Kapitel 28

206 7 0
                                    

Die Musik war ohrenbetäubend laut und ich spürte den Alkohol schon nach meinem ersten roten Plastikbecher, den Nate mir gereicht hatte. Leider hatten wir deutsche Werwölfe nicht diese hohe Körpertemperatur und somit verbrannten wir auch den Alkohol nicht direkt.

Wir wurden unzähligen Werwölfen und Nowers vorstellt und ich kam schon nach den ersten fünf Leuten nicht mehr mit. Irgendwann hatten wir Nate und Chuck verloren und Elisa zog mich auf die Tanzfläche. Langsam begann sich die Welt ein wenig zu drehen und ich genoss das benebelte Gefühl.

Meine beste Freundin und ich bewegten uns zur Musik und ich fühlte mich mal wieder seit Langem ziemlich stark an Deutschland erinnert. Auch wenn sich Elisa da meist komplett abgeschossen hatte, hatten wir doch häufig auch viel Spaß.

Ich trank gerade etwas von meinem Becher, als plötzlich Elisa nach hinten und an eine breite Brust gezogen wurde. Sie knurrte laut auf und wehrte sich, doch gegen diesen Schrank hatte nicht einmal sie eine Chance. Meine Sinne schärften sich wieder und meine Wölfin übernahm teilweise die Kontrolle.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und suchte Chuck, doch ich war viel zu klein, um irgendjemand sehen zu können. Elisa versuchte den fremden Mann immer noch von sich weg zu drücken und nun lief ich auf die Beiden zu. Leider musste ich nun feststellen, dass der Kerl noch fast so groß war wie Chuck und er roch widerlich nach kaltem Rauch und Alkohol.

„Lass sie los!", auf irgendeine verkehrte Art und Weise wirkte meine Stimme ziemlich stark und ich ließ die Wölfin nur zu gerne übernehmen.

Eine Traube von Menschen hatte sich um uns gebildet und die Musik wurde leiser. Doch der Kerl dachte nicht einmal daran, meine beste Freundin loszulassen.

„Ey man, Alex!", ein kleinerer Jungwolf kam zu dem größeren und legte ihm eine Hand auf die Schultern. „Lass sie in Ruhe, sie ist Nathaniels Mate.".

„Umso besser!", murmelte dieser Alex und sah meiner besten Freundin in die Augen. Währenddessen kam er ihr gefährlich nah und ich zwängte mich zwischen die Beiden. War vermutlich nicht meine beste Idee gewesen.

Er ließ Elisa tatsächlich los, doch nun hielt er mich fest. Mit verengten Augen sah ich zu ihm hoch und meine Wölfin knurrte brüllend, als er mich mit einem schleimigen Blick betrachtete.

„Nimm deine Pfoten von mir!", knurrte ich in einem Ton, der mir bislang noch gänzlich unbekannt war.

„Oh, eine Luna also!", er grinste widerlich und ich knurrte.

„Alex!", wieder legte Jungwolf ihm eine Hand auf die Schulter.

„Verpiss dich, John!", knurrte Alex nur.

„Lass mich los!", zischte ich bedrohlich, doch er machte immer noch keine Anstalten mich loszulassen.

„Hast du sie nicht verstanden!? Lass sie sofort los!", erleichtert atmete ich auf, als Chuck das Wort erhob und sich einen Weg durch die Menschentraube bahnte, wobei ihm die meisten sofort Platz machten.

„Charles...", Alex entwichen die Gesichtszüge und er hob sofort abwehrend die Hände.

Ich trat zwei Schritte zurück und stieß gegen Elisa, welche mich umarmte, doch ich sah nur gespannt zu meinem Mate, welcher die Hände zu Fäusten geballt hatte. Hinter Alex tauchten plötzlich Collin und Logan auf, die ihm jeweils eine Hand in den Nacken und eine auf den Rücken legten und ihn somit zwangen nach vorne zu laufen.

Die Beiden hielten sein Gesicht Richtung Boden gerichtet und Chuck folgte ihn fast schon gelangweilt nach draußen. Hinter Elisa und mir tauchten endlich auch mal Aiden und Miles auf.

„Wart ihr nicht dafür verantwortlich, dass uns nichts geschieht!?", giftete ich in ihre Richtung und folgte dann mit Elisa an der Hand, meinem Mate hinterher.

Vor dem Haus hatten sich viele Menschen um die Beiden herumversammelt und nun tauchte auch Nate in meinem Sichtfeld auf. Ich schob mich zusammen mit meiner besten Freundin durch die Menschen, natürlich folgte uns unser Begleitschutz. Die Beiden wirkten zerknirscht und wollten nun scheinbar ihren Job wirklich richtig machen.

„Weißt du Alex, ich weiß nicht wie viele Mates du noch angraben willst, aber eines Tages gerätst du an den Falschen. Einer der dich nicht so einfach davonkommen lässt.", mein Mate zog sich seine Uhr aus und reichte sie mir. Seine Augen leuchteten kurz auf, als er mir ebenfalls in die Augen sah und ich ihm seine Uhr abnahm. „Und ich denke heute ist der Tag, an dem du mal einen ordentlichen Denkzettel verpasst bekommst.".

Logan und Collin schubsten Alex nach vorne und er stolpert ein paar Schritte auf Chuck zu. Der Alkohol hatte sich nun vollends verabschiedet und meine Wölfin hatte mich voll im Griff.

Nur dank meiner übermenschlichen Fähigkeiten nahm ich wahr, wie schnell Chuck bei Alex war und ihn am Kragen packte. Was er dann sagte, konnte ich nicht hören, doch schon landete Chucks Faust in Alex' Gesicht.

Es knackte und Blut spritzte aus seiner Nase. Kurz blieb er in einer gebückten Haltung, doch dann richtete er sich wieder auf und schlug zurück. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, als Chucks Kopf zur Seite flog.

Dann passierte alles so schnell, dass ich es nicht richtig sah, da es nur noch verschwamm.

Nate war vorgesprungen, riss Alex mit sich und fing an auf ihn einzuprügeln. Während die Umrisse der Beiden immer mehr verschwammen und Nate seinen Gegner wohl noch töten würde, sahen Elisa und ich uns an.

Gleichzeitig liefen wir los und auch Chuck setzte sich in Bewegung. Unser Begleitschutz folgte uns auf dem Fuße. Zu viert zogen die Jungs ihn von seinem Opfer runter und Chuck redete beruhigend auf seinen Bruder ein. Während Elisa ihn einfach umarmte, war er wie erstarrt und seine Augen glühten.

Alex lag am Boden und krümmte sich.

„Schafft ihn hier weg und sorgt dafür, dass er sich hier nie wieder blicken lässt!", wieder klang meine Stimme seltsam in meinen Ohren. Nun kam auch Bewegung in seine Freunde und sie eilten zu ihm, um ihm aufzuhelfen.

Nate schloss seine Arme um Elisa und nun trat Chuck zu mir. Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich.

Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt