Kapitel 1

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    Bernsteinaugen und blaue Haare

,,Selina! Aufstehen!" Grummelnd drehte ich mich zur Seite. ,,Selina! Du musst aufstehen! Schnell!" ,, Komm morgen wieder! Wer bist du überhaupt? " Es dauerte eine Moment, bis meine Worte auch mein Hirn erreichten und ich hochfuhr! In meinem Zimmer war es stockdunkel und es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Ich erkannte die Umrisse meines Kleiderschranks, meines Schreibtisches, eine eigenartige Gestalt, meine Fensterbank... Moment! Mit klopfendem Herzen wanderte mein Blick zurück und mir blitzten zwei Bernsteinfarbende Augen aus der Dunkelheit entgegen. Ich rückte unwillkürlich tiefer in mein Bett. ,,Wer bist du?", piepste ich mit hoher Stimme. Die Gestalt rührt sich nicht, sondern starrte mich einfach nur an. Beweg dich endlich, dachte ich,  doch widersprach mir selbst. Eigendlich stand die Gestalt am anderen Ende meines Zimmers ganz gut. ,,Selina!", flüsterte sie und streckte dir Hanf nach mir aus. ,,Komm mit mir!" Ich schüttelte heftig den Kopf und rutschte bis an die Wand neben meinem Bett. Die Gestalt machte einen Schritt auf mich zu und ich wimmerte. ,,Bleib weg!" Doch die Gestalt kam weiter zu mir und plötzlich stand sie an meiner Bettkante. ,,Selina!" Eine zittrigen Hand streckte sich mir entgegen und ich schrie! Sofort ging im Flur Licht an und mein Vater stürzte in mein Zimmer,mit seinem Wecker bewaffnet. ,, Was ist passiert?" Die Gestalt was verschwunden und ich saß zitternd und weinend in meinem Bett. Besorgt setzte mein Vater sich zu mir und nahm mich in den Arm. Leise summte er die Melodie eines Liedes, das meine Mutter vor ihren Tod immer gesungen hatte. Dabei streichelte er sanft meinen Kopf. Das hatte er auch immer gemacht, nachdem Mama gestorben war und ich deshalb oft Albträume hatte. Irgendwann ließ er mich dann wieder los, deckte mich zu und verließ dann mein Zimmer wieder. Doch ich konnte die ganze Nacht nicht mehr einschlafen.

Am nächsten Morgen taumelte ich mit tiefen Augenringen in die Küche, wo mein Vater gerade Eier und Toast briet. ,, Geht es dir wieder besser?", fragte er, doch ich konnte einer Antwort entgehen,  indem ich mir einfach ein Toast in den Mund schob, meine Schultasche packte und zur Haustür hinaus ging. Am Tor wartete mein bester Freund Ben auf mich. Seine roten, schulterlangen Locken glänzenten im Sonnenlicht und bei seinem breiten Grinsen schienen seine Sommersprossen zu tanzen. ,, Schlecht geschlafen?", fragte er, kaum, dass ich das Gartentor hinter mir geschlossen hatte. ,, Frag nicht!", murmelte ich und wir schlenderten gemütlich zur Schule. Bald kamen die ersten Bäume in Sicht, in deren Mitte unsere Gemeinschaftsschule stand. Die Bäume das Waldes verschlucken die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne und der Waldboden war mit einem Schicht Frost bedeckt.  ,,Ziemlich frisch heute morgen!", meinte Ben. ,,Aber wir haben ja auch noch Januar." Auf dem Schulhof hatten sich schon einige Schüler versammelt, doch Ben und ich liefen zu einem großen Baum am Rande des Hofes. Während ich zwischen die Äste kletterte, lehnte Ben sich an den breiten Stamm. ,, Was erwartest du von den neuen Fach?", fragte er und scharrt mir seinen Schuhen in dem harten Boden. ,,Die neue Lehrerin soll ja passender Weise ein richtiger Bücherwurm sein." Ich schwieg. Mythen und Geschichten war ein neues Fach, das noch in der Testfase war und unsere Klasse war eine der ersten die Unterricht bekommen sollten. Bücher hatten mich nie wirklich interessiert, mein Vater war Büroangestellter und meinte, ich solle mich besser auf Sachbücher konzentrieren, was mir dann komplett die Lust am lesen genommen hatte. Der Gong ertönte und wir machen uns auf den Weg in den festgelegten Raum,  für das Fach. Der Raum war groß und an seinen Seiten standen überall Bücherregale. Dann waren da noch Sofas und große runde Tische. Erstaunt sah die Klasse sich um und einige Jungen sprangen sofort auf die Sofas. Zwanzig Minuten vergingen, doch die Lehrerin tauchte nicht auf. ,,Soll jemand vielleicht ins Lehrerzimmer und sie suchen?" In dem Moment flog die Tür auf und eine Frau mir struppigen, blauen Haaren trat ein. Sie hatte eine bunte Stofftasche um die Schultern hängen und einen riesigen Stapel Bücher im Arm, denn sie mit einem Rumpsen auf den Tisch vor ihr  fallen ließ. ,,Hallo ihr Lieben! Ich bin Frau Waterflow und ab heute eure Lehrerin in Mythen und Geschichten!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 29, 2020 ⏰

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