Gedanken

Brief vom 17.03.2020

Ich weiß nicht, warum ich das tue...

Vielleicht, weil ich morgen Geburtstag habe und daher etwas emotional und sentimental bin. Oder, weil ich endlich sehe, dass ich mein Leben auf die Reihe gebracht habe...

Auf jeden Fall: Hey, kleines Ich. Keine Ahnung, wie ich anfangen soll... Ich hatte vor dir Mut zuzusprechen und - soweit es mir möglich ist - dir unterstützende Worte mit auf den Weg zu geben und doch bin ich gerade sprachlos.

Du stehst noch am Anfang, weißt nicht wohin dich der Weg bringt, was in naher Zukunft passiert. Und genau das macht dir Angst, doch du versuchst nicht daran zu denken. Versteckst dich in deinen Tagträumen, das können wir nur all zu gut. Doch auch das kann dich nicht davon abhalten, dich irgendwann – früher oder später – dich mit deinem Leben auseinander zu setzen.

Naja ich muss leider später sagen, aber du wirst trotzdem noch die Kurve kriegen (das verspreche ich dir). Dich darauf besinnen, was du willst. Auch wenn es nicht das ist, was du momentan willst. Auch nicht das was du in deiner Jugend willst. Es hat eine Zeit lang gedauert, standest in Sackgassen und vor hohen unüberwindbare Mauern.

Ich wünschte, du müsstest nicht durch die gleiche Dunkelheit, durch die Leere.
Aber nicht jetzt, dafür ist deine Kindheit zu schön. In einigen Jahren, wenn du eigentlich laut Gesellschaft erwachsen sein solltest und wissen solltest, wohin du gehörst, verlierst du den Boden unter deinen Boden. Und warum fragst du dich?

Bis heute habe ich keine Antwort dafür, nur eine Vermutung. Wir hatten Angst. Angst den nächsten großen Schritt zu gehen. Angst in ein neues Umfeld zu kommen und neue Menschen kennenzulernen. Ich weiß, für viele Menschen ist das kein triftiger Grund, aber für uns war es das einfach. Deswegen haben wir alles fallen gelassen und nichts getan. Doch konnten wir unsere Leere vor allen anderen gut verstecken.
Unsere Leere, die wir selber geschaffen haben.

Wir wissen beide, dass wir nicht gerne über Gefühle reden, über Ereignisse, die uns stark beschäftigen, aber das wird sich ändern. Du wirst für immer ein kleiner Fisch bleiben, aber du wirst neue Kraft finden. Dafür musst du dich überwinden.
Überwindung erfordert großen Mut, den du momentan noch nicht hast, deswegen läufst du erstmal nur mit. Schaust was andere machen und machst es ihnen nach... Oder versuchst es gar nicht.

Doch irgendwann erreichst du einen Punkt in deinen Leben, da kannst du so nicht weitermachen und hast im Endeffekt keine anderen Möglichkeiten als einen Schritt vor zu gehen. Egal wie schlimm es dir vorkommt, es wird besser.

Es wird mit jeden Schritt besser und du bekommst neuen Mut und Zuversicht.

Vielleicht brauchten wir diese schwarze Phase, um irgendwann das Denken anzufangen. Über deine Zukunft, die du nicht gleich wegschmeißen willst. Über deine Familie, die IMMER an deiner Seite ist. Sie wird dir helfen, obwohl du sie auch oft genug zurückstoßen wirst, sie wird immer bei dir sein.

Bestimmt denkst du jetzt, dass deine Zukunft nur eine große Leere ohne jegliche Freude ist aber da täuscht du dich. Natürlich gibt es schlechte Tage, ja sogar Wochen. Du musst nur immer weiter gehen. Gehe deinen Weg, egal ob du einen Umweg gehen musst, weil du den Fels nicht erklimmen kannst. Denn irgendwann kannst du es und so erkennst du auch wann du erwachsen wirst.

Es ist nämlich so, du bist nicht sofort und zu 100% erwachsen. Oh nein, das wäre zu schön. Du merkst es in gewissen Situationen – wie du dich verhälst, wie du handelst. Dann wieder bist du ein kleines Kind: ungeschickt, emotional unkontrolliert und eingeschüchtert vom Leben. Das ist so, du musst nur damit umgehen können.

Nach 20 Jahren, habe ich immer noch solche Phasen, wo ich ohne jeglichen Grund düster werde und mich zurückziehen muss. Lerne damit fertig zu werden, es zu akzeptieren, dass du solche Phasen hast. Du musst es nur schaffen diesen Schwermut immer und immer wieder zu überwinden. Habe ich kann dir sagen, dass diese Gefühlsschwankungen weniger werden.

Das Leben ist voller Möglichkeiten, du musst sie nur erkennen und nutzen. Egal, ob du alleine bist oder in Gesellschaft. DU musst einen Schritt gehen. Nur dann kannst du dein Leben in vollen Zügen genießen.

Zuletzt möchte ich dir noch DANKE sagen.

Danke, dass du das alles durchstehen wirst und aushältst. Du hast ein wundervolles Leben und Menschen, die dich lieben – auch wenn du ein kleiner Fisch mit Gefühlsschwankungen bist.

Du hast Fähigkeiten, du musst nur auf sie vertrauen, dann kommen auch Menschen die deine Fähigkeiten und deine Hilfe brauchen. Nicht mehr umgekehrt.

Wir schaffen das! Gemeinsam.

Dein älteres Ich. (17.03.2020)