Kapitel 26 ÷÷÷

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Mir graute es vor meinem Training. Nicht, weil es mir peinlich war. Eher, weil ich noch dazugehören wollte. Sherlock hatte mir Mut gemacht und ich wusste er meinte es ernst. Doch ich hatte meine Bedenken.

Als ich die Umkleide betrat wurde ich schon mit diesem Blick angesehen. Ich konnte deren Gedanken förmlich hören. Sie tauschelten und kicherten immer kurz, als ich ihnen den Rücken zukehrte. Nur der Sohn des Coach‘ sah mich ernst und durchdringend an. Wie hieß er noch gleich? Charles?

Nach dem Training, was überraschend normal verlaufen war, kam er auf mich zu. „Watson… meinst du das mit dem Freak wirklich ernst?“ Er machte dieses künstliche Lächeln. „Ja… ich meine das mit Sherlock sehr wohl ernst.“ Ich drehte mich um und ging Richtung Umkleide, da hielt er mich am Arm fest und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Pass auf. Du musst dich langsam entscheiden auf wessen Seite du stehst. Du wirfst ein verdammt schlechtes Licht auf die ganze Mannschaft, wenn du jetzt einen auf schwul machst. Denk mal nach, was dir lieber ist… Der, Oder dein Team.“ Ich riss mich von ihm los und ging mich umziehen.

Ich musste mich nicht für eine Seite entscheiden. Das war idiotisch. Ich musste einfach die falschen Leute ausschließen.
„Ey Charles! Meine Entscheidung ist gefallen…ich bin auf seiner Seite.“ Besonders froh war er anscheinend nicht darüber, denn er kam wutentbrannt auf mich zu und gab mir eine Backpfeife. „Bist du dir auch ganz sicher John?“ Nun packte er mich am Kragen. Er war sicher doppelt so stark wie ich. Mit Sicherheit ging er jeden Tag trainieren und machte Kraftsport. „Ich geb dir lieber nochmal zu verstehen, was dich erwartet, wenn du dich gegen dein Team entschieden solltest.“ Mit einem Knall flog ich gegen die Umkleiden Spinte. Charles verließ den Raum, während ich noch auf dem Boden lag und darüber nachdachte, was ich Sherlock sagen sollte. Ob ich es ihm sagen sollte.

Als ich aufstand waren bereits alle gegangen. Sie hatten nicht einmal daran gedacht mir zu helfen. Was für ein Team.
Ich würde es Sherlock nicht sagen. Er machte sich nur unnötig Sorgen. Das wollte ich nicht.

Der Weg nach Hause war wieder so langweilig ohne ihn. Eigentlich wollte er mich heute begleiten, doch ich wollte nicht, dass meine Kollegen auf dumme Gedanken kommen und wieder blöde Witze reißen. Nicht das ich ihn nicht gern dabei gehabt hätte. Im Gegenteil. Ich dachte einfach, es wäre besser, wenn ich erstmal allein hinging.

Zu Hause stand das Essen bereits auf dem Tisch. Zum ersten Mal seit Freitag sprach ich wieder mit meiner Mutter. „Wo warst du die letzten Tage John. Und jetzt erzähl mir nicht du warst bei Sherlock… du hast nicht dort übernachtet.“ Sollte ich ihr erzählen, was alles passiert war. Oder würde das zu lange dauern? Sollte ich ihr erzählen, dass Sherlock und ich zusammen waren? Waren wir das eigentlich? Ich dachte es jedenfalls. „Mom, es war alles in Ordnung. Wir hatten… wo anders geschlafen.“ „Ach. Und wo?!“ Sie wurde lauter. „IN EINEM VERDAMMTEN MÖBELHAUS!“ Ich konnte jetzt nicht mehr ruhig bleiben. Es reichte, dass sie Schonwieder alles wissen wollte.
Ich war beinahe 18. Fast erwachsen. Da konnte ich von ihr verlangen, dass sie sich nicht in alles einmischte oder. „Wo?! Ist das ein Scherz?“ Ich stand vom Tisch auf und verließ die Situation. Es war mir einerseits unangenehm und ich wollte nicht nochmal schreien. „JOHN! Setz dich sofort wieder hin!“ Ich dachte gar nicht daran zu reagieren.

Sherlock stand am Fenster und spielte Geige. Allein zu sehen, wie gefühlvoll er den Bogen führte beruhigte mich enorm. Ich wollte es so gern hören, also öffnete ich meine Fenster. Als er es bemerkte öffnete er auch seines und ich glaubte ein Lächeln erkannt zu haben. Er spielte wie ein Engel. Solche Melodien hatte ich noch nie gehört. Ich war verliebt. Am liebsten hätte ich ihm die ganze Nacht zugehört.

Am nächsten Morgen freute ich mich bereits darauf mit Sherlock zur Schule laufen zu können. Meine Mutter hatte mir einen Zettel zurück gelassen.

John ich würde gern die Wahrheit wissen, was am Wochenende los war. Und was zwischen dir und Sherlock ist. Bis heute Nachmittag. Küsschen Mom

Na schön, ich konnte ihr gern die Wahrheit sagen. Kommt nur darauf an, ob sie die auch glaubte.
Ich machte mich fertig und ging wieder nach draußen, wo Sherlock auf mich wartete. „Guten Morgen.“ Er gab mir einen Kuss auf die Wange und wir gingen Händchen haltend los.

An der Schule angekommen achtete keiner von uns mehr auf die Blicke. Es war egal. Warum sollten wir uns von so etwas auseinander bringen lassen?
Charles kam uns mit meinen Teamkollegen entgegen. Ich ahnte schlimmes. „John?“ Ich ließ seine Hand los und ging voran. „Und? Entscheidung getroffen Watson?“ Er lächelte wieder dieses Lächeln. „Es ist die selbe, die es gestern auch schon war.“ Ich sprach ganz ruhig und leise, doch gegen sein Aggressions Problem brachte das auch nichts, denn er ballte die Hände zu Fäusten. Gerade rechtzeitig konnte ich mich vor seinem Schlag wegducken und schlug ihm in seine Achselhöhle. Direkt konnte er seinen Arm nicht mehr spüren. Zum Glück hatte es geklingelt und sie hatten nicht mehr die Gelegenheit noch einmal anzugreifen. Sherlock hatte nur im Hintergrund gestanden und gehofft das es bald vorbei war. „Was war das denn?“ Er klang besorgt und geschockt gleichzeitig. „Sie sind nicht mit uns einverstanden. Ich werfe anscheinend ein falsches Licht auf die Mannschaft.“ Er ließ meine Hand wieder los. „Aber ich habe keine Sekunde daran gedacht dich aufzugeben.“ Ich griff mir seine Hand wieder und wir verschränkten die Finger.

Addicted to love - a Teenlock story Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt