Nervosität lässt grüßen

432 15 26
                                    

[Ab den Zeitpunkt, als mein Auto zum Stillstand kam, ging alles unfassbar schnell. Sofort waren bewaffnete Polizisten rund um mein Auto, forderten uns auf auszusteigen, ihm legten sie Handschellen an und dann saßen wir beide kurze Zeit später nebeneinander im Polizeiauto.

Und da war ich nun.

In einem Polizeiauto.

Und wurde gerade auf die Polizeistation gebracht.

Niemals in meinem ganzen Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mir das jemals passieren würde. Ich war doch kein Verbrecher.

Oder war ich das doch?]

____________

Schon wieder streifte meine Hüfte den Küchentisch und hinterließ einen schmerzenden blauen Fleck. Warum muss ich denn auch immer so knapp daran vorbeilaufen? Abrupt blieb ich stehn. Mein Hirn ist echt zu blöd zum Denken. Sofort machte mein Körper eine 180 Grad Wendung und schnappe nach zwei großen Schritten meinen Geldbeutel, den ich auf dem Küchentisch liegen gelassen habe. Ein hastiger Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich eigentlich schon im Auto sitzen sollte. Prüfend brachte ich die Sachen in meiner Handtasche nochmal durcheinander:

Trinkflasche - check, Wasser in der Trinkflasche - check, Geldbeutel - nun auch - check, Unterlagen - check, Texte - check.

Weitere schnelle Schritte führten mich zur Garderobe, wo ich mehr oder weniger schwungvoll meine Jacke um mich warf, den Autoschlüssel von meinem genialen Schlüsselbrett nahm und schließlich die Treppe runter polterte. Ohne diesem Schlüsselbrett wär ich echt geliefert. Dann würde ich nochmal 20 Minuten später kommen, weil ich noch verzweifelt unter irgendeinem Tisch rumkriechen würde, um den unauffindbaren Schlüssel zu suchen.

Nervös versuchte ich den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, aber meine Hand zitterte zu sehr.

„Komm schon Lia - jetzt reiß dich zusammen."

Ich atmete noch mal tief ein und wieder aus.

„Lia, du kannst das."

Ein und wieder aus...

Ein weiterer Versuch lässt mich einlochen und schon jault der Moter hoch.

„Geht doch."

Warum muss ich auch immer so nervös sein? Wie oft hab ich dieseProzedur jetzt schon durchgemacht? Vier Mal? Fünf Mal? Wohl einmal zu wenig, um nicht mehr nervös zu sein.

Wie automatisch schob sich der auswendiggelernte Text in meinem Kopf, doch boxte ich ihn gleich wieder raus. 

'Du kannst den Text, du brauchst ihn nicht nochmal durchzugehen.', redete ich mir ein und versuchte mich damit etwas zu pushen.

Nach weiterenSelbstgesprächen parkte mein Auto schließlich an meinem Zielort angelangt. Ungeduldig räkelte ich mich nach vorne, um durch die Windschutzscheibe das hohe Gebäude hinauf zu schauen. Auweier, jetzt wird's ernst.

Ich schnappte meine Sachen und näherte mich im schnellen Schritt dem Eingang. An der Glastür sah ich zu meinem Erfreuen schon ein Hinweisschild hängen, damit ich gleich wusste wo ich hinmusste. Mit weichen Knien zwang ichmich die Treppe hoch, obwohl ich in dem Moment lieber wieder rausgerannt wäre.

„Lia, DU wolltest das. Du sagtest, das wär dein größter Traum, schon vergessen?", meldete sich mein inneres Ich zu Wort.
Meistens nervt diese blöde Stimme, aber diesmal hatte sie Recht. Es ist mein größter Traum, und mit diesem Casting bin ich ihm einen Schritt näher.

Can I help? - Ein Angebot mit Konsequenzen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt