So vergingen die Wochen und schließlich war der Abend des Balls gekommen. Chuck war schon seit Tagen abweisend zu mir und war ständig damit beschäftigt die Welpen zu trainieren oder Rudelgeschäfte zu erledigen. Im Gegensatz zu Nate, der nicht von Elisas Seite wich und sie auch markiert hatte.
Elisa und ich standen vor den riesigen Spiegeln im Bad und schminkten uns. Unsere Kleider hingen schon im Bad und die Männer waren noch im Wald. Immer hin brauchen sie nicht so lange wie wir. Meine beste Freundin und ich hatten bereits geduscht und hatten beide jeweils einen Bademantel an.
„Was ist denn los, Vivi? Du bist schon die ganze Zeit so komisch.", Elisa sah mich von der Seite an, während ich meinen Kajal in die Wasserlinie auftrug und tief durchatmete.
„Ich weiß es nicht, Elisa.", ich drehte mich mit dem Rücken ans Waschbecken und schloss kurz die Augen. „Chuck verhält sich so merkwürdig und ich habe das Gefühl, dass er nicht will, dass ich hier bin. Er schläft seit vier Tagen nicht mehr im Bett. Seine Ausrede ist, dass er im Büro bei den Rudelgeschäften einschläft.".
Zweifelnd und mit Tränen in den Augen sah ich meine beste Freundin an. Diese zog mich in ihre Arme und drückte mich fest.
„Und dann verschwindet er einfach für ein paar Stunden im Wald. Er verlässt das Zimmer, sobald ich mich abends zu ihm legen will und kommt erst wieder, wenn ich einen Film eingeschaltet habe oder schlafe. Selbst dann bleibt er auf Abstand. Ich verstehe diesen Kerl einfach nicht!", ich kämpfte die Tränen zurück, denn damit wäre meine gesamte Arbeit zunichte gemacht.
Das Geräusch der Tür riss uns aus dieser Blase und ich ließ meine beste Freundin los. Schnell hatte ich mir die wenigen Tränen, die sich doch den Weg nach draußen erkämpft hatten, weggewischt und setzte ein Lächeln auf. Wenige Augenblicke später klopfte es auch schon und unsere Männer traten ein. Ich schluckte den spürbaren Kloß in meinem Hals runter, als Chuck auf mich zu kam.
„Du siehst jetzt schon wunderschön aus.", er lächelte mich halbherzig an und drückte mir einen fast schon gefühllosen Kuss auf die Lippen.
„Danke.", ich versuchte es mir nicht anzumerken, dass er mich mit diesem Verhalten verletze und drehte mich nun zu meinem Kleid. Schnell hatte ich mir dieses geschnappt und war ins Ankleidezimmer verschwunden, um es anzuziehen.
Den Reißverschluss ließ ich offen, da ich beim besten Willen nicht heran kam. Nachdem ich noch Perlenohrringe und ein Perlenarmband angelegt hatte, stand Chuck plötzlich hinter mir.
„Warum verschließt du deine Gedanken vor mir?", er schloss den Reißverschluss und küsste meine Schulter. Dank meiner Wölfin reagierte mein Körper sofort mit einer Gänsehaut und einem Pochen meiner Mitte. Jede noch so kleine Berührung von ihm löste in mir schon ein Feuerwerk aus und diese Enthaltsamkeit minderte es nicht gerade.
Dann passierte alles so schnell, dass ich es selbst mit den wölfischen Sinnen kaum wahrnahm. Ich drehte mich zu Chuck, legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir. Seine Lippen trafen auf seine und ich drückte mich an ihn. Ich wollte ihn ganz nah bei mir spüren und ihn nie wieder missen.
Chuck schob mich nach hinten, bis ich den Schrank in meinem Rücken spürte und er hob mich hoch, damit ich meine Beine um ihn schlangen konnte. Er wurde fordernder und ich ließ mich zu gerne auf ihn ein. Mein Atem ging abgehackt und mein Herz hämmerte in meiner Brust.
Ich nahm kaum wahr, wie er zur Kommode ging, diese mit einer Handbewegung frei wischte und mich darauf absetzte. Die Dekoration, welche auf der Kommode gestanden hatte fiel klirrend zu Boden und ich hörte kurz auf Elisa und Nate, doch da bemerkte ich das Rauschen der Dusche und war erleichtert.
Während meine Hände in Chucks Haaren wühlten, hatten sich seine Hände auf Wanderschaft begeben. Seine linke Hand lag auf meiner Hüfte und zog Kreise mit seinem Daumen auf meiner Hüfte. Mit seiner anderen Hand legte er mein linkes Bein um seine Hüfte und ich zog ihn näher an mich. Er wanderte unter den Tüll und streichelte die Außenseite meiner Oberschenkel.
In meinem Kopf schwirrte es und mein Herz legte noch einen Zahn zu. Mir entwich ein gequältes Stöhnen, als Chuck sich von mir losriss und an meinem Hals weitermachte. Es war, als würde meine Lunge keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Ich war vollkommen benebelt von den verschiedensten Gefühlen, die ich dank ihm erleben durfte.
Sein ersticktes Knurren, welches er von sich gab, als er seine Hand unter meinen Hintern schob und ich ihn mehr an mich zog holte mich ein wenig zurück in das Hier und Jetzt. Das Pochen meiner Mitte verstärkte sich, als er mit seiner Hand zum Saum meines Slips fuhr und Kreise auf meine Hüfte malte.
Plötzlich verschwand Chuck und ich schlug ich meine Augen auf. Er stand am anderen Ende des Raumes und atmete schwer, ebenso wie ich. Seine Augen waren geschlossen und er presste sich gegen den Schrank. Ich wusste, dass er gerade mit dem Wolf kämpfte, denn seine Umrisse verschwammen schon leicht, durch das starke Zittern.
„Chuck.", langsam ging ich auf ihn zu und legte schließlich meine Hand an seine Wange. „Alpha.".
Er öffnete die Augen und ich sah in seine Wolfsaugen.
„Es ist okay. Es ist alles okay.", murmelte ich leise und sah ihn an. Sein Zittern wurde weniger und er entspannte sich langsam.
„Vivi.", er umarmte mich fest und ich kuschelte mich an ihn. Es war nun nicht mehr wichtig, warum er in der letzten Zeit so komisch war. Wichtig war, dass ich nun für ihn da war.
DU LIEST GERADE
Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen Werwölfin
WerewolfAuszug: „Ich glaube, wir sind dann mal raus!", grinste ich sie an, als sich der Raum immer mehr leerte. „Freu dich da mal nicht zu früh!", murmelte sie nur und fixierte etwas neben mir. Doch bevor ich mich nur umdrehen konnte, hörte ich schon das...