Kapitel 7

252 9 6
                                    

"Bitte lernen sie das alle bis zum nächsten Mal.", sagte die Dozentin zu uns. Nach den ersten Minuten hatte ich gemerkt, wie schwer diese Sprache eigentlich war. Helena lief neben mir her zu meinem Auto. "Ich fand es garnicht so schwer.", meinte sie als wir am Auto standen. Ich blies die Backen auf und erwiderte:"Für mich wirkte das alles sehr kompliziert. Wie soll man denn zum Beispiel das "R" so rollen?" "Ach das ist doch einfach.", meinte Helena lachend und demonstrierte mir ihr perfekt gerolltes "R"." Ich verdrehte schmunzelnd die Augen und stieg in den Wagen. Helena beeilte sich nun auch beim Einsteigen und schon brausten wir zu ihrer Wohnung. "Bis Morgen", verabschiedeten wir uns.

Müde schloss ich die Wohnungstür auf und trat in das dunkle Treppenhaus. Langsam erklomm ich die Stufen der alten Treppe, stoppte allerdings vor Domens Wohnungstür. Von drinnen hörte ich laute Musik und mehrere Stimmen. Hoffentlich hatte er nicht vor, die ganze Nacht über eine Party zu schmeißen, dachte ich mir und ging zu meiner Wohnung hoch. 

Zu allererst kochte ich mir Tee und wärmte mir dann die Nudelreste auf. So allmählich viel der Stress und die Hektik des Tages ab und ich sah verträumt aus dem Fenster in einen lila gefärbten Himmel. Jedoch ging die Musik plötzlich erst richtig los. Durch den extremen Bass bildeten sich  immer wieder kleine Kreise in meinem Tee.  Erschöpft atmete ich geräuschvoll aus und beschloss runter klingeln zu gehen.

Ich musste mehrmals klingeln, ehe mir endlich jemand die Tür öffente. Doch dieser jemand war nicht Domen. Der sturzbetrunkene Slowene lallte mir auf slowenisch etwas entgegen und schwankte dabei bedenklich im Türrahmen. "Ist Domen da?", fragte ich hoffnungsvoll. Mein Gegenüber lallte wieder irgendetwas, doch schüttelte dabei heftig mit seinem Kopf. War das ein Nein? "Oooookay.... Äh.... Könntet ihr vielleicht die Musik leiser machen?", versuchte ich einfach mein Glück. Der Slowene hielt inne, hob eine Augenbraue und schlug mir dann, für einen Betrunkenen recht schnell, die Tür vor der Nase zu. 

Verdattert blieb ich auf der Fußmatte stehen und zu meinem Verdruss wurde die Musik noch lauter. Das konnte doch nicht wahr sein! Was sollte ich jetzt machen? Warten, gehen oder es nochmals versuchen? Das Klappern von Schlüsseln riss mich aus meinen Gedanken. Unten wurde gerade die Tür aufgeschlossen und eine Gestallt suchte den Lichtschalter. Geistesgegenwärtig betätigte ich den bei Domens Tür. Die Gestallt stieß vor Schreck einen Fluch aus und starrte mich mit großen braunen Augen an. Es war kein anderer als Domen, der gerade mit zerzausten Haaren und einer Sporttasche über der Schulter nach Hause gekommen war. 

"Was machst du denn hier?", fragte er erstaunt und kam auf mich zu. "Nun ja, es gibt da ein kleines Problem mit deinen Kumpels.", erwiderte ich und schaute ihn aus müden Augen an. Domen schaute erst verwirrt und bemerkte dann die Musik, die aus seiner Wohnung dröhnte. "Was zum...?", brachte er heraus und schloss hektisch die Tür auf. Sofort kam uns eine Alkoholwolke entgegen. Domen stürzte in die Wohnung und ich blieb unsicher vor der Tür stehen. Sollte ich hinterher? Doch diese Gedanken waren schnell verdrängt, als ich die protestierenden Stimmen hörte, nachdem die Musik ausgeschalten wurden und dann brüllte Domen:"POJDI OD TU!" Und schon kamen mir eine Horde betrunkener Slowenen entgegen. Ich wich sofort zurück...nur war da eine Wand. Innerhalb von wenigen Sekunden war ich von fünf Slowenen umgeben, die anscheinend versuchten zu flirten und auch ihre Finger nicht bei sich lassen konnten. Ehe ich mich überhaupt wehren konnte, packte mich eine Hand am Arm und zog mich aus dem Mob. Da ich durch die Situation komplett überfordert war, ließ ich mich wegziehen. Erst als hinter mir eine Tür ins Schloss fiel, erwachte ich aus meiner Starre.

Vor mir stand Domen, der mich sorgenvoll anschaute. "Es tut mir so unglaublich leid!", sagte er mit leiser Stimme. "Ich... Was?... Danke!", brachte ich stammelnd hervor. Domen nickte und deutete mir mit einer Handbewegung an, ihm zufolgen. Vom Schreck immer noch sehr wacklig auf den Beinen, stolperte ich ihm hinterher. Ihm fiel anscheinend meine fehlende Kontrolle über meine Beine auf, denn er bot mir einen Stuhl und etwas zutrinken an. Er drehte sich zur Anrichte, goß Wasser in zwei Gläser, setzte sich dann mir gegenüber hin und schob mir das zweite Glas zu. Zitternd nahm ich das Glas und trank es mit großen Schlucken aus. 

Anscheinend hatten die "Partygäste" nun auf die Straße gefunden, denn von dort hörte man sie laut irgendwelche Lieder grölen.  "Wer waren die eigentlich?", fragte ich, als ich mich innerlich halbwegs beruhigt hatte. "Das waren "Freunde".", erwiderte Domen und malte bei dem Wort Freunde Anführungsstriche in die Luft. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an. "Und wie kommen die dann an deine Schlüssel?" "Naja, wenn ich nicht da bin, muss sich jemand um die Post und die Blumen kümmern und bis vorhin habe ich denen auch noch vertraut.", sagte er und sah mich zerknirscht an. Es entstand wieder ein Schweigen und ich nutzte die Zeit, um mich in der Küche umzusehen. Wenn man von der Unordnund durch die Party absah, war es eine sehr schön eingerichtete Küche. 

Mein Blick blieb an mehreren Zeichnungen hängen. Auf ihnen waren, wie ich heute schonmal gesehen hatte, Skispringer in den verschiedenen Phasen des Sprunges abgebildet. Überrascht innerhalb von wenigen Stunden zweimal etwas mit Skispringen zu tun zuhaben, stand ich auf und sah mir das  Ganze von Nahem an. "Skispringen ist hier so ein Ding, oder?", fragte ich und schaute Domen an, der nun neben mir stand. "Joa, das ist hier so was wie der Nationalsport.", antwortete er und schaute mich an. "Warum fragst du?", wollte er dann nach kurzem Schweigen wissen. "Ach bei mir an der Uni springt auch einer und hat mir heute ein paar Videos gezeigt.", sagte ich und schaute in sein Gesicht. "Professionell oder nur so in der Freizeit?". hakte er nach. "Er hat mir erzählt  er wäre in der Nationalmannschaft.", Domen hob daraufhin eine Augenbraue. "Meinst du Cene oder Tilen?", bei seiner Frage grinste er mich verschmitzt an. "Tilen, aber woher?", antwortete ich und spätestens jetzt war die Situation die sich vor noch nicht mal 20 Minuten abgespielt hatte vergessen. 

Domen unterbrach mich indem er sein Handy zückte und wie ein Honigkuchenpferd grinsend darauf herum tippte. Erst als die Freizeichentöne ertönten, wusste ich, dass er jemanden anrief. Ehe ich meine Verwirrtheit ausdrücken konnte erschien Tilens Gesicht auf dem Bildschirm. Jetzt verstand ich garnichts mehr. Woher kannten sich die Beiden? "Pozdravljeni, kaj ima?", drang Tilens fröhliche Stimme aus dem Lautsprecher. "Ich habe gerae gehört, dass du wiedermal geprahlt hast.", antwortete Domen lachend auf englisch. Offensichtlich stuzte Tilen kurz über die Aussage oder den Sprachenwechsel.  "Was?", fragte er verwirrt, als er anscheinend sein ganzes Sündenregister durchgegangen war. Da drehte Domen lachend sein Handy zu mir.

================================================================

Ich hoffe es hat euch gefallen.😄

Lasst gerne ein Vote und/oder einen Kommentar da❤

Es tut mir Leid falls Rechtschreibfehler und/oder falsche/nicht vorhandene Kommasetzung in dem Text sind.😅

(1119 Wörter XD)

LG Schweden_kind/Tatze/oder einfach Laura 💚

Sunset LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt