Am nächsten Tag war der Plan, dass wir uns in der Nähe der Barrens treffen, wo ein großes Rohr direkt in die Kanalisation führen sollte. Ich war als erstes da. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, mir irgendetwas Neues oder Schönes anzuziehen. Eine alte Hose und ein Top müssten reichen. Dazu hatte ich mir die Taschenlampe meiner Mutter geliehen. Diese Taschenlampe war wirklich gut, sie hatte eine lange Laufzeit und sie war wirklich hell. Hier floss auch ein Fluss entlang, die Strömung war nicht sehr stark und das Wasser nicht wirklich tief, aber dennoch stand ich auf einem Stein und wartete. Die Jungs ließen sich wirklich Zeit, was mich wunderte. Sonst waren sie immer die ersten, die am Platz waren. Die Äste der Bäume raschelten im lauwarmen Wind. Es war eine ruhige Atmosphäre. Nicht zu ruhig, aber man würde nicht erwarten, dass hier ein Irrer rumrennt und Kinder verschleppt. Aber.. wo würde man das denn schon erwarten?
Nach einer kurzen Weile dann, kamen endlich Richie, Stan, Eddie und Bill. Sie kamen mit ihren Fahrrädern und mit Rucksäcken. Die waren vorbereitet. "Dass du mal erste bist, kommt ja auch selten vor.", entgegnete Richie und legte sein Fahrrad ab. Ich grinste: "Tja." Das Rohr, wo wir rein wollten, war etwas mit Efeu zugewachsen. Aber es war groß. Und das Grauwasser, welches dort heraus kam, endete in dem Fluss hier. "Das ist Giftefeu und das da auch...", sagte Stan und studierte die Umgebung. "Nun mach dich deswegen mal nicht verrückt.", sagte ich und ging auf das Rohr zu. Ich stand am Eingang. Der Geruch, der hier herauskam, war wirklich alles andere als angenehm. "Und du bist dir sicher, dass du hier anfangen willst, zu suchen?", fragte ich Bill, der an meine Seite kam und hinein sah. "J-J-Ja. G-G-Georgie wurde h-h-hier in die Kanalisation gerissen.", erklärte er. Ich nickte.
Dann war jetzt wohl die Zeit gekommen, wo wir hier rein müssen. Bill ging vor und ich und Richie folgten. Sofort wurden meine Schuhe nass. "Bah.", sagte ich und blickte an meine Füße. Das Wasser war trüb und wurde von den reinkommenden Sonnenstrahlen am Anfang des Rohres an den Wänden reflektiert. Bill und Richie blieben stehen und drehten sich um. Sie blickten zum Eingang und ich tat es auch. Eddie und Stan waren noch draußen und schauten etwas beklommen herein. "Kommt ihr nicht mit?", wollte Richie wissen. Eddie schüttelte den Kopf: "Das ist so ekelhaft, man. Warum müssen wir unbedingt hier rein?" "Wir wollen Georgie finden, kommt schon.", sagte ich und winkte sie herein. "Schon einmal was von Staphylokokken gehört???", fragte Eddie aufgebracht. "Ich zeige dir gleich Staphylokokken!", rief Richie und nahm eine Mülltüte mit einem Ast, den er hier rein genommen hatte, aus dem Grauwasser und warf sie auf Eddie. Dieser beschwerte sich und es endete mit einer Diskussion von beiden. Toll.
"L-L-Leute!", rief Bill. Wir alle sahen zu ihm. Er hatte einen Schuh in der Hand, doch er war nicht von seinem kleinen Bruder, wie Bill erwähnte: "G-G-Georgie hatte Gummistiefel angehabt." "Wenn er nicht von ihm ist, wem gehört der Schuh denn dann?", wollte Eddie wissen. Richie klappte die Seite des Schuhs etwas zurück und ein Name wurde lesbar. Betty Ripson. Ich kannte sie vom Sehen her. Sie war eine Klasse unter mir und wurde außerdem seit einigen Wochen vermisst. Überall in Derry hingen Vermisstenanzeigen von ihr und wir haben ihren Schuh gefunden. "Das gefällt mir nicht. Das gefällt mir ganz und gar nicht.", sagte Eddie und wich etwas zurück. "Mir gefällt das auch nicht.", sagte ich und blickte zu Bill und Richie. Das kann nur bedeuten, dass Pennywise seine Opfer mit hier nach unten nimmt. Und das wussten wir jetzt.
Bill ging weiter und ich folgte ihm. "Kommt jetzt, Leute.", sagte Richie zu Stan und Eddie. "Meine Mutter rastet aus, wenn sie erfährt, dass wir hier unten sind." "Stellt euch vor, Betty ist noch hier unten.", sagte ich, "und Pennywise hat sie noch nicht gefressen oder sie konnte fliehen?" "Wer ist Pennywise?", wollte Stan wissen. "Das ist der Clown. Er hatte sich einmal selber so vorgestellt." "Also... Wenn ich Betty wäre, würde ich wollen, dass ihr mich findet.", stellte Bill klar. Wir alle sahen ihn an. Er hatte Recht. Wenn wir sie nicht suchen würden, würde sie wahrscheinlich nie gefunden werden. "Ist nicht böse gemeint... aber wenn Pennywise hier unten ist... ich will wirklich nicht auch noch verschwinden.", erklärte Eddie und Stan stimmte zu: "Da ist was dran... Es ist Sommer. Wir sollten eigentlich Spaß haben und nicht so etwas machen." Ja, es waren Sommerferien. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir auch etwas anderes darunter vorgestellt, aber, wenn wir verhindern können, dass noch mehr Kinder verschwinden, dann war ich definitiv auf Bills Seite.
Plötzlich hörten wir ein lautes Platschen und wir alle drehten uns zum Fluss. Dort war Ben, er sah völlig fertig aus. Schnell stürmten wir zu ihm. "Alter, wie siehst du denn aus?", wollte Richie wissen. "Ist alles okay? Was ist mit dir passiert?", fragte ich und half ihm auf. Sein Shirt war voller Blut und ich hatte kurz die Sorge, dass es etwas mit Pennywise zu tun hatte. "Henry und die anderen...", keuchte er. Ich blickte flussaufwärts. Wenn sie hinter Ben her sind, würden sie nicht mehr lange brauchen, bis sie hier sind. "Komm, wir müssen deine Wunde da versorgen, das sieht wirklich schlimm aus.", sagte Eddie. "Man, dieses verdammte Arschloch.", knurrte ich. "Mit Fahrrad sind wir schneller. Die Lady fährt bei mir mit.", grinste Richie und setzte sich. "Ich sehe hier keine Lady.", entgegnete Eddie und stieg auf sein Fahrrad auf. "Ed, ich schwöre dir...", knurrte ich. Richie musste lachen: "Es macht Spaß, sie zu ärgern." "Du hast Recht!", lachte Eddie und fuhr los. Ben wurde von Bill mitgenommen und ich setzte mich bei Richie rauf.
Die Wunde war an Bens Bauch. Ein H wurde von Henry rein geritzt, wie wir später erfuhren. Das ging dieses Mal wirklich zu weit. Zum Glück blutete Ben nicht zu stark, aber es sollte trotzdem gereinigt werden. Eddie kannte sich mit Sauberkeit und aller Art von Hygiene aus und wusste, was wir brauchen würden. Also fuhren wir in die Innenstadt zu einem Laden.
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Der Clown in meinem Leben
FanfictionLou lebt in Derry. Schon ihr ganzes Leben lang und ihr ist noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Doch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft fanden raus, dass in Derry viel mehr Kinder verschwinden, als in irgendwelchen anderen Orten. Und obwohl Lou...