auch einige Jungs hinterher.
Warum sollte er sich da ausgerechnet für mich interessieren? Ich bin schließlich hetero. Zumindest denkt das jeder.

Magnus schleppt mich zu den Umkleiden und schubst mich direkt in eine hinein.

~Warte hier am besten. Ich gehe die Klamotten suchen.~
~Und was ist mit meiner Kleidergröße?~
~Ich habe ein Auge für so etwas.~, meint er grinsend und tippt sich einmal an die Schläfe, bevor er verschwindet.

Ich hingegen ziehe den Vorhang zu und setze mich seufzend auf die Bank.
Das alles ist gerade etwas viel für mich.
Falsch, die Begegnung mit Magnus und seine Wirkung auf mich ist zu viel für mich. Mein Herz scheint für den nächsten Marathon zu trainieren, so schnell schlägt es und ständig bekomme ich eine Gänsehaut.

Das ist beinahe schon gruselig.

Ich will aber auch nicht, dass dieser Tag so schnell zu Ende geht. Viel lieber will ich die Zeit anhalten und einfach die Augenblicke mit Magnus genießen, denn er scheint irgendetwas in mir auszulösen, etwas Unbekanntes und Aufregendes.

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich erschrocken zusammenzucke, als der Vorhang zur Seite gezogen wird und der erste Anzug auf der Kleiderstange landet.

~Ich bezweifle zwar, dass es der ist, aber ich brauche eine Inspiration, damit ich weiß, wonach ich suchen muss.~, entschuldigt sich Magnus.
~Schon gut.~, winke ich ab und speichere nebenbei das Detail ab, wie süß er mit einer betretenen Miene aussieht.

~Ok.~, meint er und lächelt mir noch kurz zu, bevor er den Vorhang wieder zuzieht. Ich stehe auf und fange an, mich umzuziehen.

Als ich raustrete, schüttelt Magnus sogleich den Kopf.
~Dass sie so etwas überhaupt verkaufen. Das gehört verboten!~, schimpft er entsetzt und deutet theatralisch auf den grauen Anzug, der an eine Rüstung erinnert und auch genauso schwer ist.

Ich lache kurz über seinen Kommentar und bekomme so seinen erstaunten Blick nicht mit. Dann gehe ich wieder in die Umkleide und werde den Anzug los.

Lange auf den nächsten warten muss ich nicht.

In kürzester Zeit habe ich vier Anzüge unterschiedlicher Farbe und Schnittform anprobiert, aber Magnus war nie hundertprozentig zufrieden. Normalerweise wäre ich jetzt richtig genervt, aber das bin ich nicht. Ich mag es Magnus' Reaktionen zu beobachten, die von Horror bis Lachflash reichen und mache mir dabei immer mehr gedankliche Notizen.

Für mich ist es unbegreiflich, wie man so süß und heiß zugleich aussehen kann, wenn man sich nur aufregt.

Aber ich habe auch noch nie ein so schönes Lachen gehört, wie seins. Es ist aus vollem Herzen und bringt in mir selbst etwas zum schwingen.

~So Versuch 5.0~, meint Magnus und hängt einen dunkelblauen Anzug an die Stange.
~Was ist mit dem ersten?~

Er schüttelt sich angeekelt.
~Das werte ich nicht als Versuch! Das war einfach grauenhaft.~
~Wenn du meinst.~, sage ich und versuche mir nach Kräften ein Lachen zu verkneifen.

Magnus hingegen versucht mich böse anzuschauen, aber schnell ist das altbekannte Grinsen zurück und er zwinkert mir zu. Sofort werde ich rot, aber das sieht er nicht mehr, da er schon draußen ist.

Ich schlüpfe also in den blauen Anzug und bin erstaunt, wie gut dieser sitzt. Er hängt nicht wie ein Sack an mir herab, sondern betont sowohl meine schlanke Taille als auch meine breiten Schultern. Die dunkelblaue Weste sitzt wie angegossen und auch das Hemd sieht schick aus. Die Hose ist nicht zu eng und nicht zu kurz.

Allerdings stellt mich dieser Anzug auch vor Probleme, denn ich habe keine Ahnung vom Fliegenbinden.

Also strecke ich den Kopf aus der Umkleide und frage schüchtern~Kannst du mir helfen?~
~Klar.~, antwortet Magnus und schlüpft zu mir.

Kurz starrt er mich von oben bis unten an und scheint wie weggetreten, aber schon fängt er sich wieder und nimmt mir die Fliege aus der Hand.
Mit geschickten Handgriffen schlägt er den Kragen des weißen Hemds hoch und bindet sie.

Dabei ist er so konzentriert, dass er nicht merkt, wie er die Stirn kraus zieht und den Mund einen Spalt weit öffnet.

Plötzlich wird mir klar, wie nah sich unsere Gesichter sind.
Ich kann seinen Atem gegen meine Lippen prallen spüren und wieder überzieht eine verräterische Gänsehaut meinen Körper. Aus dieser Nähe kann ich erkennen, dass seine Augen nicht nur Braun sind. Überall sind grüne und goldene Flecken, die ihnen diesen katzenartigen Schimmer verleihen, der mir schon am Anfang aufgefallen ist.
Sie sind so faszinierend, dass man sich einfach nur in ihnen verlieren möchte, weil sie so wunderschön sind.

Auch sein Duft steigt mir in die Nase und kurz schließe ich die Augen, um ihn zu inhallieren und nie wieder zu vergessen.
Sandelholz.

Doch schon ist der Momemt vorbei und er entfernt sich von mir. Mit geübten Bewegungen streicht er das Revers meines Jackets glatt und beseitigt auch die Falten in meinem weißen Hemd.

Dann mustert er mich einmal von oben bis unten und wispert~Perfekt.~

Ich werde rot und auch ihm scheint aufgefallen zu sein, was er da gerade gesagt hat, denn auch seine Wangen bekommen einen rosigen Schimmer.

~Entschuldige, ich .... Der Anzug steht dir und ich glaube, damit gewinnen wir die Wette. Jetzt brauchst du nur noch Schuhe und ...~, murmelt er eher zu sich selbst und will schon abhauen, als es aus mir herausplatzt~Wollen wir danach noch einen Kaffee trinken gehen?~

Ich bin mir nicht sicher, wer röter ist, ich oder Magnus. Aber nach einer Sekunde des peinlichen Schweigens, nickt er.

~Kaffee klingt gut. Dann noch ein Stück Schokoladenkuchen und ich bin im Himmel.~
~Alles, was du willst.~, sage ich kurz angebunden.

Magnus lächelt traurig, ehe er die Umkleide verlässt.
Kurz meine ich so etwas wie nicht alles, was ich will, zu hören, aber ich bin mir nicht sicher.

Auf alle Fälle bin ich verwirrter als je zuvor.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt