Kapitel 10 ÷÷÷

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Ohne zu ahnen, was in den nächsten paar Minuten passieren würde gingen Sherlock und ich aus dem Gebäude und die Steintreppen nach unten, die wir vor einigen Stunden hinauf gegangen waren. Als wir die letzten Stufe nach unten liefen, traten uns bekannte Gesichter in den Weg. Anderson, Jim, Sally und Sebastian. Ich sah hinüber zu Sherlock und er sah zu mir. „So ihr zwei. Ich wette ihr habt euch bis gerade eben noch recht sicher gefühlt oder?“ Jim trat einen Schritt auf mich zu, es sah so aus, als würde er das zu Ende bringen wollen, was er vor der ersten Stunde begonnen hatte.

Ich stellte meinen Ranzen ab, zog meine Jacke aus und ging ebenso auf ihn zu. Mein Vater hätte auch keinen Rückzieher gemacht. ‚Wenn du ins Militär willst, musst du es wollen‘. Ich blendete alles um mich herum aus und lies ihn den ersten Schlag durchführen. Ich duckte mich weg und setzte zum Gegenschlag an, als ich im Augenwinkel sah, wie Anderson und Sebastian gleichzeitig auf Sherlock zugingen, der keine Anstalten machte sich zu wehren. Und schon kassierte ich einen Schlag auf meine Nase. Ich taumelte etwas zurück, doch aufgeben war keine Option. Mit meiner linken Hand täuschte ich vor, während mein Knie mir Schwung in seiner Komfortzone landete. Als er sich dann vor Schmerz nach forn beugte nahm ich seinen Kopf am Nacken mit beiden Händen und zog erneut das Knie nach. Vermutlich hatte ich ihm gerade die Nase gebrochen.

Als ich mich umdrehte waren Sebastian und Anderson dabei auf Sherlock einzutreten. Zum Glück standen sie mit dem Rücken zu mir. Sebastian zog ich sein Bein weg, wodurch er auf dem Boden landete und nun zu mir nach oben sah. Anderson hingegen bemerkte das jemand fehlte und ließ von meinem Freund ab, um sich mir zu widmen. Klassisch holte er aus und zielte auf mein Brustbein. Ich allerdings drehte mich zur Seite, hebelte dabei seinen Arm, mit dem er Angriff, hinter seinem Rücken und trat ihm in die Kniekehlen, sodass er mit seinem ganzen Körpergewicht auf seinen Knien landete.

Allerdings hatte ich nun Sebastian wieder aus den Augen verloren, welcher mich von hinten im Würgegriff packte. Ich hatte nicht viel Zeit, bis mir die Luft ausging, also improvisieren. Ich spürte seinen Atem nah an meinem Nacken. Mein Vater hatte mir gesagt, dass der Kopf ebenfalls im Kampf eine wichtige Waffe sein kann. Also legte ich meinen Kopf mit viel Schwung in den Nacken und ließ mich rückwärts auf meinen Angreifer fallen der stöhnend liegen blieb.

Sally stand nur dort in der Ecke und hatte das Schauspiel beobachtet. „Mach das du weg kommst Sally, oder du bist die Nächste.“ Sofort rannte sie davon.

Anderson, Sebastian und Jim lagen am Boden und hielten sich sämtliche Körperteile vor Schmerz. „Das hier… will ich nicht nochmal tun müssen… habt ihr mich verstanden!“ Ich schrie sie an. Wenige Sekunden später hörte ich von jedem einzelnen ein ‚Ja‘. Sherlock lag immernoch dort. Für mich stand die Zeit still, als ich Jim bearbeitete, aber ich hatte keine Ahnung wie lange er schon so dort lag und sie auf ihn eintraten. Ich kniete mich zu ihm runter und berührte ihn sanft an der Schulter. „Hey. Sherlock. Lass uns nach Hause gehen. Komm, ich begleite dich.“ Seine dunklen Locken fielen ihm ins Gesicht. Als ich sie weg strich sah ich, dass sie ihm die Nase blutig geschlagen hatten, so wie mir. Allerdings erkannte ich mehrere Schürfwunden an Stirn und Kopf. „Sherlock komm, ich helfe dir.“ Als er seine Augen öffnete war ich mehr als erleichtert. Das hätte schlimm ausgehen können. „John?“ Ich hielt ihm eine Hand hin und zog ihn, an seiner Schulter stützend, nach oben. „Deine Nase John…“ „Mir geht’s gut, um dich müssen wir uns noch kümmern.“ Ich half ihm zum Geländer, wo er kurz zu Atem kommen konnte und festen Stand hatte.

Meine Jacke lag noch immer auf einer der Treppenstufen und der Ranzen daneben. Ich beschloss Sherlocks Tasche auch noch zu tragen. „Soll ich dich stützen oder geht es?“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Kaum zu sehen, aber mir entging es nicht. Er trat einen Schritt vom Geländer weg und stöhnte auf vor Schmerz. Schnell hielt ich ihm meine Schulter hin, an der er sich abstützen konnte. Der Weg nach Hause ging schleppend voran, aber immerhin. Ich war bepackt wie ein Esel und stützte nebenbei meinen verletzten Freund und malte mir sämtliche Szenarien aus, wie ich das alles meiner Mutter erklären sollte. Aber sagte sie nicht, sie wäre Arbeiten?

„Was dagegen, wenn ich dich bei mir zu Hause ‚verarzte‘?“ Ich setzte das bewusst in Anführungszeichen, denn mir fiel im Moment kein besseres Wort ein. „Ich will keine Arbeit machen…“ Ich lachte los und wurde von der Seite schief angeschaut. „Sherlock! Ich hab gerade drei Typen wegen dir vermöbelt. Und ich hatte kein Problem damit. Warum wärst du eine Last für mich, wenn ich dich bei mir zu Hause behandle?“ Er kicherte. „Ich weiß doch auch nicht… vielleicht bist du ja so jemand der gern mal so vier fünf Leuten die Fresse poliert… du weißt schon, für den Kick.“ Nun mussten wir beide los lachen. Ich konnte mir vorstellen, wie das wohl ausgesehen haben musste. Zwei Krüppel, die lachend durch die Stadt marschierten.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt