Let's Play a game

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Kennt ihr auch diesen schrecklichen Film? Saw? Inzwischen sind, glaube ich sieben Teile raus und alle werden neu in 3D herauskommen. Aber das ist es gar nicht, worauf ich hinaus möchte.

Es sind diese schrecklichen Momente in denen plötzlich solche Grausamkeiten Realität werden.

Meine Beine führten mich in ein verlassenes Waldstück. Dieses war mir mehr als bekannt. Ich kannte den Weg auswendig. Täglich ging ich dort mit meinem Hund spazieren. Aber es war nicht einfach nur ein Waldstück. Es war ein kleiner Kiesweg, gebogen wie ein „U". Rechts und links waren dichte Bäume und Büsche. Nach der Biegung waren die Bäume nur noch rechts von mir und Links war eine kleiner Bach. Dahinter eine eingezäunte Wiese. Manchmal grasten dort Rinder.

Inder Biegung stand ein Haus. Von außen sah es einfach aus... wie ein Haus.

Aber in dem kleinen Dorf, in dem ich lebte, gingen sehr kuriose Geschichten herum und alle gingen um das Haus.

Eine Geschichte war am meisten verbreitet:

Vor knapp fünfzig Jahren lebte dort ein alleiniger Mann. Er war Mitte dreißig. Es war zu dieser Zeit, als immer mehrere Frauen und Kinder verschwanden. Niemand konnte sich das spurlose Verschwinden erklären. Denn diese Leute tauchten weder tot oder lebendig wieder auf.

Knapp zehn Jahre später kam die Polizei auf dieses Haus. Sie durchsuchten es. Aber es wurden keine Hinweise auf die verschwundenen Menschen noch auf einen Besitzer.

Die Bewohner brachten dort das Gerücht in Umlauf, das dort ein Serienkiller hausen würde, dem all seine Taten jedoch nie nach gewiesen wurden.

Jetzt in der Halloweennacht hatte ich mit meinem besten Freund vor, das Haus zu betreten und zu schauen, welche Geheimnisse dieses Haus wirklich in sich trug.

Ich stieg die zwei Stufen zu der Haustür empor und wartete. Verkleidet hatte ich mich nicht. Fröstelnd schob ich meine Hände tief in meine Jackentaschen und sah mich um. Weit und breit war nichts zu hören oder zu sehen.

Plötzlich ertönte ein verzweifelter Schrei von drinnen. Es war eindeutig die Stimme meines besten Freundes: Duty. Diesen Namen hatte er seinem Vater zu verdanken, der ein riesiger Fan von der Call of Duty Spielreihe war.

Ich zog blitzschnell meine Hand aus der Jackentasche und riss die Haustür auf. Eigentlich hatte ich auf Gegendruck gehofft, aber nicht damit, dass die Haustür bloß angelehnt war. In der Dunkelheit hatte ich das gar nicht gemerkt. Dementsprechend stolperte ich in den düsteren Hausflur. Die Dielen unter meinen Füßen knarzten auf. Ich zuckte zusammen, ließ mich aber nicht davon beirren. Meine Schritte führten mich weiter den Flur entlang und in das Hausinnere. Es war sehr düster. Ich fischte mein Handy aus der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein, um ein wenig mehr zu sehen.

Direkt vor mir waren Küchenhängeschränke. Eine offene Schublade und ein verrostetes Spülbecken. Fast wäre ich dagegen gelaufen.

Ich streckte die Hand aus und wollte nach der offenen Schublade greifen. Bevor ich sie berühren konnte, ging sie plötzlich zu. Laut.

Erschrocken sprang ich zurück. Ich war mir auch sicher, dass ein quiekender Laut meine Lippen verließ und meine Augen aufgerissen waren.

Ja! Ich war ein Horrorfan! Und ja! Ich liebte Geister und jegliche Art mich zu gruseln.

„Willst du spiele, Cara?", raunte eine Stimme. Es klang wie ein Echo. Ich konnte nicht zuordnen, aus welcher Ecke des Hauses diese Stimme kam. Sie klang... seltsam. Und schaurig. Diese rauchigen Stimmen. Ihr kennt sie bestimmt.

Langsam entfernte ich mich rückwärts von den Küchenschränken. Ich leuchtete nach rechts. Eine Treppe. Langsam stieg ich sie empor. Unter jedem meiner Schritte gab sie ein ächzendes, wehleidiges Knarren von sich. Dann brach plötzlich eine Holzstufe durch. Aber ich fiel nicht. Hektisch klammerte ich mich an das Geländer. Als mein Fuß jedoch wieder festen Boden unter sich hatte, realisierte ich erst, dass es eigentlich eine Steintreppe sein musste und ich bloß eine lose Diele gebrochen bin. Und das dieses Haus Geheimnisse mit sich trägt.

Langsam löste ich meinen verkrampften Griff um das Geländer und bückte mich. Ich griff in das Loch und ertastete in der Dunkelheit tatsächlich eine kleine Schatulle.

Bitte lass es keine Leichenfotos sein oder irgendetwas, was „er" seinen Opfern abgenommen hatte... bitte!!

Plötzlich hatte ich doch Panik! Mit zittrigen Fingern öffnete ich die Schatulle. Aber dort war nichts drin. Einzig und allein ein zusammengefalteter Zettel. Ich nahm ihn heraus und entfaltete ihn:

„Cara... lass uns spielen!", stand dort in krakliger Schrift.

Dieser ganze Trip war grausiger, als ich dachte, und Duty war noch immer nicht da. Ich zog meinen Fuß aus dem Loch und stieg weiter auf. Was mich dort wohl erwartete?

Ich weiß, wahrscheinlich schlagen sich jetzt alle verzweifelt gegen den Kopf. Verständlich, wer ging schon solchen grusligen Sachen entgegen, statt eilig das Haus zu verlassen.

Aber ich sehe es anders. Ich habe eine Theorie.

Was wenn all das hier drinnen stattfindet, weil „er" gerade will, dass ich das Haus verlasse und „er" draußen auf mich wartet. Es könnte eine Falle sein und würde ich nach draußen flüchten, würde ich direkt in seine Arme laufen und diesen Gefallen wollte ich ihm auf gar keinen Fall tun. Wer auch immer „er" war.

Oben angekommen leuchtete ich schnell nach rechts und links in die zwei Räume. Rechts. Etwas rotes, war an den weißen Wänden zu erkennen. Beinahe als würde es herunter laufen. Dunkelrot und getrocknet. Blut?

Links. Etwas lag auf dem Boden. Eine Gestalt? Ich trat näher. Mein Kopf schrie: Lauf weg!

Aber meine Neugierde siegte. Plötzlich regte sich die Gestalt in einem unnatürlichen Winkel. Ihr Arm rutschte nach vorn, das Bein folgte. Ein riesiger roter Clown Schuh kam mir näher. Riesige, lange Finger kamen meinen Schuhen näher. Erschreckend nah.

Und dann hob die Gestalt den Kopf. „Lass uns spielen, Cara!"

Ich schrie auf und sprang zurück... und die Gestalt lachte brüllend los. Dann richtete er sich auf. „Scheiße! Du hättest dein Gesicht sehen sollen", rief er lachend.

„Verdammt, Duty! Warum tust du mir das an?!"

„Du hast mich gezwungen einen Horrorfilm zu schauen. Und erinnerst du dich noch, als du mir vorgespielt hast, dass du besessen gewesen seist? Rache ist süß, Cara."

Ein verschmitztes Grinsen schlich auf seine Lippen und auch ich grinste nun. Er hatte Recht.

„Aber wie hast du das alles gemacht?"

„Was man auf einer Hochschule der Medien alles lernt... ein wenig improvisieren und Wissen benutzen und BAM!"

Er lachte auf und zog mich in einer Umarmung. Als er mich wieder freigab warf ich ihm meinen tödlichsten Blick zu. „Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass du mit Rachen rechnen kannst?"


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