Im Laufe der Woche träumte ich fast jeden verdammten Abend dasselbe.
Ich stehe auf einer Straße, es ist Nacht. Die Straßenlaternen leuchten nur schwach auf mich hinunter und ein kalter Wind weht mir durch die schwarzen Locken. Ich drehe mich um, suche die Straße nach etwas ab, aber finde es nicht (kann ich auch schlecht, weil ich nicht weiß, was ich suche... mein Traum-Ich ist sogar noch hohler als ich es jetzt schon bin). Alles ist leer. Ich lausche, weiß aber nicht, auf was ich warte. Es ist still, bis auf den Wind der leise vor sich hin pfeift.
Und dann sehe ich die Schatten, ich höre die Schritte, die sich mir nähern. „Du hast versagt", flüstert der Wind. „Du hast alle enttäuscht, Maverick."
Die Schatten kommen immer näher und aus irgendeinem Grund – nennen wir es Instinkt – weiß ich, dass sie kommen, um mich zu holen. Panik steigt in mir auf und meine Augen suchen nach einem Ausweg. Eine Mülltonne, die vom Wind leicht klappert und die Straßenlaternen, die ihren Zweck nicht erfüllen. Das ist alles, was ich sehe. Jedes Härchen meines Körpers steht kerzengerade. Sei es aus Angst oder weil der Wind kälter wird. Ich spüre die Nässe, die sich auf meiner Stirn bildet.
Jetzt höre ich den Atem des Schattens, der mich holen möchte. Ein rasselndes Geräusch, leicht metallisch. Auch mein Traum-Ich muss trotz all der Panik und Angst als erstes an Darth Vader denken. Nun ja, eher an eine Version ohne Maske, aber es beruhigt mich (aber nicht in meinem Traum), dass ich scheinbar in jeder Version ein Star-Wars-Fan bin.
Ich will mich umdrehen, dem Schrecken in die Augen schauen. Genauso fühlt sich ein Held wahrscheinlich, wenn er weiß, dass der Tod auf der Türschwelle steht und genau an der Stelle wache ich jedes Mal auf.
Ich muss ehrlich zugeben, dass mich mein Traum mehr verstört als verängstigt. Schlafen kann ich aber trotzdem nicht und so hat mein Gehirn, bis der Wecker geklingelt hat, darüber philosophiert, dass es wahrscheinlich ein Zeichen einer höheren Macht ist, die mir ganz deutlich sagen will, dass das Fahrradfahrenlernen mein Untergang sein wird. Schieben wir es auf den Schlafmangel.
Ich betrat die Schule an diesem Freitagmorgen mit nur einem Scheißgefühl: extremer Müdigkeit.
„Du siehst aus wie ein Zombie, Warholden", begrüßte mich meine beste Freundin. Wie immer kam sie direkt auf den Punkt.
„Fick dich doch", murmelte ich. Ich war kein Morgenmensch. Vor allem, wenn ich die letzten Stunden über die negativen Omen, die sich über mein geistliches Wesen gelegt hatten und meine Seele aufessen wollen nachgedacht habe und jetzt das Gefühl nicht loswerde, dass ich tatsächlich als spiritueller Verschwörer durchkommen könnte. Krank.
„Er ist wohl eher ein Smombie", grinste Oscar.
„Was zur Hölle?" Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Manchmal war Oscar echt wie ein uncooler Dad, der vor dem Schlafengehen Jugendsprach-Wörterbücher liest um cool zu sein. Und ich weiß nicht, ob ich das cool oder verstörend finden soll.
„Smartphone und Zombie", erklärte er uns als wäre es ein Wort, was wir tatsächlich jeden Tag benutzten. „Das ergibt Smombie."
Ich hatte den Hype um Hashtags nie verstanden, aber wenn ich einen wählen müsste, der zu den Gesichtern von Leo, Sofia und mir passte, dann wäre es #unimpressed.
„Kommt schon Leute", meckerte Oscar Augen verdrehend. „Warum findet ihr meine Witze nie lustig?"
„Ach, Schnucki." Sofia legte einen Arm über seine Schulter. Das war nicht fair von mir zu sagen, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie uns ein bisschen ausgrenzten. Ich meine, klar, wir sind alle beste Freunde und niemand von uns würde jemals den einen über den anderen stellen, aber Sofia und Oscar kennen sich seit sie Kleinkinder sind. Ihre Freundschaft ist auf einem ganz anderen Level. Ich bin so Level 10, aber Oscar hat schon die 100 geknackt.
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Different Worlds | bxb
Romance„Kann man dir vielleicht helfen?", fragte ich und legte den Kopf schief. Ein Grinsen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Er hob den Kopf noch ein wenig weiter. „Nein", meinte er giftig und blinzelte mich böse an. „Ich brauche keine Hilfe. Jedenfal...