-Remus-
Verdammt, wie hat mich dieses betrunkene Mädchen entdeckt? Na gut, mein Versteck war nicht das beste, aber durch was hab ich mich verraten? Durch mein nervöses Atmen, durch meine kleinen Bewegungen oder konnte sie mich vielleicht riechen?
Nein, das war es nicht. Sie hatte mich gutaussehend genannt, was nicht nur schmeichelnd war, sondern mir verriet, dass sie mich sehen konnte. Aber wie, sie hatte mir doch gar nicht den Kopf zugedreht...?
Nach kurzem hektischen Umblicken wurde mir plötzlich alles klar. Das Fenster neben dem Sofa! Sie konnte meine Reflektion in der Fensterscheibe erkennen. Zum Glück hat sie ihre Aufmerksamkeit wieder von mir abgewendet, sodass ich es unbemerkt unter das Sofa schaffte.
Das andere Mädchen betrat nun wieder den Raum. ,,Hier ist deine Tasse. Ich konnte nicht sofort kommen, weil ich die Milch nicht anbrennen lassen wollte. Was wolltest du mir zeigen?", fragte sie mit ihrer sanften Stimme.
,,Seltsam, jetzt ist der heiße Typ weg. Aber ich schwöre, er war da gewesen, Hailee", beharrte die Betrunkene.
Hailee, so hieß sie also. Das Mädchen, dessen Eltern ich berauben sollte. Ich musste ich jetzt hoffen, dass Hailee den einzig logischen Schluss zog, dass sich ihre Freundin mich nur eingebildet hatte, was mir echt nicht unwahrscheinlich erschien.Hailee ließ ein paar ungewisse Sekunden verstreichen, in denen ich zuerst dachte, dass sie überlegen würde, ob sie ihr glauben sollte. Aber dann wurde mir klar, dass sie nur nach einer passenden Formulierung gesucht hatte.
Sie atmete hörbar aus. ,,Ich weiß nicht, was du heute alles genommen hast, aber dass du schon halluzinierst? Was ist in dich gefahren?", wollte sie mit Nachdruck wissen.
Irgendwie fühlte es sich falsch an, dieses private Gespräch zu belauschen, vor allem, weil es nicht einmal meine Aufgabe gewesen war. Ich sollte einfach den Gegenstand aus dem Safe herausnehmen und ihn meinen Arbeitgebern überbringen. Verdammt, hatten sie mir nicht auch noch betont, wie dringend dieser Gegenstand für sie war? Dass ich es bereuen würde, wenn ich trödeln würde?
Okay, nur die Ruhe bewaren. Es gab aus jeder verzwickten Lage einen Ausweg, richtig? Vorne unter dem Sofa hervorkommen?
Nein, sie könnten mich tot trampeln, bevor ich überhaupt aufstehen könnte. An den Seiten? Nein, ähnliches Problem.Die beste Option war wohl wieder nach hinten herausklettern, obwohl das ebenfalls risikoreich war. Schließlich war es hinter dem Sofa nicht gerade geräumig, deswegen könnte ich durch eine falsche Bewegung ein Geräusch auslösen, welches die Aufmerksamkeit wieder auf mich richten könnte. Da ich waffentechnisch nicht auf einen Nahkampf vorbereitet war, könnte ich den Mädchen unterlegen sein, da sie zu zweit waren und ich auf mich allein gestellt war. Zudem würde es sich falsch anfühlen, Unschuldige zu bedrohen oder sogar zu verletzen. Das wäre zwar auch nicht das erste Mal, aber diesmal wurde es nicht von mir verlangt.
Also schmiedete ich einen anderen Plan:
Ich musste es wohl noch ein Weilchen hier unten aushalten, doch sobald die Mädchen das Zimmer wechselten oder einschliefen, würde ich möglichst geräuschlos mein Versteck verlassen, dann mich nur für den Fall der Fälle zum Beispiel mit einem Küchenmesser bewaffnen und danach könnte ich mit meiner eigentlichen Mission fortfahren: Safe suchen, Safe knacken und so schnell wie möglich verschwinden.
Und bis dahin hieß es wieder einmal abwarten.
DU LIEST GERADE
Restless
Novela JuvenilHailee wollte eigentlich nur ihre Ruhe an einem Wochenende haben, an dem ihre Eltern nicht zuhause waren. Stattdessen musste sie sich um ihre wieder einmal betrunkene, beste Freundin kümmern, doch das war noch längst nicht alles. Sie konnte ja noch...