Kapitel 8

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"Guten Abend. Sie können mit in mein Sprechzimmer kommen."

"Vielen Dank. Komm, Liebes." 

Sie griff nach meiner Hand, nahm meine Sachen und wir gingen dem Arzt hinterher. Ich sollte kurz berichten, wie es mir geht und erzählte meine Lebensgeschichte, wie sie im Brief stand. Zum Glück wurde ich nicht gezwungen die Details zu erzählen, denn das wäre echt zu viel für mich. Anschließend wurde ich von der Assistentin durchsucht, ob ich scharfe Gegenstände oder andere Sachen hatte, um mich zu verletzen. Mein Handy musste ich auch abgeben, aber ich hatte immer Zugriff auf das Kliniktelefon. Ich dachte mir, dass ich sowieso niemanden anrufen konnte, außer meine Lehrerin, denn meine Mutter interessierte sich sowieso nicht und Freunde wollte ich erst recht nicht anrufen. 

"Da es im Moment sehr voll ist, müssen wir dich mit einem Jungen leider auf ein Zimmer packen. Ich hoffe, dass es für dich kein Problem ist. Sein Name ist Takeo, zumindest gibt er sich selbst den Namen, aber was dahintersteckt musst du selber herausfinden und er soll es dir selber erzählen. Es werden auch immer Kontrollbesuche in euren Zimmern gemacht, damit wir sicher gehen können, dass ihr nichts Verbotenes macht."

"Kein Problem. Ich werde schon irgendwie klarkommen und ich bin bei solchen Themen eher aufgeschlossen und kontaktfreudig."

"Sowas hören wir gerne. Du kannst jetzt mitkommen mit meiner Assistentin. Sie wird dich auf deine "Suite" bringen."

"Ich folge ihr und kann meine Lehrerin auch noch mitkommen?"

"Eigentlich sehen wir sowas nicht gerne, aber hier ist es eine sehr große Ausnahme."

"Mrs A, kommen Sie noch mit mir?

"Ja, ich komme noch mit, Liebes."

Ich nahm meine Sachen und Mrs A hakte sich wieder bei mir ein. Wir liefen an einem langen Korridor entlang und ich sah einige Bilder von Kindern und Erwachsenen, die hier auch Patienten waren. Dort hing sogar ein Bild, wo eine junge Frau abgebildet war, die meiner Mutter sehr ähnelte. Irgendwie fühlte ich mich viel besser und sicherer, als ich das Bild sah. Jedoch wusste ich nicht, dass es nicht nur irgendein Bild war, sondern, dass es auch noch etwas mit mir zutun hatte. Es ähnelte nämlich nicht umsonst meiner Mutter. 

Ich war sehr neugierig und wollte mir das Bild am nächsten Tag näher ansehen. 


"Bitte sei leise, wenn du jetzt hier reingehst, denn Takeo ist schon am schlafen. Ich möchte nicht, dass er wach wird, denn das Schlafen fällt ihm sehr schwer. Du kannst deine Sachen morgen auspacken und dich morgen ein wenig einrichten. Wir geben dir Zeit dafür."

"Ja, ich werde leise sein versprochen. Ich möchte nur meine Schlafsachen rausholen und mich dann sofort hinlegen."

Mrs A umarmte mich noch und sagte, dass Sie an mich glaubt und dass Sie immer für mich da sein wird, wie eine Mama. Diese Worte sind die gleichen, die meine biologische Mama auch immer verwendet hat und ich freue mich auch schon, wenn Sie mich morgen wieder besuchen kommt.

"Gute Nacht, Liebes und denk' immer an meine Worte."

"Mache ich, Mrs A. Ihnen auch eine gute Nacht und fahren Sie bitte vorsichtig."

"Ja, das werde ich. Mach dir keine Sorgen."

Die Assistentin und meine Lehrerin verließen mein Zimmer und ließen einen kleinen Spalt offen. Ich konnte alles noch hören was die beiden beredeten. Hinterherspionieren finde ich eigentlich nicht so toll, aber ich wollte unbedingt wissen, was mit Ihr los ist.

"Und Mrs A, wie geht es Ihnen im Moment?", flüsterte die Assistentin.

"Es ist immer ein Auf und Ab. Wie Sie sehen komme ich echt gut mit meiner Schülerin zurecht und sie erinnert mich echt sehr an meine vermutlich verschollene Tochter. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass ich betrogen wurde und sie den Selbstmordversuch überlebt hat, aber auffinden konnte man sie auch nicht. Wahrscheinlich, weil sie sich in den Jahren so sehr verändert hat vom Äußerlichen her. Momentan fühle ich mich so sehr verbunden zu meiner Schülerin, dass ich manchmal das Gefühl habe als wäre sie meine Tochter. Mutterinstinkte. Es ist zwar unmöglich, aber es gibt so viele Sachen, die dafür sprechen, wie zum Beispiel unser Klamottenstil, unser Aussehen und ihr Geburtsdatum stimmt mit dem meiner Tochter über ein. Hinzu kommt, dass sie auch einen Selbstmordversuch gestartet hatte und sie von mysteriösen Ärzten behandelt wurde. Echt eigenartig, aber das bringt mich natürlich zum Nachdenken."

"Jetzt, wo Sie es sagen, klingt es echt eigenartig und macht mich auch ein wenig stutzig. Ich glaube ich nehme das in die Hand und schaue mal, was ich herausbekommen kann. Jedoch vergessen Sie nicht zu leben und denken nicht ständig über diese Sache nach. Ich begleite Sie noch mit bis auf Ihr Zimmer, denn es ist glaube ich besser, wenn Sie hier bleiben. Wenn Sie alleine zu Hause sind, dann zerstört es Sie noch mehr und dann beginnen Sie wieder sich selbst zu verletzen. Solche Verletzungen, wie an Ihrem linken Handgelenk können echt negativ enden und das wissen Sie auch. Wir möchten Sie erst einmal für ein paar Tage hier behalten und schauen, wie Sie sich so machen. Ein weiterer Aufenthalt hier in der Klinik schadet Ihnen bestimmt nicht."

Die Stimmen wurden immer schwacher und leiser, da sie immer weiter weg gingen. Aber das, was ich hören konnte war Beweis genug. Ich wusste jetzt, dass ich gerade nicht halluziniert habe und Sie sich wirklich am Handgelenk verletzt hatte und dass Sie hier schon einmal Patientin war. Das alles ist wie ein Puzzle und es passt alles zusammen. Sie hatte ja auch von einer Freundin erzählt, der das Gleiche passierte, wie mir. Meine Spekulationen haben ergeben, dass die Freundin von der Sie sprach, Sie selber war. Wahrscheinlich war es Ihr unangenehm darüber zu reden oder Sie wollte es mir nicht erzählen, weil Sie weiß, dass ich mir immer zu viele Sorgen und Gedanken machte. 

Zwar war ich einen großen Schritt voran gekommen, aber es stehen trotzdem noch so viele Fragen offen. Ich werde weiterhin meine Ohren und Augen offen halten und erst einmal so tun, als würde ich von nichts wissen.

Der Tag war sehr anstrengend und ich ging erst einmal schlafen.    




Verloren? - Welcome to my truthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt