Kapitel 7

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Endlich waren wir angekommen. Ich blieb für einen kurzen Moment noch sitzen und holte tief Luft. 

"Hast du Angst?", fragte Mrs A mich. 

"Nun ja, ich gehe mit gemischten Gefühlen in ein unbekanntes Abenteuer rein.", antwortete ich. 

"Du brauchst keine Angst haben. Ich werde immer für dich da sein und von mir aus kann ich dich auch morgen anrufen, wenn dir das mehr Sicherheit gibt.", versprach sie mir. 

"Vielen herzlichen Dank. Was würde ich nur ohne Sie machen?" 

"Wie gesagt ich mache das alles gerne für dich. Ich habe manchmal das Gefühl als würde ich dich besser kennen, als jeder Andere und dass wir eine besondere Verbindung zueinander haben.", sagte sie. 

"Ich habe manchmal auch, das Gefühl, dass uns etwas Besonderes verbindet, aber was es ist kann ich Ihnen nicht genau sagen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass wir heute fast die gleichen Anziehsachen tragen. Als hätten wir uns abgesprochen. *haha*" 

"Ja, ist mir auch aufgefallen. Finde ich ziemlich cool." 


Es herrschte für ein paar Sekunden Stille und wir starrten Löcher in die Luft...

"I-Ich wollte dir noch was zu deinem Brief sagen.", sagte sie mir mit zittriger Stimme. 

"Sie haben ihn schon durchgelesen? Das freut mich. Ich hoffe, dass es Sie nicht zu sehr belastet hat.", sagte ich. 

"Nein, alles ist gut. Du kannst ja nichts dafür, dass dir so etwas grauenvolles passiert ist. Ich wurde sehr emotional, als ich den Brief gelesen hatte, denn ich habe eine Bekannte, der das auch so in etwa passiert ist. Wir suchen schon länger nach ihrer Tochter, da sie auch das Gefühl hatte, dass ihre Tochter nach dem Selbstmordversuch vermutlich überlebt hat. Die Suche geht schon mehrere Jahre, jedoch glauben die Behörden ihr nicht und sagen, dass das alles Spinnereien seien. Zwar wurde ihre angebliche Tochter begraben, aber komischerweise durfte sie nicht in den Sarg hineinschauen bevor sie in die Erde gelassen wird. Meine Freundin geht davon aus, dass der Sarg leer war und man sie betrogen hatte. Sehr mysteriös. Sie ist deshalb auch hier in der Psychiatrie und wenn ich sie besuchen komme, dann schaue ich bei dir direkt auch vorbei, wenn ein Anruf nicht ausreicht, Liebes.", berichtete sie mir. 

"Das tut mir echt leid für Ihre Freundin. Ich hoffe, dass Sie meinen Brief gut "wegstecken" konnten und sich nicht allzu viele Gedanken mehr darum machen. Sie geben Ihr Bestes und ich schätze es echt sehr. Sie haben schon so viel getan und deshalb wollte ich fragen, ob ich noch irgendetwas für Sie tun kann?" 

"Das, was du tun kannst und sollst, ist einfach nur abschalten und positive Energie zu tanken.", sagte sie zu mir mit einem Lächeln. 

Ich sagte ihr, dass ich mir auf jeden Fall eine Auszeit gönne und mich um meine Seele kümmere. 


Wir stiegen aus dem Auto aus. Sie wollte unbedingt meine Sachen tragen und hakte sich bei mir ein. Mir ist aufgefallen, als sie meine Tasche über Ihre Schulter hängen wollte, dass Ihre Jacke ein wenig hochgerutscht war. Ich konnte Ihr Handgelenk sehen. Dort konnte ich meinen Anfangsbuchstaben erkennen und einen Teil meines Geburtsdatums. Merkwürdig... Jedoch war das kein Tattoo, sondern es war zum Teil vernarbt und frisch geritzt. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich nur halluziniere oder ob es Realität war, denn mein Wunsch nach einer Mutter, die sich so um mich kümmert wie sie in den letzten Tagen, habe ich mir schon immer gewünscht. Es kann also gut möglich sein, dass ich halluziniere und Fiktion von der Realität nicht mehr unterscheiden kann. Ich muss es irgendwie herausfinden, ob da mehr hinter steckt und vor allem herausfinden, ob Sie selber Patientin hier in der Psychiatrie ist, da Sie meinte, ob ich mal MIT dort hinkommen könnte. Hinzu kommt, dass sie meiner Mutter ziemlich ähnelt und mir auch, wie zum Beispiel der Kleidungsstil und Humor.

Während ich in meinen Gedanken und Spekulationen gefangen war, war ich in eine andere Welt gereist und sozusagen nicht ansprechbar. Mrs A redete mit mir und ich bekam mal wieder nichts mit. 

"Hallo, Liebes. Bist du da?"

 "E-ehm... Ja Mrs A? Ich habe gerade geträumt. Kennen Sie das nicht auch?"

 "Ja, ich kenne es zu gut. Komm wir gehen jetzt hier rein und müssen erst einmal ins Wartezimmer. Zum Glück sind wir gerade die Einzigen hier." 

"Es ist ja auch schon sehr spät. Ich hoffe, dass sie mich mit netten Leuten auf ein Zimmer packen." 

"Mach dir mal nicht so viele Sorgen, Liebes."



   

Verloren? - Welcome to my truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt