1☾

2.8K 88 2
                                    

• ❅──────✧❅✦❅✧──────❅ •

Chan


Die Nacht war kalt und düster. Nicht ein Stern am Himmel war zu erkennen.


Ab und zu schimmerte das schwache Licht des Mondes durch die vorbei ziehenden Wolken.
In einer Nacht wie dieser lohnte es sich nicht zu jagen, weder sich auf die Lauer zu legen. Dennoch streifte ich mit hoher Angriffsbereitschaft durch den Wald und blieb aufmerksam. Jedes auch so kleinste Geräusch entging mir nicht und mein Geruchssinn ließ mich nie im Stich.


Ich war sehr misstrauisch und sah es daher sehr ernst meine nächtlichen Kontrollgänge selbst durchzuführen.


Viele aus meinem Rudel wollten sie mir abnehmen doch ich verneinte es jedes Mal. Ich traute niemanden da draußen abseits des Waldes. Sie waren alle falsch, hinterlistig und betrügerisch. Sie dachten nur an ihr eigenes Wohl und alles was sie nicht verstanden und nicht selbst hatten, mussten sie zerstören und nieder schlachten.


Ich redete von den Menschen da draußen. Ich hasste und verachtete sie so sehr, dass ich es eigentlich kaum erwarten konnte sie zwischen meinen Zähnen zu zermahlen und ihnen ihre lächerlichen Köpfe ab zu beißen. Je doch konnte ich nicht einfach in die Stadt marschieren und das tun. Wir hatten einen heftigen Rückschlag erlitten und einen weiteren Angriff würde uns zerstören. Als jetziger Anführer konnte ich es nicht gewährleisten mein Rudel noch einmal in so eine Lage zu bringen. Wäre ich alleine, hätte ich um mich gewütet aber das konnte ich in meiner jetzigen Lage nicht verantworten. Der Krieg hatte uns alle geschwächt und viele von uns verängstigt.


Ich wollte noch lange nicht in diese Rolle als Anführer dieses Rudels schlüpfen.


Ich hatte immer gedacht es würde noch Jahre dauern ehe mein Vater mir diese Aufgabe übertrug. Bis er zu alt und schwach war um das Rudel noch zu beschützen und zurück trat. Durch den Krieg wurde es ihm genommen in Ruhe alt zu werden und zusammen mit meiner Mutter seinen Frieden zu finden. Stattdessen wurden sie gequält und getötet. Nur weil die Menschen Angst vor unserer Kraft hatten. Und eigentlich wollten wir alle nur in Frieden leben..


Knurrend sprang ich zurück von dem hohen Felsen, auf welchen ich die perfekte Sicht auf ihre jämmerliche Stadt hatte. Früher fand ich die Menschen sogar faszinierend und liebte es mit ihnen zu spielen. Ich hatte mich heimlich raus geschlichen und wollte nur mit diesen lachenden Kindern spielen. Natürlich hatten wir selbst viele Kinder in unserem Rudel aber das war nicht mehr aufregend. Mein Vater hatte es mir allerdings verboten aber ich war früher schon sehr stur gewesen und schlich mich stets raus. In meiner menschlichen Gestalt fiel ich sowieso nicht sofort auf und die Kinder hatten es lustig gefunden wenn ich zum Beispiel meine Ohren ausversehen verwandelte durch ein starkes Niesen, da ich es als kleines Kind noch nicht richtig drauf hatte mit dem Verwandeln. Mein Vater war stets besorgt und wütend wenn er mich da raus holen musste und ich hatte nie verstanden wieso. Ich hatte seine versteckte Angst und seine Befürchtungen nie verstanden. Bis immer wieder Situationen passierten in dem die Menschen ihre Abneigung deutlich gegen uns Fabelwesen zeigten.


Viele fanden es toll uns aus Spaß zu jagen aber fanden sie es auch lustig, wenn wir ihre Köpfe als Deko irgendwo hin hingen?


Meine Verachtung zu den Menschen war fast schon tödlich für mich und es hatte mir mein Herz versteinert. Ich war nicht mehr in der Lage irgendetwas anderes außer Hass uns Misstrauen zu fühlen. Mein Gesichtsausdruck war stets ernst und mein Körper war immer angespannt. Mein Rudel respektierte das sehr auch wenn ich ihre Sorge spürte, sie riechen konnte. Aber ich wollte nicht auch nur noch einen meiner Leute verlieren. Wir waren eine Familie und ich würde alles tun um sie zu beschützen.


Ich musste nicht mehr lange durch die Wälder streifen um unser abgelegenes und immer noch halb zerstörtes Dorf zu erreichen. Kurz bevor ich es tat ließ ich mich zurück verwandeln und hatte keine Probleme mehr mit dem Schmerz, der dadurch durch meinen Körper zog. Vielleicht gefiel er mir mittlerweile sogar ein wenig?


„Du warst dieses Mal lange weg.."


Stumm musterte ich die alte Dame, die meiner Meinung nach immer viel zu lange auf blieb. Wenigstens hatte ich sie und noch ein paar Kinder retten können, während ich es bei meinen eigenen Eltern nicht konnte und zu spät kam. Ich war zu langsam gewesen. Viel zu langsam und das durfte nie wieder passieren.


Sie überreichte mir eine weiche Decke, die sie von einen der Wäscheleihen abgenommen hatte damit ich meinen Körper bedecken konnte.


„Tantchen was habe ich dazu gesagt so spät noch herum zu laufen?"


Sie kicherte leise und strich über mein nacktes Gesicht.


„Dein Vater wäre sehr stolz auf dich wenn er dich sehen könnte, mein Junge. Aber dein viel zu ernstes Gesicht würde ihm nicht gefallen.."


Ohne jegliche Regung musterte ich ihr faltiges und dennoch sehr liebevolles Gesicht. Ich verstand was sie meinte aber die Zeiten waren vorbei in denen man naiv vor sich her lächeln konnte.


„Geh jetzt schlafen, Tantchen."


Ich versuchte nicht ganz so messerscharf zu klingen wie ich es sonst immer tat. Immerhin meinte sie es nur gut und das schätzte ich sehr. Sie nickte langsam, tätschelte noch einmal meine Wange ehe sie langsam, summend zurück schlenderte. Kurz beobachtete ich sie dabei ehe meine Augen noch einmal die Umgebung checkten.


Mir würde nie wieder etwas entgehen. Nie wieder. 


Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
𝒘𝒐𝒍𝙛𝒔𝒍𝒊𝒆𝒅☾┊𝙼𝚒𝚗𝙲𝚑𝚊𝚗✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt